Daniel Zimmermann ist der jüngste Bürgermeister unseres Landes
„Ich kann Bürgermeister“ – wie Monheim zum jüngsten Stadtoberhaupt der Republik kam
Von Frank Weiffen für R2-Horizont
Foto: Weiffen
Den Blick auf die Zukunft gerichtet: Daniel Zimmermann in seinem Monheimer Büro.
Monheim. Jetzt ist das erste Jahr rum (auch wenn er erst am 27. Oktober 2009 im Amt vereidigt wurde). Die Welt dreht sich weiter. Daniel Zimmermann hat sich daran gewöhnt, jeden Morgen um halb acht nicht den Hörsaal, sondern sein geräumiges Büro zu betreten. Er hat sich daran gewöhnt, eine Stadt mit 43.000 Einwohnern zu leiten und die Tage strikt nach Terminen einzuteilen. Vorlesungen kann man ausfallen lassen. Stadtpolitik nicht. Auf dem Terminplan für heute steht ganz oben: Pressegespräch. Bilanz ziehen. Daniel Zimmermann setzt sich, schenkt sich ein Glas Wasser ein – und plaudert aus dem Nähkästchen. Die Erinnerungen an den Tag, der sein Leben auf den Kopf stellte, sind sofort wieder da.
Seine erste Amtshandlung damals: schlafen. „Zumindest für ein paar Stunden.“ Denn um halb sechs in der Früh des 31.August 2009 klingelte es schon wieder: Er hatte vor lauter Erschöpfung vergessen, sein Mobiltelefon auszuschalten. Und nun war ein großer Radiosender dran und wollte ein Interview. „Das hatte ich dem Reporter am Abend vorher bei der Wahlparty versprochen“, erinnert er sich und muss seufzen, so als spüre er die Müdigkeit noch immer in seinen Knochen. Im Verlaufe dieser größten Party seines Lebens hatte Daniel Zimmermann im Jugendzentrum „Sojus 7“ alle paar Minuten auf die große Leinwand geschaut, auf der gezeigt wurde, wie viele Menschen in den zehn Wahlbezirken Monheims für ihn gestimmt hatten. Irgendwann trugen ihn die Freunde seiner „Peto“-Partei dann auf den Händen und ließen ihn, den Sensationssieger, hochleben. Wieder und wieder. Bis drei Uhr in der Früh. Bis er schließlich auf dem Bett in seiner kleinen Studentenbude in der Stadt, die jetzt irgendwie „seine“ war, einschlief. Da hatten die ersten Wähler in den einschlägigen Internetforen von Zeitungen und Nachrichtendiensten schon Sachen geschrieben wie: „Endlich werden hier alte Seilschaften und Strukturen aufgebrochen“. Oder: „Ich hoffe, das setzt ein Zeichen für Deutschland.“ Oder ganz einfach: „Hut ab!“
Foto: Weiffen
Nachdenklicher Blick bei Daniel Zimmermann: Immerhin ist "seine" Kommune mit 120 Millionen Euro in den Miesen.
Zahllose Interviews und geschüttelte Hände: Verdammt viel für so einen jungen Mann
Es gibt soviel, was er niemals vergessen wird aus diesen ersten 24 Stunden der neuen Zeitrechnung: Die zahllosen Anrufe von Zeitungen, TV-Sendern und Radiostationen. „Irgendwann habe ich mein Handy unserer stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden in die Hand gedrückt und gesagt: Bitte! Übernimm’ Du jetzt!“ Die in Gesprächen und Gesten spürbare Enttäuschung der unterlegenen Kontrahenten von den großen Volksparteien, die eigentlich Sieger sein wollten und deren Parteien plötzlich nicht mehr vom Volk gewählt wurden. Die zig Hände, die ihm gratulieren wollten. Die plötzlich auf ihn einströmenden Fragen von jedermann: Was fühlen Sie? Was werden Sie in der Stadt ändern? Und: Wie leben Sie? Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Verdammt viel auf einmal für einen so jungen Mann, könnte man sagen.
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