Legendär: Leverkusener Jazz-Club Topos
Der Tag, an dem Bob Geldof kam
Von Frank Weiffen für R2-Popsmart
Foto: Weiffen
Handgemachte Musik und handsignierte Fotos: Im Topos ist alles einfach "echt".
Leverkusen. Der Musikclub „Topos“ liegt am unteren Ende der Hauptstraße im Stadtteil Wiesdorf und ist ein Wohnzimmer ohne schönen Garten hinten raus: Die Straße ist eng und dunkel. Die Hausfassaden sind hoch und versperren den Blick auf den Himmel. Das Bayerwerk ist nur einen Steinwurf weit entfernt. „Und irgendwann in den 80ern stand eben Geldof mit seiner Band vor der Tür und wollte rein“, erinnert sich Wolfgang Orth, der das Wohnzimmer seit nunmehr 40 Jahren jeden Abend um 20 Uhr aufschließt für die Leute und auch dem Briten die dunkelgrüne Holztür öffnete. Einen Ort zum ungestörten Proben vorm Konzert in Köln habe Geldof gesucht. Und irgendjemand habe ihm da seinen Laden empfohlen – das bekam Wolfgang Orth damals zu hören. Die Probe dauerte fast drei Tage. Die anschließenden Jam-Sessions drei Nächte. „Und vor der Tür standen die Leute die ganze Zeit über Schlange.“
Dabei war das „Topos“ schon früher winzig klein: Wie das Wohnzimmer in einer geräumigen Wohnung eben. Mit einer Bühne, die nicht größer ist als anderswo das Bad. Der Boden besteht aus abgewetzten, schwarz-grauen Granitblöcken. Die Sitze und Bänke sind aus weißem Plastik. Aber gerade diese Enge hat die Mischung aus Club und Kneipe nicht weniger als 40 Jahre überleben lassen - an einem Ort, an dem man solch ein Kleinod am allerwenigsten vermuten würde. Enge schafft eben Intimität.
Foto: Weiffen
Für viele das Tor zu einer ganz besonderen Welt: der Eingang des Topos.
Früher war die Essener Grugahalle Rüchels Wohnzimmer: Heute ist es das Topos
Und Intimität schafft Miteinander und Leben. Deshalb kommen sie alle her: der Büdchenbesitzer oder Nachbar von nebenan ist genauso Stammgast wie der Feierabend-Kölsch-Liebhaber aus dem anderen Stadtteil. „Otto Normalverbraucher“ steht ebenso am Tresen wie die Herrschaften der Prominenz: Der ehemalige BAP-Gitarrist Klaus „Major“ Heuser wuchs gleich um die Ecke auf und gab hier erst vor wenigen Wochen ein Konzert. Und der „Vater“ des legendären WDR-Rockpalastes, Peter Rüchel – der Musiker wie Pete Townsend, Little Steven oder Richie Blackmore zu seinen Freunden zählt – kommt sogar mehrmals in der Woche hierher, um sich Jazz, Blues, Funk oder Soul anzuhören. Früher mag die Essener Grugahalle Rüchels Wohnzimmer gewesen sein. Seitdem er vor knapp vier Jahren von Köln nach Leverkusen zog ist es das „Topos“.
Seite 1 von 2