Neue R2-Serie: "Working Mum" Petra Wiemer zwischen allen Stühlen

Neid in einer Ehe? Aber niemals!

Von Petra Wiemer für R2-Blogger

Foto: Public Domain

Starke Autos und schnelle Motorräder sind die eigentliche Leidenschaft von Petra Wiemer. Stattdessen fährt die Working Mum VW und Fahrrad.

Dortmund. Ein Dasein als sogenannte "Working Mum" ist gar nicht so einfach. Alle, aber auch wirklich alle wollen etwas von ihr haben. Der Chef perfekte Arbeit und vollen Einsatz (selbstverständlich!), die Kinder lebenslange "Rundumversorgung" (wer hat die eigentlich so verwöhnt?), der Mann eine aufmerksame, hingebungsvolle und gutaussehende Partnerin (wozu hat er auch sonst geheiratet?). Wie Petra Wiemer mit den Anforderungen zurecht kommt, beschreibt sie in der neuen R2-Serie "Working Mum". Im zweiten Teil geht es um das Thema Neid. Und zwar auf den Ehemann...

Soll die Frau doch froh sein - mit Ehemann, Haus und Kindern

Da sollte frau doch froh sein; sie hat es in den Augen ihrer kinderlosen Freundinnen geschafft: ein adrettes Heim mit Sandkasten, Wäschespinne und Gartenzaun, ein paar gutgeratene Kinder, einen Job gegen die Langeweile und einen gutverdienenden Ehemann, der (glücklicherweise) ab und zu auf Geschäftsreise ist. Da kann frau, wenn die Brut im Bett ist, all' ihre Freundinnen anrufen oder einfach nur faul auf der Couch liegen.

Und doch ist da ein komisches Gefühl, welches frau laut aller anderen Menschen eigentlich nicht haben sollte. Schon gar nicht in einer Ehe: NEID!

Während ich also mit den Kindern den Kartoffelauflauf oder die ökologisch korrekte Kürbissuppe esse, sitzt mein Mann mit dem Kunden in einem "Ich-weiß-nicht-wieviel-Sterne-Restaurant". In einem schicken Anzug, während ich versuche, Kürbissuppe aus Haaren und Gardine heraus zu halten. Jaja, ich weiß, ich weiß, mit dem hart erwirtschafteten Geld ernährt er die ganze Familie! Und ich würde das so gern auch von mir behaupten!

"Aber Schatz, das ist doch auch Dein Geld!"

Da hilft auch kein: " Aber Schatz, das ist doch auch dein Geld!" Ist es eben nicht. Auch wenn ich es ausgeben darf, in Discountern, Schuh- und Bioläden und beim Handwerker. Es fließt eben nicht auf mein Konto, da landet nur mein niedliches Zuverdienergehalt, was mir bei Lohnsteuerklasse 5 jeden Monat die Tränen der Wut in die Augen treibt.

Aber so ist es nun mal in Deutschland: Während ein Mann durch Heirat und Kinder aus irgendeinem dubiosen Grund beruflich an Status gewinnt, rutschen die meisten Frauen durch Teilzeitjobs sozial und finanziell ab. Karriere kann man knicken. Meist ist auch nichts mehr mit beruflichem Aufstieg. In einem Teilzeitjob sowieso total unmöglich

Und die wunderbare Erfindung des Ehegattensplittings führt dann dazu, dass frau in Anbetracht all der Schwierigkeiten, die eine Erwerbstätigkeit mit sich bringt, erstmal zu Hause bleibt. Was ja auch ganz schön ist. Denn die erste Zeit mit so einem kleinen, süßen, sauberen, warmen, weichen Baby ist wirklich sehr erfüllend. Und erst das Stillen! Macht Männer total überflüssig! Aber ich will nicht abschweifen!

