Das Korean Girl über asiatische Laktoseintoleranz:
Das verdorbene Sekret aus dem Euter einer Kuh
Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont
Foto:© Mike Lehmann, Lizenz
Milchprodukte muss man in Seoul suchen. Vor allem die exotischen und exklusiveren wie diesen Tête de Moine.
Ich erinnere mich auch, dass meine koreanische Tante zusammen mit einer Freundin mit dem Zug durch Europa reiste und die Freundin, immerhin eine Französisch(!) – Lehrerin, von folgenden Erlebnis berichtete: „Ich war ohnehin schon ein wenig reisekrank und dann zog auch noch der Geruch von Croque Monsieur durchs Abteil. Mir wurde total übel…“.
Die koreanisch-asiatische Ablehnung von Milch und Milchprodukten hat natürlich ihren Grund. Er heißt Laktoseintoleranz. Normalerweise können nur menschliche und tierische Säuglinge Milch vertragen. Bei Erwachsenen nimmt diese Fähigkeit, Milchzucker (Laktose) zu verdauen natürlicherweise ab. Es fehlt ein Verdauungsenzym names Laktase, bzw. ist die Produktion von Laktase stark vermindert. Trinken Erwachsene Milch, kommt es zu körperlichen Beschwerden, wie Darmwinden, Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen uns sogar zu spontanen Durchfällen!
Es sei denn, es handelt sich um ein Volk, welches seit langer Zeit Milchwirtschaft betreibt. So wie die Europäer. Aha! Dazu zählen natürlich auch alle Menschen in Amerika und Australien, die europäischer Abstammung sind.
Eine Mutation, die Milch verdauen lässt...
Bei diesen Menschen hat sich schon vor langer Zeit eine Mutation durchgesetzt, die dazu führt, dass auch Erwachsene Milch und Milchprodukte vertragen können. Diese Menschen produzieren als nach dem Säuglingsalter genügend Laktase. Denn eine höhere Laktaseaktivität bedeutet auf jeden Fall einen Selektionsvorteil: Milch ist schließlich gesund und gehaltvoll und wird von allen Ernährungsexperten gelobt. (Es sei denn, es geht ums Abnehmen. Aber das ist eine andere Baustelle.)
Vor allem bei Asiaten tritt hingegen vermehrt Laktoseintoleranz auf. Einhergehend mit einer natürlichen Abneigung gegen Milch. Ich glaube, für meinen Vater ist Käse das verdorbene Sekret aus dem Euter einer Kuh. Stimmt ja auch! Außerdem findet er den Geruch merkwürdig.
Das wusste auch die nette Öko-Dame am Hochzeitsbüffet (Ich glaube, sie war Lehrerin.). Und war so erstaunt über meinen reichhaltigen Käse-Teller, dass sie unbedingt mit mir ins Gespräch kommen musste. Ich konnte sie übrigens beruhigen. Denn:
- Erstens mag ich Geschmack, Geruch und Konsistenz von Käse sehr gern!
- Zweitens kann es durchaus sein, dass ich Laktose nicht ganz so gut vertrage. (Leichte Unverträglichkeits-Symptome weise ich schon auf… Nur spontanen Durchfall hatte ich nach einem Glas Milch noch nie!!!)
- Aber drittens kann man einen menschlichen Körper offensichtlich umgewöhnen.
- Und viertens waren Vorspeise, Hauptgang und Dessert so schlecht und so knapp bemessen, dass ich mich mit einem Käseteller aufrecht erhalten musste.
Das mit dem Selektionsvorteil stimmt also: Ohne Käse wäre ich an diesem Abend kläglich verhungert. Es lebe die Milch!
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Kommentare
ich glaube, wir sind halt echte "Dogil-Saram" (Deutsche)!
Ob Milch, Hopfen oder Malz - Ich kann alles trinken! Aber Dortmund ist ja auch berühmt für seine Braukunst ;-)
Nur Milchreis finde ich ganz schrecklich... Wie kann man sich auch nur so ein merkwürdiges Lebensmittel einfallen lassen?
Viele Grüße aus dem R2-Gebiet,
Sun-Mi
habe auch schon viel darüber gehört, dass wir Koreaner solche Milchprodukte nicht vertragen sollen. Ich habe keinerlei Probleme mit Milchprodukten, esse gerne Käse, Joghurt und trinke Milch. Aber ich bin auch in Bayern aufgewachsen...
Habe auch noch keine Hopfen- oder Malzintoleranz feststellen können ;-).
Naja, Milchbauernwirt schaft war halt nichts typisch koreanisches, dafür haben wir vieles aus Reis gemacht, wozu allerdings Milchreis nicht dazugehört.
Gruss,
Andreas
danke für Deinen informativen Kommentar!
Laktosefreie Milch ist natürlich eine super Alternative. (Was man plötzlich alles essen kann...)
Und dass die koreanische Nahrungsmitteli ndustrie erst jetzt darauf kommt, ist in der Tat bemerkenswert. In Deutschland gibt es die ja schon länger...
Eine letzte Frage habe ich noch an den in Seoul lebenden Deutschen: Wo kann man in Seoul Tête de Moine kaufen?
Viele liebe Grüße nach Korea,
Sun-Mi
netter Beitrag - und als Vater einer Deutsch-Koreanischen Familie kann ich bestätigen, dass sich die Laktoseintoller anz auch vererben kann - meine Tochter leidet darunter - mein Sohn (noch?) nicht. ABER: ist gibt ja (in Deutschland) laktosefreie Milch & Michprodukte - bzw. (noch einfacher) Laktat Tabletten - die helfen zuverlässig. Nach dem Siegeszug von Milch und Milchprodukten hier in Korea (gibt es überall - ob in Joghurt, Torten oder in den Millionen Latte-Macciatos die hier in Seoul täglich konsumiert werden) ... ist es schon erstaunlich, dass die Industrie das Thema noch nicht aufgegriffen hat - aber immerhin gibt es seit ca. 1/2 Jahr laktosefreie Milch zu kaufen - seitdem kann unsere Familie wieder bedenkenlos Milch in allen Varianten geniessen (und ich bin auch umgestiegen)... :-)
Also - sollte eine Deutsche Firma eine Marktlücke hier in Seoul suchen - Laktat Tabletten hätten bestimmt einen durchschlagende n Erfolg :-)
Viele Grüße aus Seoul
Thomas
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