Der Essener Comic-Künstler Jan-Michael Richter im R2-Interview

Jamiri: „Empörte Leserpost ist garantiert“

Von Peter Joerdell für R2-Popsmart

Foto: Richter

Von der Bohème zur Bourgeoisie (aber nur fürs Foto): Die Richters, Beate (geb. Kleinschmidt) und Jan-Michael Richter.

Essen. Er hat mit Gott Glühwein getrunken, das Schwarze Loch erkundet, unser Bild von der digitalen Bohème geprägt und ist sicherlich der erste Cartoon-Künstler, der das Finanzamt Essen-Süd in einem Comic-Strip auftauchen ließ. Die Rede ist natürlich von Jan-Michael Richter alias Jamiri, dem Comic-Zeichner, der wie kein anderer das R2-Gebiet mit seinem ganz eigenen, inneren Kosmos konfrontiert hat – und dabei immer wieder seine Liebe zum Ruhrgebiet unter Beweis stellte (auch wenn er wert darauf legt, kein Lokalpatriot zu sein). Der R2-Bildungsbürger bat um eine Cyber-Audienz – und bekam sie vom Meister in einem umfangreichen E-Mail-Interview gewährt – eben ganz digitale Bohème…

R2inside: Herr Richter, vielen Dank dass Sie sich die Mühe machen, unsere Fragen zu beantworten. Als Sie vor zwei Jahrzehnten mit den Comics anfingen, hätten Sie da gedacht, dass man Sie einmal als jemanden handeln würde, der die (pop)kulturelle Identität des Ruhrgebiets maßgeblich mitgeprägt hat, der selbst zum Kult wurde?

Jan-Michael Richter: Als ich vor 22 Jahren mit Comics begann, hatte ich eigentlich, wie jeder junge Mann, der zu einigen Hoffnungen berechtigt, die Weltherrschaft auf dem Zettel und bin entsprechend enttäuscht. Aber wenigstens kann ich von meiner Arbeit leben. Auf was ich wirklich nicht gefasst war, ist das Ausmaß der Verbreitung, die meine Comics seitdem erfahren haben. Ich habe das neulich zum Spaß mal ausgerechnet: nimmt man nur alle Printauflagen (verschiedene Zeitschriften und Bücher) seit 1992 zusammen, stehe ich im Moment kurz vor 100 Millionen Blatt. Wirklich wahr. Irre, oder?

R2: Was meinen Sie, ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Richter: Keine Ahnung. Ich habe es nie darauf angelegt etwas möglichst Konsensfähiges oder Massentaugliches zu erzeugen. Ich habe einfach auf meine Art davon erzählt, was mir so durch den Kopf geht und mir passiert. Es scheint ein paar Leute zu geben, die sich darin wiederfinden.

R2: Was ist für Sie das Besondere am Ruhrgebiet? Was macht für Sie die Menschen hier aus?

Richter: Ich weiß nicht, wie oft ich das schon gefragt worden bin. Es bringt mich jedes Mal aufs neue in Verlegenheit. Je nach Diktion des jeweiligen Kontextes habe ich schon viele verschiedene sich auch widersprechende Antworten gegeben. Die bittere Wahrheit ist: Ich soll immer den Lokalpatrioten geben, aber ich bin gar keiner. Mit so etwas habe ich nichts zu tun. Was bleibt ist, dass das hier meine Heimat ist, sowohl was den Ort wie auch den Menschenschlag angeht. Hier kenne ich mich wirklich aus. Und ich liebe es, mich wirklich auszukennen.

R2: Ruhr 2010 - sehen Sie das als die große Hoffnung oder als das große Strohfeuer?

Richter: Nun, ich war auch in zwei drei Projekte involviert und frage mich, warum so wenig Geld für Inhalte bzw. für Künstler da ist, die diese Inhalte bereitstellen sollen. Ist oder war da wirklich nur so ein knapper Etat für die Kultur? Oder haben die Kulturfunktionäre den Löwenanteil schon auf halbem Wege am Buffet vertilgt?

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