Koreanische Sprache, schwere Sprache
Wie sagt man „Würstchen“ auf Koreanisch?
Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont
Foto: Jung
Neben der koreanischen Schrift "Hangul" werden auch chinesische Schriftzeichen (Foto)
und das lateinische Alphabet in Korea gebraucht.
Daher bleiben sie meist beim offiziellen „Sie“, weil man damit ihrer Meinung nach nichts falsch machen kann. Nur Menschen, die höchstes Vertrauen genießen und damit zum absoluten „inner circle“ gehören, werden geduzt. Lässig durch einen Sportverein zu laufen und jeden, auch eigentlich Wildfremden, einfach so zu Duzen fällt ihnen sehr schwer. Würde sich meine Familie in sehr konservativen Schichten oder Landstrichen bewegen, würde das viele Siezen wahrscheinlich gar nicht auffallen. Aber wir leben seit fast 40 Jahren mitten im Ruhrpott und hier siezt man noch nicht einmal den lieben Gott.
Das deutsche „Du“ macht ihnen aber mindestens genauso viele Probleme. Denn „Kinder“ müssen geduzt werden. Siezen geht hier nach koreanisch-konfuzianischem Hierarchie-Verständnis irgendwie nicht. Allerdings ist man mit dem legeren deutschen „Du“ ja auch nicht immer auf der richtigen Seite. Denn nicht jedes „Kind“, egal ob inner circle oder nicht, möchte sofort geduzt werden. Schon gar nicht, wenn „das Kind“ fast 40 Jahre alt und es eines der neuen Freunde oder gar Geschäftspartner (!) der eigenen erwachsenen Kinder ist. Aber hier gilt die koreanische Regel: MEIN Kind ist und bleibt ein KIND. Sein Umfeld ebenfalls. Und wird daher gnadenlos geduzt.
Eine weitere Auffälligkeit der koreanischen Sprache ist die Benutzung von „Titeln“ oder speziellen „Anreden“. Denn der Vorname wird so gut wie nie benutzt, höchstens bei „Kindern“ (siehe oben). Ebenso die direkte Ansprache in der zweiten Person Singular. Beides ist nämlich eine sehr persönliche, fast schon intime Sache, die sich bei Gleich- bzw. Höherrangigen nicht gehört. Stattdessen spricht man sein Gegenüber mit einem „Titel“ an. Der allerdings sehr individuell sein kann. Mein kleiner Bruder benutzt nie meinen Vornamen, sondern redet mich immer mit „Nuna“ an. Das heißt schlicht und ergreifend „ältere Schwester“. Hätte ich noch eine jüngere Schwester, würde diese mich aber nicht „Nuna“ nennen, sondern „Oenni“. Das heißt zwar auch „ältere Schwester“, definiert die Sprechende jedoch als weibliches, jüngeres Geschwisterkind. Die im Westen teilweise verbreitete Gewohnheit, Eltern mit dem Vornamen anzusprechen, würde in Korea blankes Entsetzen auslösen. Und statt der zweiten Person Singular benutzt man in der Regel die dritte Person Singular, um den gebührenden Abstand zu halten. „Hat die Mutter gut gegessen?“, frage ich und meine: „Hat’s Dir gut geschmeckt?“
Zum Schluss möchte ich Ihnen nicht ein paar "koreanische" Wörter vorenthalten. Vielleicht erkennen Sie sie ja auch ohne die deutsche Übersetzung wieder.
Chaempein - Champagner
Wain - Wein
Bagett - Baguette
Chiise - Käse
Bbanana - Banane
Oraengi - Orange
Keike - Kuchen
Haem - Schinken
Pija - Pizza
Poteito - Pommes frites
Haembuga - Hamburger
Arebeit - Arbeit (Nebenjob)
Porke - Gabel
Knaif - Messer
Spuun - Löffel
Cop’i - Kaffee
Deress - Kleid
Gum - Kaugummi
Saelaede - Salat
Saendewichi - Sandwich
Tibi - Fernseher
Ladio - Radio
Buppeh - Buffet
Stacking - (Seiden-)Strümpfe
Asiatische Sprachen sind eine linguistische Welt für sich.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit diesen exotischen Sprachen?
Seite 2 von 2
Diesen Artikel empfehlen, teilen, bookmarken, mailen etc.
danke für das Lob. Schön, dass Dir der Artikel so gut gefallen hat.
Ein "Liebe Grüße" gibt es in diesem Sinne im Koreanischen nicht. Nach eingehender Beratung mit meiner Mutter haben wir uns darauf geeinigt, das Ganze mit einem "Anyonhi geseyo" sinngemäß zu übersetzen.
Aber vielleicht weiß ja einer der koreanischsprac higen Leser des "Korean Girl" eine bessere Lösung?
Viele Grüße aus Dortmund,
Sun-MI Jung
Ich finde es prima, mal einen Einblick in eine der Sprachen und die sprachlichen Schwierigkeiten meiner "migrationshinte rgründigen" Mitmenschen zu bekommen! Besonders nett finde ich es, daß Du die koreanischen Anredeformen erwähnst, die faszinieren mich - darüber werde ich mich jetzt mal noch etwas genauer informieren!
Wie sagt man auf koreanisch: "Liebe Grüße!" ?!
:o)
Danke für das nette Lob!
zitiere Andreas Kim:
Ich freue mich, dass meine deutsch-koreanischen Erfahrungen mit denen unserer Leser übereinstimmen.
zitiere Andreas Kim:
Vielen Dank auch für die weiteren (westlichen)Fre mdwörter, die in Korea im Gebrauch sind. Deine Kommentare sind übrigens eine ganz wunderbare Ergänzung meiner "Korean Girl"-Artikel.
Viele Grüße aus Dortmund,
Sun-Mi
Ich habe mir beim Namen meines Sohnes Gedanken machen muessen...welchen deutschen Namen gibt man einem Kind, damit dieser in Korea nicht "falsch" ausgesprochen wird? Also Florian und Felix gingen schon mal gar nicht (wie klingt den Plorian bzw. Pelix...?!) , also haben wir uns fuer Dominic entschieden ;-).
Bei meinem Namen wird ja leider auch in der koreanischen Aussprache das "s" am Ende weggelassen, sodass ich immer Andrea gerufen werde...grrr! Bin kein Maedchen...und komm auch nicht aus Italien!
Viele Woerter und v.a. moderne Begriffe wurden frueher einfach aus dem amerikanischen oder japanischen uebernommen, wie z.b. handle (fuer Lenkrad), klaxon (Autohupe), accel (abgekuerzt fuer Gaspedal), elebeita / Elevator (Aufzug), escalator (Rolltreppe), baggu / back jap. ausgesprochen fuer Rueckwaertsfahr en, bans / pants jap. ausgesprochen fuer Unterhose....etc....
So, das war es mal wieder von mir!
LG und bis dann,
Andreas
Lieber Ralph,
Du hast vollkommen Recht!
Es handelt sich um Wörter, die in Korea in Gebrauch sind. Vielleicht habe ich mich da nicht so klar ausgedrück.
Aber für einen regen Austausch mit unseren Lesern haben wir ja die Kommentarfunkti on.
Vielen Dank fürs Lesen, Loben und vor allem nette Kommentieren.
Sun-Mi Jung