Das Korean Girl über Männer und Frauen
Sie haben aber einen komischen Namen!
Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont
Foto: privat
Kalligraphie gehört zur koreanischen Schrift- und damit auch zur Namenskultur und wird sogar auf den Straßen Seouls praktiziert, wie dieses Foto beweist.
Dortmund. „Namen sind Nachrichten!“, das war so ziemlich das erste, was ich in meiner journalistischen Ausbildung gelernt habe. Und offensichtlich bis heute nicht vergessen habe. „Namen sind wichtig!“, lernte ich viele Jahre später ein weiteres Mal in einem Benimm- und Etikette-Kurs, mit welchem ich meine Umgangsformen verbessern wollte. Und vor kurzem habe ich wieder in einem Ratgeber, mit welchem man lernt, wie man seine Mitmenschen manipuliert, gelesen, wie bedeutend Namen sind. Jetzt wissen Sie erstens, dass ich gern skurrile Dinge lerne. Und zweitens, dass ich heute über Namen schreibe. Und zwar über koreanische Namen.
Bist Du mit einem Deutschen verheiratet?
Fangen wir mit meinem an. Über meinen Namen muss ich nämlich immer sehr viel sprechen. Vor allem, wenn ich neue (deutsche!) Leute kennenlerne. Die beliebtesten Fragen dabei sind:
1. Hat Dein Name eine Bedeutung? (Selbstverständlich! Jeder Name hat eine Bedeutung. Oder was meinst Du, woher der Familienname „Müller“ kommt?)
2. Wie soll ich ihn aussprechen? (So wie man ihn schreibt. Alles andere kriegen wir heute Abend sowieso nicht mehr hin. Oder sollen wir jetzt wirklich die Phonetik des koreanischen Alphabets durchgehen?)
3. Bist Du mit einem Deutschen verheiratet? (Häh? Ach so, weil sich mein Name „J-U-N-G“ schreibt. Nein, das ist nur die germanisierte Form eines guten, alten koreanischen Familiennamens…)
Eigentlich finde ich diese Fragen total nett, interessiert und fast schon süß! Auch wenn sie auf Dauer ganz schön nerven. Aber so ist das halt, wenn man in irgendeiner Weise exotisch ist. Da muss ich durch! Deshalb antworte ich auch (hoffentlich!) nie so sarkastisch, wie ich das soeben getan habe. Höchstens in Gedanken. Und natürlich in meiner Kolumne „Korean Girl“.
Stattdessen erkläre ich lang und breit die Bedeutung meines Namens. Weil mir die Bedeutung ein bisschen peinlich ist, beginne ich folgendermaßen: „Mein Name ist ein ganz gewöhnlicher koreanischer Frauenname. Viele Frauen heißen so.“ Die meisten Gesprächspartner nicken dann sehr verständnisvoll.
Warten, wie der Gesprächspartner reagiert...
Dann geht es weiter: „Also, das „Mi“ haben viele Frauen meiner Generation in ihrem Namen. Es heißt „Schönheit“. Die meisten Gesprächspartner gucken dann schon ein wenig verwirrt. Ich rede dann ganz schnell und unbeirrt weiter: „Und das „Sun“ bedeutet einfach „gut sein“, „tugendreich sein“. Dann mache ich in der Regel eine Pause und warte ab, wie mein Gesprächspartner DARAUF reagiert.
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Kommentare
Hallo Ulli,
danke für Deine witzigen Einblicke in Euer Familienleben.
Dass man aus "Joanna" eine "Anna" macht, darauf wäre ich gar nicht gekommen... Ich würde DARAUF übrigens auch nicht reagieren ;-) (Da fehlt ja ein Drittel)
Wünsche Joanna viel Spaß in der Schule. Hoffentlich kommen Mitschüler und Lehrer mit ihrem wunderschönen Namen zurecht.
Wir sind eine deutsch-koreanische Familie und können von Namen und der Gleichen
auch ein Liedchen singen.
(Deutsch-koreanisch bedeutet hier schlicht, ein Elterneil stammt aus Deutschland und eins aus Korea.)
Unser Kind sieht sehr koreanisch aus, spricht aber am liebsten Deutsch.
Es ist ein Mädchen mit Namen Joanna mit "dsch" wie im englischen Wort "Jungle", sie ist also eine
Dscho-Anna und irre stolz darauf, dass sie in diesem Jahr schon in die Schule darf.
Von Deutschen wird aus unserer Kleinen gerne eine Johanna gemacht, was von der Bedeutung wohl nicht falsch ist,
da der Name ursprünglich aus dem Hebräischen stammt, "die Gott begnadete" bedeutet und in vielen Varianten in die gesamte Welt hinaus ging.
Man könnte daher wohl auch wie im Englischen "dscho-ääääna" sagen, was gelegentlich schon mal passiert, aber sehr an
bekannte Schlager erinnert und ihr auch nicht sonderlich gefällt.
Was sie aber bereits im Kindergarten erfahren und akzeptiert hat - oder hat sie resigniert? - ist die Tatsache, dass sie einen Namen hat, der in
vielen Teilen der Welt etwas anders ausgesprochen wird.
In Korea musste sie sogar feststellen, dass ihr Name zu hochgradigen Verwirrungen und Missverständnis sen Anlass gibt.
Er ist für Koreaner leicht auszusprechen, das ist ein Vorteil, der Nachteil ist, dass er aus drei Silben besteht.
Koreanische Namen bestehen nämlich (wie das Korean Girl bereits in früheren Artikeln erklärte),
meist mit Vor- und Familiennamen komplett aus drei Silben,
so wie bei Herrn Ban Ki Mun oder den verstorbenen nordkoreanische Führern Kim Il Sung und Kim Jung il.
Koreaner rufen sie daher - wohl aus Kulturellen Gründen - stets und mit erstaunlicher Sturheit "Anna".
Das "Dscho" muss der Familienname sein. Ja...nee..aber... wieso heisst die Mama dann Song und der Papa Perk?
Die Verwirrung ist komplett und die kleine reagiert nicht auf die Rufe - Sie ist eben nicht "Anna".
Aber..aber... "wer ist dann Herr Dscho?" wird spätestens jetzt im Flüsterton gefragt.
Und dann wird erklärt, solange bis alle alles verstanden haben.
Es ist halt nicht immer alles einfach.
Eins allerdings haben wir uns fest, ganz, ganz fest vorgenommen.
Unser nächstes Kind, wird's ein Junge, nennen wir es Jonathan ....klar! Natürlich mit "Dscho".
Sollte es ein Mädchen werden, sind wir auch darauf gut vorbereitet.
Josephine ist ein schöner Name.
Der zweite Vornahme hat zumindest in meiner Familie auch Tradition, und wir sind ganz gewiss nicht vornehm - nur eben traditionslasti g in diesem Punkt. Den zweiten Vornamen 'Helena' hatte nämlich schon meine Ur-Oma bis hin zu meiner Mutter und mir - und wenn ich eine Tochter haben sollte irgendwann, wird das natürlich weitergeführt ... ;)
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