EC Dortmund: Eisstockschießen im Ruhrgebiet
Mit Kraft, Taktik und viel Gefühl
Von Sun-Mi Jung für R2-Sportskanone
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Jeden Sonntag trainieren die Mitglieder des EC Dortmund im Eissportzentrum der Westfalenhalle.
Christa Röllecke nennt vor allem einen Grund, warum sie so gern auf dem von der Riten-Egge aufgerauhten Eis steht. „Ich will einfach nicht mehr rennen.“ Jahrelang hat die fitte 57-Jährige Tennis gespielt und nun keine Lust mehr auf die Lauferei. „Und Golf ist mir einfach viel zu aufwendig. Hier kann man sich Sonntagabends zu einem netten Termin treffen, Spaß haben, sich bewegen.“ Sie ist eine von nur zwei aktiven Frauen, die dem EC Dortmund angehören. „Aber das macht gar nichts. Die Männer spielen mit mehr Kraft, die Frauen mit mehr Gefühl. Daher haben Mixed-Turniere, wo zwei Männer und zwei Frauen eine Mannschaft bilden, auch ihren besonderen Reiz.“
Im Sommer auf Asphalt
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Volle Konzentration.
Meist sind die Eisstocksportler „mittleren und älteren Alters“, weiß Hans Bernd Stork. Und Frauen sind nicht nur beim EC Dortmund, sondern auch in der Ursprungsregion Oberbayern selten. „Das ist wohl eine Mentalitätssache“, vermutet er. Im Sommer wird übrigens auch gern im Freien gespielt. Dann geht es auf die Asphaltbahn am Hotel Goldschmieding im benachbarten Castrop-Rauxel. Für diesen Belag gibt es dann besondere Laufsohlen aus Kunststoff, die gut über den Asphalt gleiten.
Überhaupt steht und fällt zwar nicht alles, aber doch vieles mit den Laufsohlen. Davon gibt es nämlich sieben verschiedene: blaue, gelbe, orange, graue, schwarze, grüne und weiße. Diese Gummisohlen sind unterschiedlich hart und verhalten sich dadurch auch unterschiedlich auf dem Eis. Am meisten Kraft braucht man für eine weiche, stumpfe Platte, die nur langsam über das Eis gleitet, dafür aber besser stehenbleibt, wenn sie auf ein Hindernis wie einen anderen Eisstock stößt. Es gibt Spieler, die die unterschiedlichen Härtegrade, auch Shores genannt, beim Spiel ausnutzen. Aber auch welche die Holger Rehm, die mit einer einzigen Platte auskommen. Olympiareif wie das verwandte Curling ist das Eisstockschießen noch nicht. Aber die Sportler arbeiten dran. Und bis es soweit ist, erfreuen sie sich an einem exotischen Sport, der manchmal belächelt wird, zum Zuschauen viel zu langweilig ist, aber bei dem man ohne Rennen ins Schwitzen kommt und an dem man vor allem viel Spaß haben kann.
Spielregeln:
Ziel des Spiels
Beim Mannschaftsspiel versuchen zwei Teams die Stöcke möglichst nah an die sogenannte „Daube“ zu spielen. Wird die Daube durch eine regelkonforme Einwirkung in ihrer Lage innerhalb des Zielfeldes verändert, so bleibt sie an dieser neuen Stelle, die auch für die Wertung maßgebend ist. Wird sie außerhalb des Zielfelds verschoben, kommt sie zurück an ihre ursprüngliche Lage auf das Mittelkreuz. Eine Mannschaft besteht normalerweise aus vier Spielern, wobei jeder Spieler pro Durchgang einen Versuch hat. Ziel ist es, einen Stock der eigenen Mannschaft in Bestlage (also näher zur Daube als der Gegner) zu bringen. Gewertet werden nur Stöcke, die sich innerhalb des Zielfelds befinden.
Ablauf
Eine Mannschaft beginnt mit dem Spiel, indem sie versucht, durch die sogenannte „Maß“ einen ihrer Stöcke in das Zielfeld zu spielen. Daraufhin spielt die gegnerische Mannschaft so lange, bis einer ihrer Stöcke in Bestlage ist. Es dürfen dabei durch die neuen Stöcke die Positionen der bereits im Zielfeld befindlichen Stöcke geändert werden. Kommt ein Stock dabei außerhalb des Zielfelds zum Stillstand, wird er entfernt. Hat eine Mannschaft alle Stöcke gespielt, ist der Gegner an der Reihe. Wenn beide Mannschaften alle Stöcke gespielt haben, ist der Durchgang (Kehre) zu Ende und die Mannschaft, deren Stock sich in Bestlage befindet, bekommt Stockpunkte.
Punkteverteilung
Für den Stock in Bestlage gibt es drei Stockpunkte, für jeden weiteren Stock derselben Mannschaft, der näher bei der Daube liegt als der nächste Stock des Gegeners, gibt es weitere zwei Punkte. Erreichen einer oder mehrere Stöcke der Mannschaft, die einen Stock in Bestlage hat und an der Reihe ist, da der Gegner keine Stöcke mehr zur Verfügung hat, das Feld nicht, so gibt es für den ersten Stock drei Stockpunkte und für alle weiteren zwei Punkte Abzug. Ein Spiel hat sechs Kehren. Das Anspiel wechselt mit jeder Kehre, unabhängig vom Ausgang des letzten Durchgangs. Die Mannschaft mit der größeren Anzahl von Stockpunkten erhält zwei Gewinn- oder Spielpunkte, die andere keine. Bei einem Unentschieden bekommt jede Mannschaft einen Gewinnpunkt. Die Mannschaft mit den meisten Gewinnpunkten gewinnt das Turnier. Haben zwei Mannschaften die gleiche Zahl an Gewinnpunkten, so entscheidet der Quotient aus allen eigenen und gegnerischen Stockpunkten (die Stocknote).
Mehr Infos finden Sie auf der Webseite des EC Dortmund:
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