Das Korean Girl über asiatische Laktoseintoleranz:
Das verdorbene Sekret aus dem Euter einer Kuh
Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont
Foto: © Christian Bauer, Lizenz
Köstlicher Gouda! Leider kann man ihn nicht essen, wenn man unter Laktoseintoleranz leidet.
Dortmund. Wer auf einer Hochzeit am Buffet steht, kommt mit vielen Menschen ins Gespräch und kann die interessantesten Sachen erleben. Zum Beispiel das hier: „Können Sie denn wirklich diesen ganzen Käse essen?“, fragte mich die ältere Dame im ökologisch korrekten Outfit freundlich. Und weiter: „Vertragen Sie das denn?“. Ich wusste natürlich sofort, worauf die Frau hinaus wollte. Asiaten (und optisch und genetisch gesehen bin ich eine) vertragen keine Milch und auch keine Milchprodukte. Man nennt es Laktoseintoleranz und das Thema ist ein wenig ekelig. Aber da müssen wir jetzt gemeinsam durch!
Mein Vater (auch ein genetischer Asiate) isst keinen Käse. Er hasst Käse! Es sei denn, es gibt Pizza. Auch sonst nimmt er so gut wie gar keine Milch oder Milchprodukte zu sich. Eine weitere Ausnahme neben geschmolzenem Pizzakäse ist jedoch Schwarzwälder Kirschtorte. Da ist ganz viel Sahne drin, aber das scheint in Ordnung zu sein.
Statt Milch steht immer ein Karton Sojamilch im Kühlschrank meiner Eltern. Die schmeckt auch mir ziemlich gut, leider bin ich allergisch gegen Sojamilch.
Die Schwierigkeit, Tête de Moine in Seoul zu bekommen...
Meine Verwandtschaft in Korea trinkt ebenfalls keine Milch. Und wer auf die ganze westliche Palette von Milchprodukten, wie Käse, Quark, Yoghurt, Sahne, Milchspeiseeis, Vanillepudding, Butter und Sahnesaucen nicht verzichten kann (so wie ich!), sollte längere Aufenthalte in Südkorea vermeiden.
Milchprodukte sind hier nämlich relativ schwierig zu bekommen und die Auswahl ist ebenfalls sehr gering: Man bekommt natürlich amerikanischen Scheibletten-Käse in jedem Supermarkt um die Ecke. Aber wer will DEN schon ernsthaft essen? Bei Blauschimmelkäse und Tête de Moine wird es schon erheblich schwieriger. Ziegenfrischkäse und Hüttenkäse habe ich auch noch nicht entdeckt.
Dabei gibt es kaum etwas Feineres, als gebackenen Ziegenkäse auf Salat mit frischen Feigen. Und der Tête de Moine macht allein schon deswegen so viel Spaß, weil man ihn in so hübschen Rosetten runterhobeln kann. Zumindest gibt es „Black Forest Cherry Cake“ in den stylischen Konditoreien von Seoul. Auch „Strawberry Cheese Cake“. Aber eigentlich mag ich gar keinen Kuchen.
Die allgemeine Ablehnung von Milch und Milchprodukten findet übrigens nicht nur durch Koreaner statt. Zwei Indonesier, die mit uns die Schweiz besuchten, probierten mit uns ein Original Schweizer Käsefondue. Köstlich! Und das Beste war: Wir zwei „Deutschen“ hatten das ganze Fondue (fast) für uns allein! Den Indonesiern schlug der Käse dann doch zu sehr auf den Magen…
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Kommentare
ich glaube, wir sind halt echte "Dogil-Saram" (Deutsche)!
Ob Milch, Hopfen oder Malz - Ich kann alles trinken! Aber Dortmund ist ja auch berühmt für seine Braukunst ;-)
Nur Milchreis finde ich ganz schrecklich... Wie kann man sich auch nur so ein merkwürdiges Lebensmittel einfallen lassen?
Viele Grüße aus dem R2-Gebiet,
Sun-Mi
habe auch schon viel darüber gehört, dass wir Koreaner solche Milchprodukte nicht vertragen sollen. Ich habe keinerlei Probleme mit Milchprodukten, esse gerne Käse, Joghurt und trinke Milch. Aber ich bin auch in Bayern aufgewachsen...
Habe auch noch keine Hopfen- oder Malzintoleranz feststellen können ;-).
Naja, Milchbauernwirt schaft war halt nichts typisch koreanisches, dafür haben wir vieles aus Reis gemacht, wozu allerdings Milchreis nicht dazugehört.
Gruss,
Andreas
danke für Deinen informativen Kommentar!
Laktosefreie Milch ist natürlich eine super Alternative. (Was man plötzlich alles essen kann...)
Und dass die koreanische Nahrungsmitteli ndustrie erst jetzt darauf kommt, ist in der Tat bemerkenswert. In Deutschland gibt es die ja schon länger...
Eine letzte Frage habe ich noch an den in Seoul lebenden Deutschen: Wo kann man in Seoul Tête de Moine kaufen?
Viele liebe Grüße nach Korea,
Sun-Mi
netter Beitrag - und als Vater einer Deutsch-Koreanischen Familie kann ich bestätigen, dass sich die Laktoseintoller anz auch vererben kann - meine Tochter leidet darunter - mein Sohn (noch?) nicht. ABER: ist gibt ja (in Deutschland) laktosefreie Milch & Michprodukte - bzw. (noch einfacher) Laktat Tabletten - die helfen zuverlässig. Nach dem Siegeszug von Milch und Milchprodukten hier in Korea (gibt es überall - ob in Joghurt, Torten oder in den Millionen Latte-Macciatos die hier in Seoul täglich konsumiert werden) ... ist es schon erstaunlich, dass die Industrie das Thema noch nicht aufgegriffen hat - aber immerhin gibt es seit ca. 1/2 Jahr laktosefreie Milch zu kaufen - seitdem kann unsere Familie wieder bedenkenlos Milch in allen Varianten geniessen (und ich bin auch umgestiegen)... :-)
Also - sollte eine Deutsche Firma eine Marktlücke hier in Seoul suchen - Laktat Tabletten hätten bestimmt einen durchschlagende n Erfolg :-)
Viele Grüße aus Seoul
Thomas
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