John Sinclair-Autor Jason Dark und Gerd J. Pohl lasen Edgar Allen Poe
Geschichten aus dem Schattenreich
Von Mirja Schmitt für R2-Bildungsbürger
Foto: Carsten Ace Dahlmann
Gerd J. Pohl: Schauerliche Miene zum Horror-Kammerspiel.
Bergisch Gladbach. Der US-amerikanische Schriftsteller Edgar Allen Poe wird wohl allen Horrorfans ein Begriff sein. Mit seinen düster-morbiden Kurzgeschichten und Gedichten wurde er einer der Wegbereiter des modernen Horrorgenres. Doch nicht nur die Geschichten, sondern auch das Leben Poes ist voller Geheimnisse. Werden Gerd J. Pohl, Schauspieler und bekennender Poe-Liebhaber, und Jason Dark, der Autor der berühmten John-Sinclair-Romane, ein wenig Licht ins Dunkel bringen? Sie bestreiten als Protagonisten die Poe-Lesung im Bergischen Löwen in Bergisch Gladbach.
Gespannt betreten wir den Spiegelsaal des Bergischen Löwen. Wie zu erwarten sind Spiegel an allen Seiten und der Raum ist in einem atmosphärischen Rot-Schwarz gehalten. Wir sehen ein kleines Rednerpult und einen Tisch mit einem Portrait Poes und einem grinsenden Schädel. Der Rezitator Gerd J. Pohl ist in einem fröhlichen Schwarz gekleidet und liest die erste Geschichte, die direkt von Mord und Totschlag handelt: Das verräterische Herz.
Auf dem Rückweg: vor wahnsinnigen Irren in Acht nehmen...
Es wird still im Spiegelsaal, denn Pohl - und Poe - versteht es, die Zuhörer zu fesseln. Ist die Lektüre Poes bei Tageslicht in den eigenen vier Wänden für den abgehärteten modernen Leser kein Problem, so ist es es doch bei gedämpftem Licht und durch die besondere Vortragsweise Pohls eine andere Sache. Seine wandelbare Stimme und seine ausdrucksstarke Gestik lassen das R2-Team erschauern. Wir nehmen uns vor, uns auf dem Rückweg vor wahnsinnigen Irren in Acht zu nehmen.
Nach dem zu erwartenden begeisterten Applaus begrüßt Gerd J. Pohl weitere Gäste: Jason Dark alias Helmut Rellergerd und Ewald Fehlau, den Herausgeber der Gespenstercomics des Basteiverlags. Wir sind gespannt, welchen Einfluss Poe und andere klassische Autoren auf Gespenstercomic und Co. hatten und lauschen gespannt.
In der Tat hat Helmut Rellergeld alias Jason Dark früher viel Phantastisches gelesen: „Ich habe Lovecraft, Poe und E.T.A. Hoffmann gelesen.“ Auch Fehlau, der Experte für Gespenstercomics, habe diese Autoren gelesen und darüber hinaus „fast keinen Gruselfilm verpasst.“ Doch woher kommt die ungebrochene Faszination am Abgründigen?
Foto: Carsten Ace Dahlmann
Ganz schön unheimlich: Jason Dark, R2-Mitarbeiterin Mirja Schmitt, Gerd J. Pohl und Ewald Fehlau.
Jeder weiß ja, dass es keine Geister gibt - oder?
Nach Fehlau ist das Erzählen von Phantastischem und Abgründigem ein menschliches Urbedürfnis. „Diese Stimmung spricht jeden Menschen an“, davon ist er überzeugt. „Natürlich weiß trotzdem jeder, dass es keine Geister gibt“, ergänzt er. Leider ist dieser Teil der Veranstaltung recht kurz und die nächste Geschichte wird gelesen, was uns aber wieder entschädigt.
Diese Geschichte Poes über „Das Fass Amontillado“, in der ein rachsüchtiger Weinhändler seinen Feind Fortunato in eine Falle lockt und bei lebendigem Leibe einmauert, ist ebenso charismatisch wie leidenschaftlich vorgetragen. Pohl hat offensichtlich ein Talent für Stimmvariation und wahnsinnige Gesichtsausdrücke.
John Sinclair-Romane entstehen in vier Tagen - und immer noch auf einer Schreibmaschine
In der darauffolgenden zehnminütigen Pause haben wir kurz Gelegenheit, mit Gerd J. Pohl, Ewald Fehlau und Jason Dark zu plaudern. Das R2-Team erfährt jetzt doch ein paar interessante Hintergrundnews zu den Sinclair-Romanen. Es dauere circa vier Tage, einen Sinclair-Roman zu schreiben und die Romane würden noch liebevoll auf der Schreibmaschine geschrieben, so Jason Dark.
Eward Fehlau entpuppt sich als begeisterter Fan des Horrorgenres und zeigt uns noch einen Edgar- Allen-Poe-Comic, den der Basteiverlag herausgebracht hat, der aber leider längst nicht mehr erhältlich ist. Das R2-Team freut sich zudem über ein handsigniertes John-Sinclair-Taschenbuch. Die Geschichten aus dem Schattenreich finden mit dann „Die Maske des Roten Todes“ ihren Abschluss.
Pohl entlässt uns aber nicht beruhigt in die dunkle Nacht. Er lächelt noch einmal diabolisch: „Ewald Fehlau hat eben gesagt: 'Es gibt keine Geister.' Ich wäre mir da nicht so sicher...“
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