Messe Spiel in Essen: Spiele-Erfinder Frank Czarnetzki präsentiert Neuheit
Kunst ist im Spiel
Von Lilian Muscutt für R2-Popsmart
Foto: Muscutt
Sitzt immer mit am Tisch: Die gedankliche Arbeit Frank Czarnetzkis ist die eigentliche "Engine", die alle seine Spiele antreibt, sei es beim klassischen Brettspiel oder bei PC-Formaten.
Wuppertal/Essen. Manchmal trabt eine Idee heran in Gestalt kleiner Elefanten. Diese Erfahrung machte Spiele-Erfinder Frank Czarnetzki (43), als er in einem Souvenirs-Laden in Thailand auf Miniatur-Elefanten stieß und sich prompt zwölf Stück kaufte. Daheim in Wuppertal stellte er die Figuren auf den Tisch. „Ich fragte mich, wozu man sie nutzen könnte.“ Drei Wochen später hatte der Freiberufler die Regeln eines neuen Strategie-Spiels aufgestellt: „White Elephant“ war geboren.
Auch dieses Spiel wird Frank Czarnetzki wieder präsentieren, wenn er mit seinem kleinen Spiele-Verlag „LudoArt“ vom 21. bis 24. Oktober bei den Internationalen Spieltagen in Essen Besucher anlockt (Stand 93 in Halle 12). Die zehn mit viel Liebe zum Detail entworfenen Spiele, die der Verleger mit sechs weiteren Autoren herausgebracht hat und nur über den Direktvertrieb verkauft, heben sich ab von der Masse. Das Konzept: LudoArt soll Kunst und Gesellschaftsspiel vereinen.
Hoher Anspruch dank Studium in Kommunikationsdesign
Diesen hohen Anspruch verfolgte Frank Czarnetzki bereits während seines Studiums in Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal, als er die ersten „Prototypen“ entwarf. Die handwerklichen Fähigkeiten hatte der Wuppertaler in seiner ersten Ausbildung zum Verpackungsmittel-Mechaniker erlernt, bevor er über den zweiten Bildungsweg sein Abitur nachholte und das Studium beginnen konnte. 2002 erhielt er prompt den „Förderpreis für Nachwuchsautoren“ in Göttingen, gestiftet von der Jury „Spiel des Jahres“. Weitere Veröffentlichungen folgten, 2003 gründete Frank Czarnetzki LudoArt.
Foto: LudoArt
Kleiner Elefant ganz groß: LudoArt-Titel leben auch von hochwertiger Anmutung und anspruchsvollen Materialien.
Wert legt der Erfinder und Verleger insbesondere auf das Material – schließlich sollen die Spiele mit „allen Sinnen“ erlebt werden. In dem quadratischen, mit schwarzem Samt ausgeschmückten Kasten von „White Elephant“ etwa warten filigrane Elefanten aus Zinn – statt aus Plastik – darauf, über das massive Spielbrett aus Holz geschoben zu werden, um kleine „Baumstämme“ einzusammeln und so Punkte zu machen. Damit möchte Frank Czarnetzki Erwachsene begeistern, „ihre Neugier wecken“.
Denn von der Annahme, dass Spielen „Kinderkram“ sein soll, hält er nicht viel. „Das ist eins der ersten Dinge, die der Mensch macht, wenn er auf die Welt kommt. Er erlebt so seine Umwelt“, erzählt Frank Czarnetzki. Das müsse nicht enden – vorausgesetzt, man verlerne nicht die Fähigkeit zu staunen, zu entdecken. Natürlich stehen der gemeinsame Zeitvertreib und der Spaß im Mittelpunkt eines Gesellschaftsspiels. Trotzdem: „Wir lernen durch das Spiel – und dadurch erfahren wir.“
Neuheit auf der Spiel: "Planet Steam" jetzt auch als Download
Spielend lernen – das ist auch bei der diesjährigen Neuerscheinung von LudoArt möglich. Erstmals hat der Kommunikationsdesigner gemeinsam mit einem Programmierer ein Brettspiel als Computerspiel herausgebracht: Das 2008 erschienene „Planet Steam“ (Autor: H. G. Thiemann) ist jetzt auch als Download erhältlich. Das spannende Strategie-Spiel, das die Mitspieler in das Jahr 2415 versetzt, vermittelt ein Bewusstsein für Verteilungsprobleme von Ressourcen und den Wirtschaftskreislauf.
Reich wird man als Spiele-Autor oder -Verleger nicht: Der vergleichsweise hohe Preis der Spiele – „White Elephant“ ist für 129 Euro erhältlich – kommt durch das hochwertige Material zustande. Um das große Geld geht es dem gebürtigen Wuppertaler, der zusätzlich als Grafiker und Illustrator arbeitet, nicht. Für ihn zählen die „Verbundenheit“ mit „dem großen Ganzen“, wenn Ideen in ihm aufsteigen – und vor allem mit den Menschen, die seine Spiele zum Leben erwecken. „Es klingt verrückt“, sagt er und lächelt. „Aber ich sitze immer mit am Tisch.“
Alle Infos zur Spiel 2010 in Essen:
SPIEL’10 & COMIC ACTION Die Messe findet seit 28 Jahren in Essen statt und zieht rund 150.000 Besucher aus vielen Ländern an. Über 700 ausstellende Verlage zeigen Neuheiten und Weltpremieren in zehn Messehallen. Brett-, Karten- und Fantasyspiele können ausprobiert werden, Austragung von Welt- und Europameisterschaften, Autoren laden zu Signierstunden ein. Mit Großspielen, Tobe-Halle für die Jüngsten, Workshops und Gewinnspielen. Auf der „Comic Action“ erwarten Comic-Fans Messe-Specials und limitierte Sonderhefte, Stars zeichnen und signieren.