Karin Lassas-Schlosser: Dortmunder Boxschule für Manager
Einfach den Kopf frei kriegen und die Spannung des Alltags loswerden
Von Sun-Mi Jung für R2-Sportskanone
Foto: aro
Marita Heiduk boxt seit zwei Jahren leidenschaftlich gern.
Dortmund. In der ehemaligen Kaffeerösterei Schirmer trainieren rund 100 Hobbyboxer regelmäßig ihren Körper. Hier finden sich zwei große Boxringe, Sandsäcke, Maisbirnen, Speedballs, ein Spiegel fürs Aufwärmen und Schattenboxen – aber auch eine kleine (Saft-)bar und ein paar bequeme Cocktail-Sessel aus Leder. Die Trainingshalle ist hell, freundlich und vor allem sehr gepflegt. Die Garderobe und sanitären Einrichtungen tipptopp. Ein Ambiente, welches von der Inhaberin Karin Lassas-Schlosser ausdrücklich beabsichtigt ist und von ihren Kunden ebenso ausdrücklich gewünscht wird. Die schmuddelig-graue Atmosphäre, wie man sie aus Hollywood-Filmen, wie „Rocky“ oder „Million Dollar Baby“ kennt, sucht man hier vergebens.
Den unterprivilegierten Underdog, der sich dank des Boxsports ganz nach oben kämpft, übrigens auch: „Hier trainieren Menschen, die man eigentlich nicht sofort mit dem Boxsport identifizieren würde“, erklärt die 51-jährige Karin Lassas-Schlosser ihr Konzept und ihre Zielgruppe. Und meint damit Rechtsanwälte, Ärzte, Steuerberater, Unternehmer, Manager, Führungskräfte und Studenten. „Unsere Schüler üben Berufe aus, in denen man viel sitzt und sich nicht viel bewegt. Abends kommen sie dann zu uns, um körperlich und emotional ordentlich was raus zu lassen.“ Das Boxtraining biete ein gutes Ventil, um die Spannungen des Alltags loszuwerden. Aber alles unter genauer Anleitung und in geschulter Form: „Wir legen viel Wert auf Technik, Schulung, Feinheiten“, so Karin Lassas-Schlosser. Und ihr Ehemann Reinhard Schlosser, lizensierter Profi-Boxtrainer, ergänzt: „Wir wollen das richtige Boxen beibringen.“ Diese intensive Art des Trainings sei nur dank kleiner Gruppen möglich, wovon vor allem Anfänger profitieren.
Jab, Cross und Uppercut: Boxen stärkt das Selbstvertrauen
So sind an diesem Dienstagabend in Dortmund auch nur eine Handvoll Schüler zum Training gekommen. Nach einem ausgiebigen Aufwärmtraining (Stretching, Sportgymnastik und Seilchen springen mit musikalischer Begleitung) geht es weiter an den Sandsäcken und schließlich steigt der Erste zum Sparring in den Boxring. Setzt einen gekonnten „Jab“, einen „Cross“, einen „Uppercut“ und schließlich einen entschlossenen „Haken“. „Dazu gehört schon ein bisschen Selbstvertrauen“, findet Torsten Mösta, groß, breit, 42 Jahre alt und Geschäftsführer eines Dortmunder Recycling-Unternehmens. Sich vor die ganze Mannschaft zu stellen und vor allen Augen zu trainieren. Aber genau dieses Selbstvertrauen habe in dem letzten Jahr, in welchem er boxt, zugenommen. Ebenso seine Kondition, Koordination, Konzentration und auch die Fähigkeit, mit seinen Kräften hauszuhalten. Alles Stärken, die ihm auch im Beruf zu Gute kommen. Vor allem aber bekommt der Manager hier endlich den Kopf frei. „Ich kann mich verausgaben, auspowern und komme für zwei Stunden aus meinem Alltag.“ Die entspannte Atmosphäre trage ebenso dazu bei, dass sich der Geschäftsführer in der Professor’s Ring Academy wohlfühlt. „Hier treffe ich auf Leute wie Du und ich.“
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Karin Lassas-Schlosser ist Inhaberin einer Boxschule für Manager, Unternehmer und Führungskräfte.
Netzwerk für Berufliches und Privates
Auch Karin Lassas-Schlosser weiß, ihre Boxschule bringt Menschen zusammen, die etwas miteinander anfangen können. Nach dem Training tauscht man sich privat und beruflich aus, nutzt die Möglichkeiten eines geschäftlichen Netzwerkes, empfiehlt einander Rechtsanwälte oder Steuerberater. Wenn man nicht gleich die Steuerberatungskanzlei von Reinhard Schlosser in Anspruch nimmt. Tagsüber gehören die Schlossers nämlich auch zu jenen, die im Sitzen arbeiten und sich nicht viel bewegen (können). Als Ausgleich hat Reinhard Schlosser schon immer intensiv Sport getrieben. Früher, bis ungefähr Mitte 40, war es der Radsport. Als er damit aufhörte, stellte er fest, dass er den „Kick“ vermisste.
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