Ausstellung "Meister von Morgen III" – Galerie Gecko in den Güterhallen
Künstlerische Lehrjahre hoch Fünf
Von Madeline Sagner für R2-Bildungsbürger
Foto: Galerie Gecko
Vivian Greven: In ihren Bildern ruhen wolgeformte Frauen und Männer auf expressiven Pinselstrichen.
Ebenso als Vertreterin der Düsseldorfer Kunstakademie, bringt Vivian Greven Gestalten ohne bestimmte Identität auf die Leinwand, wiederum aber in einer ganz eigenen Art und Weise: Gekennzeichnet ist ihr Werk in der Galerie Gecko durch die Natürlichkeit des künstlerischen Akts. Im Gespräch erläutert Greven ihre Faszination vom Inkarnat, „der Anziehungskraft, die die Hautfarbe in ihrer Aussage der Nacktheit nach außen tragen kann“. Wohlgeformte Frauen und auch Männer ruhen so in blass rosa, beigen Tönen auf expressiven Pinselstrichen. Es entstehen weiche Formen, die zum Verweilen einladen und eine Wärme der Situation ausstrahlen. Der Hintergrund bleibt stets unscharf und lässt den Betrachter im Ungewissen, ob sich die Szenerie nun eindeutig drinnen oder draußen abspielt. Einige Werke lassen sogar nur die nackte Figur allein aus einem undefinierbaren Dahinter entstehen – die Motivik bleibt auf diese Weise abwechslungsreich und lässt Raum für verschiedenste Geschichten rund um das so natürliche Motiv, das Inkarnat „bleibt aber Inspiration“.
Fließende Farbe: Tsends Landschaftsdarstellungen
Foto: Galerie Gecko
Gan Erdene Tsend: Fließende Farben deuten Natürlichkeit an. Die Feldwege führen ins Ungewisse und Verborgene.
Die Farbigkeit der Ausstellung findet sich in ihrer Helligkeit und positiven Ausdrucksform ähnlich in Gan-Erdene Tsends Werk wieder. Er ist Student der Kunstakademie Münster. Auf den ersten Blick scheint sein Werk vollkommen impressionistisch: Die aus Farbpunkten entstehenden Farben und Formen wirken ebenso klassisch wie neu. Der dicke Farbauftrag auf Nessel wirkt auf einigen der ungegenständlichen Werke wie vom Himmel herabfallende Regentropfen – in Grün, Braun und Beige prasseln sie auf den Betrachter nieder und fordern zur ganz individuellen Deutung auf. Oder aber sie geben nur einen verstohlenen Blick frei auf geheimnisvoll beschriebene, kaum kenntliche Briefe, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen wollen. Tsends Landschaftsdarstellungen sind gekennzeichnet von fließender Farbe, die Natürlichkeit andeutet, aber als Gemälde von der Unschärfe einzelner Farbpunkte entlarvt wird. Besonderes Merkmal sind die Feldwege, die sich immer wieder finden und das Auge des Betrachters ins Ungewisse, Verborgene führen wollen – ähnlich den verborgenen Schriftstücken seiner ungegenständlichen Werke. Das Geheimnisvolle, Unerwartete bleibt Mittelpunkt der Betrachtung.
Foto: Galerie Gecko
Qiwei Zhang: Angst oder Wut?
Qiwei Zhang bildet den eindeutigen Kontrast zur Farbigkeit und Motivik der übrigen Künstler: Auch er ist Student in Münster und zeigt eine sehr triste aber dennoch magische Erfahrungswelt. Seine Motive werden stets von angstvollen Eindrücken begleitet, die Atmosphäre lässt nur selten das Gefühl von Sicherheit zu. Fantastische Elemente lösen die ansonsten sehr geradlinigen Strukturen der Ölgemälde in sich auf. Warum schreit der Mann auf dem einzig detaillierten Porträt? Ist es Angst oder Wut? Der Gegensatz spiegelt sich im Widerstreit von Farbe und Nichtfarbe wieder. Oder ganz im Gegensatz, die geraden Strukturen weisen sich als eben solche aus indem sie Soldaten in Reih und Glied aber stets bewegt zeigen. Das Unerwartete, Paradoxe in seinen Bildern lässt das Auge des Betrachters verweilen, verwirrt und ordnet zugleich.
Bis zum 02. Juli 2011 können Sie sich selbst überzeugen von den „Meistern von Morgen“ – denn auch wenn sprichwörtlich die Übung den Meister macht und auch noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, bestätigen Ausnahmen bekanntermaßen die Regel.
Meister von Morgen III:
Bis 02. Juli 2011
Galerie Gecko in den Solinger Güterhallen
Alexander-Coppel-Str. 22, Ecke Bahnhofstr. 11
42651 Solingen
Mehr Infos im Web:
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