Dr. Martens: Und noch ein Design-Klassiker des R2-Kleiderständers/Folge 3

Unkaputtbar-übercool: Nicht ohne meine "Docs"

Von Peter Joerdell für R2-Stilikone

Foto: © Falense

Der 3-Loch Herren Halbschuh ist ein zeitloser Klassiker, der sich mit fast allem grenzelos kombinieren lässt - außer vielleicht mit Hawaiihemden.

Rhein-Ruhr/Amsterdam. Mein erstes Paar Doc Martens – das war im September 1998, in Amsterdam. Ich war da ein Spätzünder, hatte den ganzen Grunge-Boom, was Docs anging, mehr oder minder verschlafen. Ich war aber auch ein größerer Fan der Smashing Pumpkins, und Nirvana fand ich erst richtig gut, als nach Kurt Cobains Tod das erste Foo Fighters-Album rauskam. Jedenfalls – so kam es, dass ich eher mit Converse und Vans an den Füßen durch die 90er stolperte, und wenn es im Winter zu kalt wurde, zu Bundeswehr-Stiefeln griff (beeinflusst durch meine Metal-hörende, sieben Jahre ältere Schwester).

Fotos: © User Pixel23

Doc inside.

Bei diesem Besuch in Amsterdam, einem Tagestrip um den größten dortigen Trödelmarkt und den American Bookstore zu besuchen, war es soweit. Es war recht usseliges Herbstwetter, ich hatte ohnehin kalte Füße, und dann waren meine Vans auch noch durchgelatscht. Das Wasser stand mir in den Socken. Meine Schwester, die damals schon seit ein, zwei Jahren begeistert Doc Martens trug, schleppte mich in einen holländischen Laden, der die beliebten englischen Luftpolster-Sohlen verkaufte – der Rest ist Geschichte. Dieses erste paar Docs (schwarze acht Loch-Stiefel mit Heavy Duty-Sohle, also nicht mit dem klassischen „Waffel-Profil“) hat mich insgesamt sechs Jahre lang begleitet. Bei guter Pflege kein Problem, wie alle Welt weiß. Seit 1998 sind also ständig zwischen drei und fünf oder sechs Paar Docs fester Bestandteil meiner Garderobe.

Den Nimbus des Gefährlichen und Außergewöhnlichen haben Docs nie ganz verloren

Eigentlich kann man über Dr. Martens Air Cushioned Soles fast alles sagen, was in der R2-Kleiderständer-Klassiker-Serie schon über Jeans berichtet wurde. Sie sind nahezu unkaputtbar, sie sind erstens zeitlos schön (das heutige Standard-Design 1460 heißt nicht umsonst so, es steht für 1.4.1960, also das Datum, als der erste Dr. Martens-Stiefel in England professionell gefertigt vom Fließband lief). Zweitens passen sie zu allem (vom Anzug über Casual-Outfits jeder Couleur bis hin zu Shorts und T-Shirt – und zu Punk-, Metal- oder sonst was für Klamotten sowieso) und mit den Jahren werden sie immer nur bequemer . Und sehen zudem mit Tragespuren, die Erinnerungen an vergangene Abenteuer konstatieren, nur immer besser aus.

Foto: © Viosan

Dr. Martens sind natürlich auch ein Stück Subkultur. Aber nicht nur Punks lieben diese Schuhe.

Desweiteren haben sie ihren Nimbus des Gefährlichen, des Außergewöhnlichen nie so ganz verloren. Schließlich machten Punk und die Skinhead-Bewegung die Schuhe in Großbritannien zur Legende, bevor sie überhaupt den Sprung über den Kanal schafften. Beide Subkulturen beriefen sich auf ihre Wurzeln in der Arbeiterklasse, und in der war der Schuh schließlich zu Hause. Denn genau das waren die Ursprünge von Dr. Martens – sie waren ursprünglich als bequemer Arbeitsschuh konzipiert. Übrigens von dem deutschen Arzt Dr. Klaus Maertens, der sich darüber geärgert hatte, wie praktisch, aber unbequem die Stiefel waren, die er im Zweiten Weltkrieg hatte tragen müssen. Zusammen mit seinem Kollegen, dem Ingenieur Dr. Herbert Funck, wurden die ersten Dr. Maertens-Stiefel in Deutschland hergestellt, kurz nach der Stunde Null, etwa zur Zeit der Währungsreform, übrigens aus Resten alter Wehrmachts-Materialbestände, die die beiden „organisierten“.

Der unaufhaltsame Siegeszug begann nach der Anglisierung des Schuhs

Fotos: © Paul Munhoven

Dr. Martens gibt es auch für Mädchen.

Der orthopädische Arbeits-Schuh wurde immer populärer, schließlich suchten die beiden einen Geldgeber, was den englischen Schuhfabrikanten R. Griggs auf den Plan rief. Der Name wurde von Dr. Maertens in Dr. Martens anglisiert, die Bezeichnung Air Wair / Air Cushioned Soles (wegen der patentierten, Öl-, Benzin-, Fett- und Alkali-resistenten Luftpolster-Gummisohle) hinzugefügt, und mit der Herstellung in England begann der kometenhafte Aufstieg von Doc Martens zum globalem Designklassiker.

Und da schließt sich auch der Kreis zu meiner Schwester – die fing nämlich wegen ihrer Bandscheibe damit an, Docs zu tragen. Kein Scherz, es war eine Empfehlung ihres Arztes! Somit tat sie nicht nur dem Coolness-Faktor meiner Winterschuhe einen Gefallen, sondern auch meinen Knochen. Jedenfalls würde ich meine Docs auf keinen Fall missen wollen. Wann auch immer ich weiß, dass ich den ganzen Tag auf den Füßen sein werde, dass ein Konzert ansteht oder dass ich Outdoor-mäßig unterwegs sein werde, weiß ich ganz einfach, wie so viele andere begeisterte Martens-Aficionados – es geht zwar mit anderen Schuhen. Aber nicht so gut wie mit Docs.

Mehr Docs im Web:

www.drmartens.com

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