Seltenes Sammeln: Axel Schulz restauriert Design-Schätze
„Jedes Stück trägt einen Zauber in sich“
Von Peter Joerdell für R2-Popsmart
Foto: Seltenes Sammeln
Uhren, Radios, Flipper und Co: Schulz setzt Kultobjekte instand - an denen oft auch Erinnerungen hängen.
Düsseldorf. Wer das Ladenlokal von Axel Schulz an der Moltkestraße in Düsseldorf betritt, macht in gewisser Hinsicht eine Zeitreise, soviel Nostalgie schlägt dem Besucher angesichts der aufwendig restaurierten Uhren, Radios und sonstiger Gerätschaften entgegen. Auch manch eine alte Werbetafel oder ein Spielhallen-Flipper ist dabei.
Seit Axel Schulz (39) acht Jahre alt ist, repariert er Uhren und Radios. Damals war das Küchenradio seiner Großmutter dran. „Weiter ging es mit Reparaturen für Freunde und Verwandte“, erzählt Schulz. Hauptberuflich setzt der ausgebildete Elektroniker seit 20 Jahren Computer instand. „Da war die alte Technik immer ein schöner, beruhigender Ausgleich – und ein faszinierender Gegensatz.“
Seltenes Sammeln: Ein "Geschäft für technische Antiquitäten"
Sein Laden ist ein Mittelding zwischen Antikladen und Werkstatt. Schulz selbst beschreibt es als „ein Geschäft für technische Antiquitäten, Instandsetzung und Restauration.“ Ein Ruf, der sich bereits herumgesprochen hat: Einige ausgewählte Stücke aus Axel Schulz’ Geschäft findet man auch Design-Möbelhaus Molitor´s in Ratingen.
Die Restauration der „Schätzchen“, derer sich Schulz annimmt, ist eine zeitraubende Aufgabe, die sich in Stunden kaum messen lässt. „Es gehört sehr viel Herzblut dazu. Einen Flipper instand zu setzen kann zwar manchmal in wenigen Handgriffen erledigt sein, ebenso ist es bei einer Küchenuhr.“ Aber manchmal dauere es eben doch länger. Dann kann eine Restauration bei einem alten Flipper oder einer Musikbox schon mal hundert oder zweihundert Stunden in Anspruch nehmen. „Bei einer Küchenuhr bin ich meist mit einigen Stunden dabei. Großuhren, Turmuhren, Taschenuhren und alle anderen Uhren liegen irgendwo dazwischen.“ Dieses Ausmaß an Stunden kann er niemandem in Rechnung stellen, weiß Schulz. „Man muss immer das gewisse Augenmaß behalten, um ein faires Preis/Leistungsverhältnis zu gewährleisten.“ Eins steht jedenfalls fest: Ohne viel Herzblut geht es nicht. „Man muss wirklich viel Spaß daran haben, alte Sammlerstücke zu neuem Leben zu erwecken.“
Auch ein Glückstelefon musste Axel Schulz schon reparieren
Ein gewisser Jagdinstinkt gehört außerdem zum Handwerkszeug, mit dem Schulz Kandidaten für die Restauration aufspürt. Den machen sich Kunden zeitweise zu Nutzen, wenn sie auf der Suche nach einem besonderen Stück sind. „Die typische "Suchanfrage" gibt es allerdings nicht, in der Regel suchen Kunden nach besonderen Uhren oder Radiogeräten, nach Sammlerstücken die eine Kollektion vervollständigen.“
Sein schönstes Erlebnis mit „Seltenes Sammeln“ war für Axel Schulz, als er ein „Glückstelefon“ reparieren musste. „Da kam eine sehr verzweifelte Frau mit einem Telefon aus den 90ern zu mir - wirklich nichts besonderes und in der Tat eigentlich für die Tonne, total abgenutzt, und eben defekt.“ Zunächst wollte Schulz den hoffnungslosen Fall ablehnen, bis er die Geschichte hinter dem Telefon hörte.
„Die Dame war wirklich verzweifelt, sie sei schon in so vielen Geschäften gewesen und alle hätten dasselbe gesagt – aber es stellte sich heraus, dass es das Glückstelefon der Familie war.“ Und seit es den Dienst „quittiert“ hatte, lief alles drunter und drüber. „Die Frau war verzweifelt – ihr telefonischer Lieferservice war schon fast pleite.“ Schulz ließ sich überzeugen und reparierte das enorm wichtige Telefon. „Ob nach erfolgter Instandsetzung die Pechsträhne zu Ende war, weiß ich allerdings nicht.“
Sammler- und Liebhaberstücke erhalten
Ein anderes besonderes Erlebnis war ein alter Herr („sicher Anfang 90“), der mit einem defekten Uhrarmband in den Laden kam. Mit wenigen Handgriffen war der Schaden behoben. „Auf die Frage, was das kostet, sagte ich zu ihm, das ist Service’“, erinnert sich Schulz. Der Mann sei ihm daraufhin um den Hals gefallen, habe ihm mit beiden Händen die Hand geschüttelt und Schulz ein langes Leben gewünscht. „Es mag abgedroschen klingen, aber Menschen glücklich zu machen ist schon ein Grund für mich, dieses Geschäft zu betreiben.“
Von Anfang an ging es Schulz um die Erhaltung von Sammler- und Liebhaberstücken. „Viele haben noch Erinnerungen an Gegenstände aus ihrer Kindheit, damit haben diese Stücke oft einen ideellen Wert. Das macht sie für den Besitzer umso wertvoller, auch wenn die Instandhaltung unwirtschaftlich sein kann.“
Diese Menschen trifft Axel Schulz dann in seinem Laden wieder, mit einem kaputten Telefon vom Großvater, der stehengebliebenen Standuhr von der Schwiegermutter oder der verstummten Musikbox aus der Lieblingskneipe, die dichtgemacht hat.
Schon als Aussteller beim Landschaftsverband Rheinland eingesprungen
Fast meint man, ein kleines Museum zu betreten, wenn man ins Ladenlokal von „Seltenes Sammeln“ kommt. Und tatsächlich hat Axel Schulz auch schon einmal eine Ausstellung bestritten: „Für die "Nachtaktiv" vom Landschaftsverband Rheinland habe ich in letzter Minute viele Wecker und Uhren zur Verfügung gestellt, da ein paar Tage vor der Eröffnung der eigentliche Aussteller abgesprungen ist.“
Einen besonderen Traum, der ihm zu seinem Sammler- und Restauratoren-Glück noch fehlt, verfolgt Axel Schulz allerdings nicht: „Es gibt da nichts wo ich sage, das muss ich unbedingt mal reparieren. Jedes Stück für sich trägt einen ganz besonderen Zauber in sich.“ Eine Sache macht ihm allerdings besonders viel Freude, wie er zwinkernd zugibt: „Hochwertige Uhren. Das ist schon ein ganz besonderer Spaß.“