Viertes Rhein-Rock-Open-Air: Voller Erfolg trotz Sauwetter
Selbst der Bürgermeister rockte mit
Von Frank Weiffen für R2-Popsmart
Fotos: Weiffen
Ein Line-up, das sich sehen lassen konnte: Emergency Gate, Epilirium, Topless, Elmsfire, Jolly Roger, Food for the Monkeys, The Pilot Sounds und Dangerous to Life rockten unter anderem Monheim.
Monheim. Selbst der Bürgermeister ist heute Rock’n’Roll. Sicher: Weil Daniel Zimmermann mit gerade einmal 29 Jahren das jüngste Stadtoberhaupt der Republik ist und sich deshalb besser als alle anderen Stadtoberhäupter an wilde Feten wie diese hier erinnern dürfte, das ist logisch. Aber dafür, dass Heavy Metal, wie ihn gerade die Gruppe Elmsfire dort vorne spielt, „so gar nicht“ seine Musik ist, steht er sichtlich gut gelaunt auf der Wiese und schaut mal, „wie’s so läuft“. Wie viele Bürgermeister würden das schon tun? Im Dauerregen.
Foto: Weiffen
Flip-Flop Mayor: Daniel Zimmermann
Und dann legt er auch noch jede Menge „Credibility“ an den Tag: Daniel Zimmermann steht in Flip-Flops auf dem schlammigen Rasen. Seine mittlerweile klitschnasse Bluejeans ist bis zu den Waden hochgekrempelt. Die Gummistiefel, die eigentlich zu jeder Festival-Ausrüstung gehören, hat er absichtlich zuhause gelassen. „Ich dachte mir: Gummistiefel sind wesentlich uncooler als Flip-Flops. Und Flip-Flops erfüllen bei Regen letztlich den gleichen Zweck: Die Strümpfe bleiben trocken.“ Weil man eben keine Strümpfe braucht. Es ist die strategische Denkweise des Kommunalpolitikers, die da aus Daniel Zimmerman spricht und die einen erahnen lässt, warum dieser Mann in einem Alter, in dem andere jedes Wochenende die Nacht zum Tag machen, zum Bürgermeister gewählt wurde: wegen all der Flip-Flops in seinem Leben.
Eine politische Flip-Flop-Episode, Idealismus und hemmungslose Gemütlichkeit
Diese politische Flip-Flop-Episode zeigt, was das Rhein-Rock-Festival ausmacht und warum es an die Entstehung des Mega-Openairs Wacken erinnert, das in den 90ern ähnlich klein begann: Es ist die Verbindung von Idealismus und an professionellen Maßstäben orientiertem, unermüdlichem Einsatz mit hemmungsloser Gemütlichkeit. Einerseits findet das Rhein-Rock auf einer Wiese statt, die allen Klischees entsprechend „Bürgerwiese“ heißt. Gebucht wurden bis auf den Headliner des Abends – die Metal-Truppe Emergency Gate aus München – ausschließlich regionale Bands aus Monheim, Langenfeld, Köln und Düsseldorf. Die Würstchen und Spießbratenbrötchen serviert hier der bekannteste Wirt des Ortes: Frank, der mit der „Szene“ und dem „Chili’s“ gleich in zwei Kneipen im Monheimer Stadtteil Baumberg hinterm Tresen steht und wegen seines Nachnamens Fischer von allen nur „Fisch“ gerufen wird. Das Bier, das an zwei Bierwagen ausgeschenkt wird, muss schon um halb neun Uhr abends nachgeordert werden. Und um halb eins in der Nacht passiert dann sogar das, was bei jeder Dorfparty schlechterdings passiert: Der angekündigte „Special Guest“ - Comedy-Schlagerbarde Rico van Gold – darf nicht mehr auftreten, weil die Polizei von mehreren Bewohnern der umliegenden Häuser alarmiert wurde: Die Musik war zu laut.
Und trotzdem herrscht hier andererseits die große Festival-Atmosphäre. Denn keiner der Musiker, die an diesem Abend auf der Bühne stehen, macht einen auf Hobby- oder Schülerband. Sie alle zeigen ihr Potenzial. Und die Fans vor der Bühne haben sowieso ihren Spaß: Da sind Metal-Heads mit speckiger Kutte und langen Haaren, die bei Elmsfire, Epilirium und Emergency Gate in der ersten Reihe stehen und abgehen. Sie machen dort einen auf Headbanging und „Pommesgabel“. Gerade so, als würden fünf Meter vor ihnen Iron Maiden oder Judas Priest gerade „The Number of the beast“ oder den „Painkiller“ spielen.
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