Lahcen Jmouh unterrichtet Kung-Fu und Taiko in Düsseldorf
„Total eins mit dem Moment werden"
Von Peter Joerdell für R2-Sportskanone
Foto: privat
Lahcen Jmouh beim Trommeln auf der Miya-Daiko, der traditionellen japanischen Trommel.
Düsseldorf. Die Welt der fernöstlichen Weisheit liegt nicht nur in Glückskeksen, Hong Kong-Easterns und japanischem Animé. Für viele Menschen ist sie auch ein harter, langer Weg zur Selbstvervollkommnung. Manche widmen ihr ganzes Leben dem Ikebana, der Kalligraphie oder auch nur der perfekten Methode, ein Katana zu ziehen. Lahcen Jmouh aus Düsseldorf hat sich der Perfektionierung seines Kung-Fu gewidmet. Und weil das dem studierten, aus Marokko stammenden Informatiker nicht gereicht hat, hat er direkt auch noch Tai Chi Chuan, Taiko und Stockkampf oben draufgelegt. Die R2-Sportskanone traf den Sensei in seinem Dojo an der Düsseldorfer Ackerstraße.
R2: Hallo Lahcen, vielen Dank, dass Du dir die Zeit für das Gespräch genommen hast. Wenn unsere Informationen stimmen, warst Du vor Deinem zweiten Leben als Kung Fu- und Taiko-Sensei Programmierer. Wie kam es zu dem radikalen Kurswechsel in Deinem Leben?
Lahcen Jmouh: Kein Problem, schön, dass Ihr da seid. Ja, ich habe erst als Programmierer gearbeitet, als ich mit meinem Studium in Deutschland fertig war. Ursprünglich bin ich aus Marokko hierher gekommen, um Sportmedizin zu studieren. Als ich in den ersten Vorlesungen saß, merkte ich aber schnell: Das wird nichts. Der Professor hat mit Fachbegriffen um sich geworfen, total schnell geredet… Da fragte ich einen Freund, wie das bei E-Technik und Informatik ist. Und so bin ich da hin gewechselt, denn mit Mathe und Physik hatte ich nie Probleme. Und Formeln und Zahlen sind überall gleich. Und da war ich erst einmal Programmierer, nach dem Studium. Ich habe gut verdient, aber auch gemerkt: Das ist nicht mein Weg. Ich habe jeden Tag zehn, zwölf Stunden gearbeitet und trotzdem noch trainiert wie ein Wilder, um meine Fitness zu erhalten. Dadurch bin ich sehr abgemagert, habe gesehen: Beides geht nicht, also die Arbeit und meine Leidenschaft für Taiko, Tai-Chi und Kung Fu. So habe ich seit über zwölf Jahren meine Schule, war zunächst mit meinem Dojo in Krefeld und bin jetzt seit Mitte 2004 hier an der Ackerstraße in Düsseldorf.
R2: Du hast Kung Fu und Tai Chi in China gelernt?
Jmouh: Ja, bei den Shao-Lin Mönchen. Aber mit dem Erlernen der Kampfkunst habe ich schon mit neun, zehn Jahren angefangen. Mit 22 bin ich dann für anderthalb Jahre nach China, um meine Ausbildung dort zu perfektionieren. Ich bin ein Berber, und die Berber stammen ja aus Asien. Überall in Marokko hat man einen sehr großen Respekt vor der asiatischen Kultur, ihrer Weisheit – und der Kampfkunst.
R2: Das würde man bei einem Land, das im Westen als mehrheitlich islamisch wahrgenommen wird, gar nicht so vermuten…
Jmouh: Stimmt, das habe ich schon oft gehört. Aber wie gesagt, ich bin Berber. Natürlich bin ich Moslem, aber ich bin auch Christ, bin auch Buddhist… Ich verschließe mich keiner Weisheit. Man muss bereit sein, unterschiedliche Wege zu gehen.
Bujin-Taiko auf dem Japan-Tag 2010 in Düsseldorf (Alter Hafen): Teil 1
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