Neue R2-Serie: Der R2-Bibel-Blogger über Themen zwischen Himmel und Erde
Der Papst: Vorstandsvorsitzender einer weltweit erfolgreichen Organisation
Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont
Foto: privat
Dr. Andreas Fisch ist katholischer Theologe. Und erklärt dem R2-Bibelblogger in einer neuen Serie die geheimnisvollen Dinge zwischen Himmel und Erde.
Dortmund. Jede Organisation, die erfolgreich ihre Missionen durchführen möchte, braucht einen Chef. Einen, der alle Fäden in der Hand hält. Der die Organisation nach außen vertritt. Der Entscheidungen trifft, Perspektiven entwickelt und das Personal führt. In einem großen Unternehmen nennt man diesen Menschen Vorstandsvorsitzende. Nationen nennen ihn Präsident. In Familien heißen sie „Mama“. Und in der katholischen Kirche ist es der Papst. Der R2-Bibel-Blogger ließ sich vom katholischen Theologen Dr. Andreas Fisch erklären, was es mit diesem außergewöhnlichen Führungsposten auf sich hat, der immerhin seit rund 2000 Jahren der einflussreichste Job in der katholischen Kirche ist.
Mit einem Felsen, was der Name Petrus bedeutet, fing alles an. Im Jahr 67 starb in Rom der Apostel und Missionar Petrus einen Märtyrertod. Vorher wirkte er jedoch als erster Bischof von Rom. Und begründete damit ein Amt, das bis heute besteht: Das des Papstes. Man kennt ihn auch als „Heiligen Vater“. Gott selbst nennt sich übrigens lediglich „Vater.“ Viel bescheidener… Aber Gründer treten ja oft zugunsten des Geschäftsführers irgendwann in den Hintergrund. Sie müssen ja auch nicht mehr die ganze Arbeit machen.
Macht und ein bisschen Rechthaberei...
Gleich dieser erste Papst musste eine konfliktreiche und wichtige Auseinandersetzung mit Paulus (Sie wissen schon, der zuerst der Jude Saulus war…) führen. Gegenstand dieses ersten Streits: Wieviel Juden- und Heidentum ist im Christentum erlaubt, bzw. sogar erwünscht? Dürfen/Sollen ehemaligen Juden Schweinefleisch essen? Müssen/Dürfen Konvertierte beschnitten sein?
In Wirklichkeit ging es natürlich um Macht und ein bisschen Rechthaberei der beiden wichtigsten Apostel, wie man es so häufig bei Top-Managern und anderen Alpha-Männchen sieht. Man einigte sich letztlich auf einen Kompromiss und tolerierte alle Variationen und Richtungen. Schließlich war man noch ganz am Anfang und durfte neue Anhänger keineswegs verschrecken.
Petrus, der erste Papst, war übrigens verheiratet! Ein Familienstand, der auch heute noch möglich wäre. Denn Papst werden darf nach den offiziellen Regeln JEDER gläubige, männliche Katholik. „Natürlich wird heute in der Praxis nur ein Mensch zum Papst gewählt, der mindestens Priester ist“, erklärt Dr. Andreas Fisch, „aber theoretisch…“ Dann bleibt er allerdings Papst auf Lebenszeit. Seine Frau wäre dann ebenso lebenslang Papst-Gemahlin und First Lady im Vatikanstaat. Und wahrscheinlich würden sich die italienischen Modehäuser darum reißen, sie in prächtigem Purpur und Gold auszustatten. Ich tippe darauf, dass Donatella Versace diesen Style am ehesten treffen würde.
Von der Unfehlbarkeit des Papstes
Das wirklich Attraktive an diesem Top-Job ist aber die sagenumwobene Unfehlbarkeit des Papstes. (Auch manche weltliche Wirtschaftsbosse halten sich für unfehlbar!) Und da muss der R2-Experte Dr. Andreas Fisch den Bibel-Blogger enttäuschen: Alles ein riesengroßes Missverständnis!
1870 wollten die konservativen Kräfte in der römisch-katholischen Kirche unbedingt durchsetzen, die Unfehlbarkeit des Papstes festzuschreiben. Die Liberalen wollten lieber auf gemeinschaftliche Beschlüsse durch die Bischöfe setzen. Immer noch eine sehr elitäre Angelegenheit, aber immerhin demokratischer als der päpstliche Alleinherrschaftsanspruch. Welcher zumindest leichte Züge von Narzissmus zeigt, der dem Narzissten selbst bekanntlich am gefährlichsten werden kann. Der erste Narzisst ist jämmerlich ertrunken…
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