Atelierbesuch bei Künstlerin Kathrin Hoops
"Meine Bilder wollen Freiheit"
Von Peter Joerdell für R2-Bildungsbürger
Foto: kathrinhoops.de
"Kerzenzauber": Bilder von Kathrin Hoops verströmen eine ganz eigene Energie - und verändern Räume, in denen sie gehängt sind, massiv.
Velbert-Langenberg. Von impulsiv und kräftig bis hin zu behutsam und zart: Kathrin Hoops ist eine Malerin, die sich verschiedenster Malgesten bedient. Ihre Malerei wirkt stets unmittelbar und direkt, ihre Bilder sind dabei emotional und ursprünglich. Die „Energie“, von der sie gern spricht und die sie als Haupttriebfeder ihres Schaffens beschreibt, kann man förmlich spüren. Wenn ihre Bilder gefallen, dann auf eine sehr persönliche Art und Weise.
"Meine Bilder wollen Freiheit – genau wie ich!", lacht Kathrin Hoops. Aber wie entsteht ein echter Hoops. Auf jeden Fall immer mit Musik. „Besonders inspirierend finde ich schnelle, rhythmische, ja dramatische Musik. Sie setzt große Energien in mir frei“, bekennt Hoops. Noch während die Musik spielt, drapiere sie alle Arbeitsmaterialien auf dem Boden, neben der bereits ausgerollten und grundierten Leinwand. Die ist neu und unbenutzt, noch nicht auf den Keilrahmen gespannt.
Pigmente, Tinte und Teerlack wollen mitmischen
Das Ritual geht weiter: „Dann bereite ich mir stets frischen Tee zu, ändere die Musikrichtung ins Mystische, Ruhige, Energetische, oder auch Spirituelle...“ Während des Teetrinkens wendet sich Hoops Blick nach Innen. „Ich betrachte dann die leere Leinwand und meine daneben stehenden Farben.“ Dann passiert etwas Ungewöhnliches: Der Tee muss auf die Leinwand! „Manchmal schütte ich nur den Rest meiner Tasse aus, manchmal aber auch den Inhalt der ganzen Kanne.“ So entsteht eine erste, neue Struktur, eine Inspiration oder Blaupause für den nächsten Arbeitsschritt. Dann will eine ganz bestimmte Farbe mit viel Schwung auf der Leinwand verteilt sein. „Dann greife ich zur nächsten Farbe und verteile sie ebenso schwungvoll. Schließlich wollen auch Pigmente mitmischen, manchmal auch Tinte, Teerlack oder anderes“, erläutert Hoops.
Schließlich folgt eine Ölschicht auf der Leinwand. Dann geht es los: „Ich vermische, verteile, verwische, verspachtele alles mit Pinseln, Fingern, Händen und Spachteln auf der Leinwand.“ Hoops folgt dabei ausschließlich ihrer Intuition. Durch das Zusammenwirken der Musik, des Geruchs und der Leuchtkraft der Farben, durch das Begreifen und Erarbeiten der Materialien arbeitet sie dann fast wie in Trance.
Foto: kathrinhoops.de
"Grüne Energie": Was der Betrachter sieht, bleibt ihm größtenteils selbst überlassen. Auf eine mentale Reise nehmen Hoops' Bilder aber eigentlich jeden Menschen mit - wenn er oder sie sich darauf einlässt.
Nach einer kurzen, aber sehr energetisch aufgeladenen Phase bewegt sich Hoops immer wieder um die Leinwand herum – mitunter tanzt sie auch – und verteilt Farbe oder korrigiert schon Geschaffenes.
Danach beginnt die Trocknungsphase, die eigentliche Reifungsphase des Kunstwerkes. Bis zu acht Wochen kann dieser Prozess dauern. Ganz wichtig ist Kathrin Hoops dabei eine Sache: „In dieser Zeit darf die Leinwand nicht bewegt oder verändert werden.“
Da Hoops mit so unterschiedlichen Materialien wie Öl, Wasser, Tee, Acrylfarbe und Tinte arbeitet, verbinden sich die Materialien beim Trocknen – oder sie stoßen sich auch wieder gegenseitig ab. So entstehen unterschiedliche Farbstrukturen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit beeinflussen sie ebenso, wie die Dicke der aufgetragenen Farbschichten und der verwendeten Materialien. „Die Strukturen entstehen willkürlich, das Kunstwerk entwickelt dadurch ein ganz eigenes Gesicht, ein eigenes Leben“, schildert Hoops die Faszination dieses Prozesses. Erst das fertig getrocknete Werk wird schließlich auf Keilrahmen gespannt.
Spektakuläre Form- und Farbgewebe sind unmittelbarer Ausdruck seelischer Gemütslagen
Kathrin Hoops Kunstwerke unterscheiden sich von anderen durch ihre außergewöhnlichen, willkürlich entstandenen Strukturen und ihre faszinierende Farbintensivität. „Die Bilder sind sehr haptisch – oft sagen mir Betrachter, dass sie am liebsten mit den Fingern die einzelnen Erhebungen oder Vertiefungen erfühlen wollen.“ Hoops schafft spektakuläre Form- und Farbgewebe, die unmittelbarer Ausdruck seelischer Gemütslagen sind. Motivisch können sie an Stromschnellen, Wurzelwerk oder sturmgepeitschte See erinnern. In ihrer Farbigkeit klingt eine innige Verbundenheit zu "Mutter Erde" an - eine Hochachtung vor der Schöpfung. So entsteht Malerei ohne doppelten Boden: In jedem Bild geht es auch um Versuch und Gelingen, oder um Irrtum und Neuanfang.
Ihre Bilder tragen Titel wie „Grüne Energie“ oder „Gelbe Landschaft“ und nehmen auch Bezug zu entfernten Ländern wie „Mexiko“ oder „Australien“. Kathrin Hoops schaut also nicht allein nach innen, sondern begreift Malen als doppelten Dialog. Denn zum Thema von Natur und Reisen und der eigenen Befindlichkeit gesellt sich die Zwiesprache mit dem entstehenden Bild. Eines haben alle ihre Bilder gemein: Sie sind „Energiefelder“ für unsere Augen.
Foto: kathrinhoops.de
"Zweigeteilt": Als echter Hoops bringt auch dieses Werk eine Struktur mit, die man am Liebsten haptisch erfahren möchte.
Kathrin Hoops - Biographisches
Kathrin Hoops (Jahrgang 1963) ist in Velbert geboren und lebt in Düsseldorf. Seit 1999 ist sie künstlerisch tätig, nach Einzelunterricht bei der slowakischen Künstlerin Angela Ramsauer studierte sie Malerei und Grafik am Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie in Bochum. Nach einer Studienreise zu Professor Bruno Conrad in Dresden besuchte sie zwischen 2005 und 2007 die Meisterklasse Professor Dr. Qui Yangs an der Akademie der Künste der Universität von Anhui in China. Kathrin Hoops ist Mitglied des Verbands freier deutscher Künstler mit Sitz in Bochum sowie Mitglied der Künstlergruppe Werkhaus Remscheid.
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