Eine Senfmühle in Schwerte – aus echtem Schrot und Senf

Man nehme: die besten Zutaten, zwei Granitsteine und viele Ideen

Von Sun-Mi Jung für R2-Gabelbieger

Foto: Schwerter Senfmühle

Sogar ein Anflug von mittelalterlicher Gewandung: In Frank Preiserts Senfmühle geht es eben ganz traditionell zu.

Schwerte. Mit Ein-Liter-Senf-Eimern fing alles an. Als Kind, so erinnert sich Frank Peisert, schickte ihn seine Mutter regelmäßig los, um Senf in eben diesen Eimern in der Senfmühle von Wilhelm Adrian zu kaufen. Ein bis zwei Holzkellen – und der Eimer war voll. Die würzige, goldgelbe Paste hatte ihren festen Platz auf dem Speiseplan der Familie Peisert, die erst kürzlich nach Schwerte gezogen war. Und war für den kleinen Frank etwas ganz Selbstverständliches, worüber man kaum nachdenken musste - „wie Strom aus der Steckdose“. Heute bestimmt dieser Senf das Leben von Frank Peisert. Denn mittlerweile ist er der Inhaber und Betreiber der Schwerter Senfmühle. Und mittlerweile denkt er auch ganz schön viel über dieses alte Gewürz nach…

Der R2-Gabelgieber kommt nicht nur ganz schön rum im Rhein-Ruhrgebiet, er darf dabei auch noch die schönsten Leckerbissen entdecken. Wie zum Beispiel den Schwerter Senf. Er ist goldgelb, wird ausschließlich aus natürlichen Zutaten und auf alten Granitsteinen hergestellt und zur Ruhr 2010 sogar als RuhrGoldSenf im R2-Gebiet verkauft. Seine Wurzeln reichen bis in das Jahr 1845 zurück. Über Generationen betrieb die Familie Adrian die kleine Senffabrik, die den Senf nach altem Familienrezept herstellte. Mit den Jahren und der Industrialisierung ging die Nachfrage immer weiter zurück, irgendwann betrieb Wilhelm Adrian die Herstellung nur noch als Hobby und für einige wenige Kunden. 1999, mit 69 Jahren, wollte Wilhelm Adrian schließlich ganz mit der Senfherstellung aufhören.

Zu diesem Zeitpunkt war Frank Peisert „28 oder 29 Jahre alt und Maschinenbaustudent an der Uni Dortmund“. Und immer noch ein ausgesprochener Liebhaber des Schwerter Senfs, mit dem er quasi aufgewachsen war. „Ich übernehme die Senfmühle“, stand für den Studenten kurz vor der Diplomarbeit daher schnell fest. Natürlich lediglich als Hobby und Ausgleich. Gelernt hatte er schließlich etwas ganz anderes. Und so hatte Frank Peisert am Anfang vor allem eines. Keine Ahnung. Keine Ahnung von der Senfproduktion, keine Ahnung vom Unternehmertum und BWL, keine Ahnung von Absatz und Vertrieb. „Im Nachhinein sind wir schon ein wenig blauäugig in das Ganze gestartet“, gibt er schmunzelnd zu. Und dennoch, oder aber auch vielleicht gerade deshalb, nahm er sein Geschäft sehr ernst. Zunächst einmal mussten neue Produktions- und auch Geschäftsräume her. Die alte Firmenadresse war nämlich im Privatbesitz der Familie Adrian, sollte nun anderweitig genutzt werden und kam deshalb nicht in Frage. Glücklicherweise war in der alten Rohrmeisterei, die von der Stadt Schwerte über eine Bürgerstiftung als Bürger- und Kulturzentrum betrieben wird, ein Plätzchen in der ehemaligen LKW-Halle frei.

Foto: Schwerter Senfmühle

Welche Sorte darf's denn sein? Der Phantasie sind bei der Wahl der Aromen kaum Grenzen gesetzt...

Im November 2000 war es soweit: die erste Mahlung stand an

Auf 60 Quadratmetern fand die neue Schwerter Senfmühle eine Unterkunft. „Das Lager war gerade einmal sechs Quadratmeter groß. Dafür aber immerhin 3,50 Meter hoch“, so Frank Peisert. Und im November 2000 war es dann endlich soweit. Frank Peisert konnte seine erste Mahlung ansetzen. Natürlich musste Wilhelm Adrian bei den ersten paar Mahlungen dabei sein. „Aber im Prinzip ist das Ganze sehr einfach“, so Frank Peisert und verrät uns den Produktionsprozess: Senfkörner, die gelben sind die würzigen, die braunen die scharfen, werden geschrotet und in ein Maischefass gegeben. Angesetzt wird diese Maische mit Wein-Branntweinessig, Wasser und Salz.

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