Raimund Ostendorps Profigrill in Bochum-Wattenscheid
Vom Gourmetkoch zur Pommesbude: King of Currywurst
Von Sun-Mi Jung für R2-Gabelbieger
Foto: Jung
Wer genau hinschaut, sieht: Hier brutzeln drei Sterne munter im Fett.
Bochum-Wattenscheid. Seine Gäste kommen aus dem ostwestfälischen Lippstadt, dem rheinischen Frechen, der unmittelbaren Nachbarschaft Wattenscheids und manchmal sogar aus Moskau. Sie alle haben von ihm gehört, dem ehemaligen Küchenstar aus dem noblen Drei-Sterne-Restaurant „Schiffchen“ in Düsseldorf. Von seiner exklusiven Ausbildung, seinem Anspruch an gute Küche und seiner sympathisch-hemdsärmeligen Art, mit der er sein Geschäft, eine klassische Pommesbude, betreibt. Raimund Ostendorp ist der ungekrönte King of Currywurst. Eine kulinarische Ruhrgebiets-Legende. Sogar eine Masterarbeit in Philosophie und Kulturreflexion wurde bereits über ihn geschrieben. Der R2-Gabelbieger besuchte ihn in seinem „Profi-Grill“ an der Bochumer Straße in Wattenscheid.
Eine Theke mit Salatbar hinter Glas, ein analoges Kassensystem, ein heiß brutzelnder Grill und eine beleuchtete Speisekarte an der Wand. Die Inneneinrichtung: rustikal, bodenständig und allgemein verständlich. Die beiden Damen hinterm Tresen haben jede Menge zu tun und alles im Griff: „Einmal Currywurst, Pommes, Mayo, ein Mal Schaschlik und ein halbes Hähnchen. Zum Mitnehmen“, ordert der Stammkunde und wird prompt und freundlich bedient. Pommes gibt es für 1,20 Euro, die Bratwurst für 1,80 Euro und die Currywurst für faire 2,20 Euro. Willkommen im Profi-Grill.
Und dann kommt der Chef. Raimund Ostendorp. Nahezu zwei Meter groß und eine unübersehbare Erscheinung. Viele seiner Gäste kennt und spricht er beim Vornamen an und warnt den R2-Gabelbieger gleich zu Beginn vor: „Viel Zeit habe ich aber nicht…“
Auf Perfektion gedrillt: "Man kocht sich nicht mal eben drei Sterne"
Schließlich beginnt er zu erzählen: von seiner Zeit als Demi-Chef de Cuisine im "Schiffchen" des Drei-Sterne-Kochs Jean Claude Bourgueil in Düsseldorf. 21 Jahre alt war er damals und seine Arbeit geprägt von Effizienz, Qualität, Disziplin, militärischem Drill: „Man kocht sich nicht mal eben drei Sterne.“ Auf der Strecke blieb ihm dabei die soziale Kompetenz. „Die kam einfach zu kurz.“ Dazu kam, dass er sich kurz vor dem nächsten Karrieresprung befand: „Als nächstes wären andere Positionen und andere Länder, wie Frankreich und die Schweiz gekommen“, so der heute 42-Jährige. Dann tat Raimund Ostendorp etwas, womit keiner gerechnet hätte. Er machte eine Pommesbude auf. In Bochum Wattenscheid. „Ich wollte eine gut bürgerliche, schnelle, verständliche Küche machen. Klassiker für jeden Tag, die zufrieden stellen. Imbiss, aber mit Qualität und Niveau“, so Raimund Ostendorp.
Seit 20 Jahren erfüllt er mittlerweile seine eigenen Vorgaben. An sieben Tagen die Woche. Das bedeutet Arbeitsbeginn um 7 Uhr morgens und vier, manchmal sogar fünf Stunden Vorbereitung, bis er seinen Laden um 11 Uhr öffnet. Acht Saucen werden frisch zubereitet, das Fleisch für die Schaschlikspieße geschnitten, die Salate vorbereitet – „mise en place“ nennt man das in der feinen Küche. Und die hat Raimund Ostendorp schließlich von der Pike auf gelernt. So kommen leicht 14-Stunden-Tage zusammen. Einen Tag in der Woche lässt der Kapitän seine sechsköpfige Crew allerdings allein auf dem Schiff.
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