Andreas Schön: Künstler und Forschungsreisender
"Eine Art kühles Wohlbefinden ermöglichen"
Von Peter Joerdell für R2-Bildungsbürger
Foto: A. Schön
Kunst trifft Wissenschaft: Schöns Reise mit der Meteor war für den Maler sehr inspirierend.
Düsseldorf. Seine Düsseldorfer Zeit begann für Andreas Schön mit Gerhard Richter. Bei ihm hat Andreas Schön studiert und auch als sein Assistent gearbeitet, nachdem er in Münster bei Lothar Baumgarten und Norbert Tadeusz studiert hatte. „Der Zeit im Atelier Richters verdanke ich einen gewissen Sinn für Arbeitsorganisation und den schönen Satz "Ordnung kommt vor Produktion"“, erinnert sich Schön. Inwiefern ihn die Zeit künstlerisch geprägt habe, sei schwer zu sagen. „Auf jeden Fall habe ich aber das Know How für den Bau besonders gelungener Mal- bzw. Palettenwagen mit vielen Schubladen darin dort erlernt“, lacht Schön. „Ich habe gerne für und mit ihm gearbeitet.“ Wirklich begeistert für die Malerei habe ihn aber Tadeusz: "Ihm verdanke ich zum Mindesten die Bereitschaft, überhaupt einen Pinsel in die Hand zu nehmen."
Wirklich prägend war für Andreas Schön eine Erfahrung: Italien. „Der Süden, das Mediterrane war und ist für mich enorm wichtig.“ Erst nach diesen Reisen habe er wirklich begriffen, so Schön, „wie viel uns klassische Kunst und Architektur sagen können.“ Bis dahin sei auch er, wie viele Zeitgenossen in den 60er Jahren, „dem naiven Glauben angehangen, einfach moderner Künstler sein zu können und müssen.“
Foto: A. Schön
Ein Blick ins Atelier des Künstlers.
"Schon bei Giotto ist vieles Moderne vorzufinden"
Dann habe er erkannt, dass schon bei Giotto alles mögliche Moderne schon vorzufinden ist. „Bis hin zu Modellen des Zusammenlebens: sich in der Klostergemeinschaft an den Händen halten, das Treffen auf der Piazza, das einen zum Bürger macht, der die öffentlichen Dinge verhandelt.“ Wie die Lorenzetti-Brüder in ihren Fresken im Palazzo Communale in Siena die "gute und schlechte Regierung" im Zusammenhang mit dem ganzen Umland zeigen, das spreche von mehr Verantwortung vor der Gemeinde als so mancher „politisierende Künstler“ von heute sie vorweise, betont Andreas Schön.
Überhaupt fasziniert ihn ein "historischer Ansatz" in der Malerei. Schon als Kind war Andreas Schön sehr geschichtsbegeistert, las alles, was er finden konnte über Sitting Bull, Horatio Hornblower, und die Odyssee. „Als ich dann später einige Semester Geschichte studierte, fiel mir auf, wie sehr auch die offizielle Historie Erzählung ist.“ Schön denkt dabei an die konstantinische Schenkung, mit der die Kirche ihren Machtanspruch über das gesamte weströmische Reich zementierte, oder aber wie Berlin im Wende-Jubel 1990 zur gesamtdeutschen Hauptstadt hochstilisiert wurde. „Berlin ist eine künstliche Hauptstadt. Eigentlich hat Deutschland viele Zentren, man denke an Weimar und Bonn, ähnlich wie Italien.“ Schön habe es immer Spaß gemacht, seine eigene Geschichte zu entwerfen, aus Spuren und Zeichen in Gemälden. „Damit kann ich hantieren, wie mit einer Modelleisenbahn.“
Foto: A. Schön
Aquarell: Während seiner Reise mit der
Meteor malte Schön 28 Stück.
Schön will seinen eigenen Gesang in der europäischen Kulturgeschichte anstimmen
Seit jeher ist das Hauptthema von Schöns Schaffen das Entdecken und Verdecken, ausgetragen auf dem abgegrenzten Spielfeld der rechteckigen Leinwand mit Händen, Pinsel und Farben. „Ich lasse Bilder von Gelände entstehen, dessen historische und soziale Gravuren ich mir anschaue, um das Ganze in eine Art Bühne umzusetzen, vor der der Betrachter sich wieder findet.“ Auf diese Weise versuche er, seinen eigenen Gesang im Rahmen der europäischen Kulturgeschichte anzustimmen. „Ganz wichtig ist mir dabei, mischend Farben durchzudeklinieren und daraus etwas zu formen, das bestimmten Gesetzen folgt, die erst beim Malen entstehen.“ Letztlich sei sein Ziel, als Künstler so etwas zu erzeugen, das zwar nüchtern behandelt wurde, aber dennoch zum Schauen einlädt und „eine Art kühles Wohlbefinden ermöglicht.“
Für die große Herausforderung an die Malerei im jungen 21. Jahrhundert hält er das Vermeiden von „Silo-Effekten“. „Wir alle versacken doch in abgeschlossenem, spezialisiertem Denken und Wissen.“ Wichtiger sei es, Menschen zusammenzuführen und dafür zu sorgen, dass sie sich über die Außenwelt verständigen können. „Wie sie ihnen erscheint und wie sie vorstellbar wäre.“ Dabei könne die Malerei mit ihren sehr direkten Mitteln wie Händen, Stift und Pinsel, über die jeder Mensch verfügt und bis zu einem gewissen Grad gebieten kann, eine große Hilfe sein. Eins ist für Schön völlig klar: „Ich will das Rattenrennen mit der IT vermeiden und stattdessen auf Verdichtung hinwirken.“
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