Jörg Büscher war ein Intimus der Ramones - ein Hardcore-Fan im Interview
"Nach dem letzten Konzert habe ich geweint"
Von Frank Weiffen für R2-Popsmart
Foto: Weiffen
Beat on Cancer: Ramones-Fan Büscher engagiert sich gegen Krebs, die Krankheit die auch schon 50 Prozent der Original-Ramones das Leben kostete.
Düsseldorf. Im Jahre 1974 traten die Ramones von New York aus den Punk los – zwei Jahre vor den Sex Pistols. Unzählige Musiker nennen sie als Einfluss. T-Shirts mit ihrem Adler-Logo haben heute – 15 Jahre nach der Auflösung der Band und trotz des Todes der drei Gründungsmitglieder Joey, Johnny und Dee Dee – Hochkonjunktur: „Superstar“-Gewinner Daniel Schumacher etwa trägt eins. Schwedische Modeketten verkaufen sie. Der Punk-Nachwuchs ist verrückt danach. Kurzum: Die Ramones sind posthum zum weltweiten Pop-Phänomen geworden. Für Jörg Büscher waren sie dagegen schon immer phänomenal: Der 45-Jährige aus Düsseldorf ist (beinahe) Fan der ersten Stunde. Mehr noch: Er war so nah dran an den Musikern wie nur wenige andere. Im Gespräch mit R2-Reporter Frank Weiffen erzählt er seine Geschichte. Er erzählt, wie er den Ikonen des Punkrocks verfiel – und wie er sie erlebte.
Foto: privat
Frühe 90er: Joey Ramone und Büscher
Jörg, wie wurdest Du zum Ramones-Fan?
Jörg Büscher: Ich habe die Ramones 1978 zum ersten Mal im Radio gehört, mit dem Song „I wanna be sedated“. Das war die erste Single von ihrem vierten Studioalbum „Road to ruin“ und die hörte sich verdammt gut an. Am nächsten Tag bin ich dann auch gleich in den Plattenladen gerannt und wollte mir die Scheibe kaufen. Aber die war in Deutschland leider noch nicht raus. Zum Ausgleich griff ich zum Live-Album „It’s alive“, legte es zuhause auf – und da war es passiert! Ich war hin und weg! Also besorgte ich mir wiederum am nächsten Tag gleich noch die drei Vorgänger-Alben - und zwei Wochen später gab’s dann endlich auch die „Road to ruin“.
Welcher deutsche Sender hat in den 70er Jahren denn die Ramones gespielt?
Büscher: Gar keiner. Ich habe damals in der Nähe von Darmstadt in Hessen gewohnt und dort das „American Forces Network“ empfangen, den Sender für die in Deutschland stationierten US-Soldaten. Und die spielten viel Rock-Musik. In Deutschland gab es so etwas gar nicht.
Das war der erste Schritt in Deiner Fan-Karriere. Und viele andere würden sich damit wahrscheinlich auch begnügen. Du aber bist zum Die-Hard-Fan geworden. Wie?
Büscher: Einmal angefixt habe ich ab 1981, als ich schon etwas älter war, häufiger Konzerte der Ramones besucht und damals schon Leute getroffen, die der Band hinterhergefahren sind – nach Amsterdam oder London zum Beispiel. Trotzdem hat es noch gedauert, ehe ich die Band persönlich kennen gelernt habe. Bis Mai 1989 um genauer zu sein: Ich hatte drei Wochen Urlaub und wusste, dass die Ramones in Italien spielen würden. Also habe ich mich ins Auto gesetzt und bin losgefahren. Ich meine: Italien, Mai, Ramones – das hörte sich doch nach einem verdammt guten Sommerurlaub an. Ein bisschen Meer, ein bisschen Rom, ein bisschen Musik – wunderbar! Ich kam also am ersten Konzertort, Dueville, an – und war zunächst mal konsterniert: Der Gig war ausverkauft…
Das Horrorszenario schlechthin…
Büscher: Ja. Ich stand da auf den Parkplatz neben mein Auto und muss ziemlich frustriert aus der Wäsche geguckt haben, denn: Auf einmal kam ein Italiener zu mir und fragte mich in fürchterlich schlechtem Englisch, warum ich denn so belämmert aussehe. Als er hörte, dass ich allein aus Deutschland fürs Konzert angereist war, bedeutete er mir, mitzukommen – und zehn Minuten später hatte ich dann einen Backstage-Pass für die Tour auf dem T-Shirt kleben und durfte Joey und Dee Dee „Hallo“ sagen.
Wer war der Wohltäter, der Dein Leben veränderte?
Büscher: Das war Paolo, der Chef vom italienischen Ramones-Fanclub.
Foto:privat
Auf gutem Fuß mit allen Ramones: Hier posiert Marky Ramone gemeinsam mit Jörg Büscher (man beachte das Loudmouth-Logo auf seinem Hoody).
Seite 1 von 4