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R2-Blogger - Gold Miss
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BAP-Legende Wolfgang Niedecken im R2-Interview
"Nee, Jung. Game over"
Von Frank Weiffen für R2-Popsmart
Video: YouTube/BAP
Wolfgang Niedeckens Gedanken zum Thema Internet im Rahmen der Reihe "BAP - Studio A-Z" auf YouTube.
Köln. Man mag ihn verstehen oder nicht - kennen tut Wolfgang Niedecken fast jeder im Lande. Der gebürtige Kölner ist schließlich seit 35 Jahren ein Aushängeschild des Rheinlands. Als Sänger der Band BAP setzte er Maßstäbe im deutschsprachigen Rock. Zudem wandelte der ob seiner Leidenschaft für den amerikanischen Singer/Songwriter-Gott Bob Dylan gerne mal „Südstadt-Dylan“ genannte Niedecken zigmal auf Solopfaden. Jetzt wurde er 60 und hat mit „Für ne Moment“ seine Autobiographie veröffentlicht. Grund genug, mit ihm über das Alter, Berufsjugendlichkeit, Unworte und natürlich Rock’n‘ Roll zu sprechen. R2-Autor Frank Weiffen traf sich mit Niedecken in dessen Kölner Büro.
Auf dem neuen BAP-Album singen Sie (übersetzt ins Hochdeutsche): „So ein Leben ist nicht schlecht, wenn auch nicht der Königsweg“. Was wäre denn der Königsweg gewesen?
Wolfgang Niedecken: Da muss ich etwas weiter ausholen: Zunächst einmal war ich froh, dass mir das mit dem „Königsweg“ überhaupt eingefallen ist – beim Gassi-Gehen mit meinem Hund am Rheinufer in Rodenkirchen übrigens. Ich wollte nämlich um jeden Preis dieses Überbordende „Boah, wir sind beim Rock’n’Roll und alles ist so sensationell“ vermeiden. Ich wollte es aus der Warte eines Mannes sagen, der sechs Jahrzehnte erlebt hat. Und in dieser Zeit – und jetzt komme ich auf die Frage zurück – war natürlich nicht alles toll und super. Der Königsweg ist unmöglich. Den gibt es nicht. Da ist immer ein Deal, ein Kompromiss. Wir leben schließlich nicht mehr im Zeitalter der fahrenden Musikanten, die durch die Gegend reisen und Frau und Kinder mitschleppen. Wenn du auf Tour bist, dann ist es nicht möglich, den Familienbetrieb aufrecht zu erhalten. Die Rock’n’Roll-Band gibt den Takt vor. Selbst wenn du das nicht wahrhaben willst, weißt du: Du bist derjenige, der alles am Leben erhält und der das Geld reinholt. Und dazu muss eben auch der Partner Lust haben. Genau daran ist ja meine erste Ehe gescheitert.
Foto: BAP
BAP live: Seit Jahrzehnten Garanten
für eine gute Show.
Wie haben Sie das dann trotzdem über 30 Jahre durchgehalten?
Niedecken: Das ging nur mit einem großen Verständnis meiner heutigen Familie und meiner zweiten Frau Tina. Sie wusste sehr schnell, was für einen Typen sie sich da einhandelt. „What You See Is What You Get“ eben. Insofern kann ich schon sagen: Ich bin zwar nahe dran am Königsweg. Ich weiß aber eben auch, was mir alles entgangen ist: Ich habe meine Söhne nie richtig als Vater erlebt. Ich war immer eine Mischung aus Onkel, Kumpel, Bruder.
Rock’n’Roll ist seit jeher rebellisch. Gibt es überhaupt irgendetwas, mit dem Ihre Kinder Sie, den Rock’n’Roll-Vater, noch schocken könnten?
Niedecken: (lachend) Natürlich gibt es so etwas. Aber ich werde den Teufel tun und das hier sagen. Nur soviel: Gefärbte Haare gehören nicht dazu. Die grünen Haare, mit denen mein Sohn Severin irgendwann einmal nach Hause kam, haben mich nicht schockiert. Wobei ich nun nicht sonderlich rebellisch bin. Ich bin ja nicht am ganzen Körper tätowiert und gepierct und gehe auf die Straße, um die Omas zu erschrecken. Mein Image ist ja ein anderes.
Was denn für eines?
Niedecken: Ein gewachsenes. Mir geht es nicht darum, welche Accessoires ich brauche. Im Gegenteil, ich überlege vielmehr: Was kannst du dir mit sechs Jahrzehnten Rock’n’Roll auf dem Buckel noch erlauben – und was wirkt berufsjugendlich.
Was war das letzte Opfer dieser Überlegungen?
Niedecken: Ich habe meinen Ohrring abgelegt. Ich habe in den Spiegel geschaut und mir gesagt: Das könntest du eigentlich auch mal sein lassen.
War’s ein schwerer Entschluss?
Niedecken: Definitiv. Ich hätte es mir auch fast anders überlegt und habe ihn – nachdem ich ihn ausgezogen hatte - noch mal einen Tag lang angesteckt. Dann aber wusste ich: Nee, Jung. Game Over. Das war’s. Und wer weiß: Vielleicht kommt bei mir irgendwann sogar mal die Einsicht: Wolfgang, Du könntest dir eigentlich auch mal die Haare schneiden.
Foto: BAP
Was kann noch kommen? BAP haben auf allen großen Bühnen gespielt, sind auf Du und Du mit Rock-Größen wie Bono und Bob Geldof.
Dave Grohl von den Foo Fighters sagte kürzlich einmal, er würde mit 60 nicht mehr auf der Bühne stehen wollen, weil die Leute ihn dann nur dafür bewundern würden, dass er immer noch da oben steht, aber nicht für das, was er sagen wolle.
Niedecken: Das ist Blödsinn. Einen Maler oder Schriftsteller würdest du ja auch nie fragen: Wie lange willst du das denn noch machen? Warum denn dann ausgerechnet einen Rock’n’Roll-Musiker? Nur weil das eine Musik ist, die schon in den 50ern an die Oberfläche kam? Ich gehe immer noch gerne zu einem Konzert von B.B. King. Es ist noch nicht erwiesen, dass Rock’n’Roll unbedingt etwas mit Jugendlichkeit zu tun haben muss. Vielmehr soll sich jede Generation einbilden dürfen, sie hätte den Rock’n’Roll erfunden. Genauso, wie sich jede Generation einbilden darf, sie hätten den Sex erfunden, auch wenn’s nicht stimmt, denn: Du kannst den Rock’n’Roll nicht neu erfinden. Du kannst ihn nur am Rollen halten.
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