Ich habe eine Schwäche für schnelle Autos und Motorräder

Die Reisen und die Hotels findet mein Mann gar nicht so toll: "Wenn du wüßtest, wie viele Socken ich da schon unter den Betten gefunden habe", das Essen muss schrecklich sein "Ich nehme immer nur ein bisschen Obst" und von den Mietwagen erzählt er mir schon überhaupt nicht mehr! Sie müssen wissen, in meinem früheren Leben hatte ich eine Schwäche für PS-starke Autos und Motorräder (als Selbstfahrerin, was dachten Sie denn?). Jetzt fahre ich VW oder Fahrrad, was für eine passionierte Cabriofahrerin ungefähr so ist, als würde man nur noch mit geschlossenem Verdeck fahren dürfen!

Nun sitze ich also hier, mit meinen gutgeratenen Kindern im gut eingezäunten Garten und bemitleide meinen armen Gatten. Das Gehalt scheint somit eine Art Schmerzensgeld zu sein. Unter welchen prekären Arbeitsbedingungen verdienen dann unsere BVB Jungs ihre Millionen? Da ist ja als Entschädigung mindestens ein Model drin! Jährlich ein neues, natürlich geleast.

Und doch bleibt mein Neid und läßt sich nicht wegzaubern. Leider ist es so, dass Neid eins der am meisten tabuisierten Themen in unserer Gesellschaft darstellt, alle ihn kennen, aber keiner darüber redet. Neid entsteht aufgrund deutlicher Ungleichheiten.

Was würde ein Lewandowski wohl sagen, wenn man ihn für seinen DFB Pokalsieg mit einer Prämie von 60.000 € abspeisen würde wie mit Laura Feiersinger und ihrem Team geschehen? Für den Gewinn des WM-Titels bekamen die Männer im Jahr 1974 bereits eine Prämie von 35.900 Euro pro Person während den Frauen 1989 für den Gewinn der Europameisterschaft ein Kaffeeservice überreicht wurde.

Na, ich will ja nicht meckern. Wie meine junge Kollegin (20) schon sagte: Das hat sicher alles gute Gründe. Kennen SIE diese Gründe? Lassen Sie mich an Ihren Erkenntnissen teilhaben! Nutzen Sie die Kommentarfunktion.

        

"Working Mum" mit vier Kindern aus Dortmund

Petra Wiemer (Foto) heißt die neue Gastautorin bei R2inside. Über das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf schreibt die Dortmunderin als "Working Mum" ab sofort in regelmäßigen Abständen für die R2-Karriereleiter. Petra Wiemer ist verheiratet, vierfache Mutter und selbstständige Bildungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Personal und Organisation, neudeutsch: Didactic Knowledge Engineering.

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Kommentare  

 
+1 #1 JG 2013-04-10 11:24
Liebe Frau Wiemer,

ja, man könnte neidisch sein, man könnte die Schere im Kopf von Betrieben verfluchen oder die Gesellschaft anklagen. Aber wirklich ändern wird sich wenig, wenn Frauen das still mitmachen.

Für einen anständigen Stundenlohn muss frau sich durchsetzen und für mehr Verantwortung auch. Grundsätzlich familienfreundl ichere Firmenkonzepte, neue Denkansätze und Ausschöpfung bereits vorhandener Möglichkeiten sollten mehr abgefragt und eingefordert werden.

Aber trotz allem finde ich Neid fehl am Platz, denn solange sie nicht Vollzeit, mit regelmäßigen Geschäftsreisen und als Hauptverdieneri n leben möchten, leben Sie doch Ihr Leben und haben die Einschränkungen bewusst in Kauf genommen.

Jede Entscheidung hat ihre Schattenseiten und ich für meinen Teil genieße das Aufwachsen meiner Kinder, die sind nur einmal 6 oder 7 oder 8 und ruckzuck mit dem Flegelalter verschwunden. Meine Leidenschaften verliere ich dadurch nicht, sondern integriere sie wann immer möglich. Jeder sollte sich Gelegenheiten schaffen um Leidenschaften nachzugehen. Vielleicht wird Ihr nächster Urlaub ja ein Roadtrip ohne Kinder?

Viele Grüße
JG
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