Neue R2-Serie: "Working Mum" Petra Wiemer zwischen allen Stühlen
Was sitzt den ganzen Tag auf dem Sofa und verbraucht 3.000 kcal ?
Von Petra Wiemer für R2-Blogger
Foto: (c) Kristina Walter, Lizenz
Was tun, wenn ein Baby kommt? Es stellt nämlich die ganze Welt auf den Kopf. Nur über die Ernährung des Babys muss man sich keine Gedanken machen. Mutter Natur hat da nämlich schon vorgesorgt.
Dortmund. Heute möchte ich Ihnen mal aus gegebenem Anlass etwas über die angenehmste und effizienteste Form der Kalorienverbrennung erzählen. Im meinem direkten Umfeld gibt es momentan drei Mütter, die demnächst ihr erstes Baby bekommen. Das ist für mich schon komisch. Während ich mich langsam aus dem Themenbereich Stillen, Tragen, Schlafen hin zu Themen wie Piercing, Pille und Führerscheinfinanzierung bewege, stehen meine Bekannten vor den altbekannten Problemen.
Ein Neugeborenes braucht kein eigenes Zimmer
Zuerst die Frage: Wo bekomme ich das Kind? Nun, wer mich das fragt, kann natürlich eine subjektive Antwort erwarten. Allerdings haben die meisten Frauen einen Kriterienkatalog, der sich naturgegeben von meinem unterscheidet. Es kommt darauf an, was Ihnen wichtig ist. Die Größe und Ausstattung des Kreissaales, das ausgedehnte Buffett, die schicke Bettwäsche oder die Kinderklinik gleich nebenan? Was ist Sicherheit für Sie? Kaiserschnittraten von mehr als 30 Prozent ?
Dann sehe ich mit Erstaunen, was ein deutscher Durchschnittshaushalt für ein Kinderzimmer (für ein Neugeborenes) ausgibt. Ein komplettes Büro muss einem Raum weichen, den das normale Baby im ersten Jahr eigentlich nicht braucht. Sie erinnern sich vage? Ein menschlicher Säugling ist ein sogenannter Tragling, wie auch die Menschenaffen. Sie erkennen das an den angezogenen Beinchen. Er gehört zur Mutter. Die Möbel können Sie sich also noch ein paar Jahre aufschieben. Investieren Sie lieber in ein Zwei-Meter-Bett, ein gutes Tragetuch und gehen Sie es gemütlich an. So ein Tragetuch ist übrigens die beste Investition im ersten Jahr. Mir hat es das Leben und meine Nerven sowieso gerettet, da Sie die Hände frei haben und das Baby im Tuch meist sofort einschläft.
Ein Wort zur Kleidung. Deutsche Babys deutscher Durchschnittsmütter starten mit Größe 62. Für etwa zwei Wochen, dann sind sie rausgewachsen. Auch wenn Strampler oder Jeans in Größe 50 allerliebst aussehen, ziehen sie diese besser Ihren Puppen an und stopfen Ihr Baby in einen, vielleicht zu großen, aber dafür gemütlichen Strampler. Ein paar Socken an die Füße, dann passt das schon.
Stillen verbraucht Unmengen an Kalorien...
Aber Sie wollten wissen, was denn nun soviele Kalorien verbraucht? Es ist ganz einfach.. Stillen verbraucht Unmengen an Kalorien. Gehen auch hier Sie die Sache geduldig an. Sie und Ihr Baby werden sich, wie zwei Liebende, aneinander gewöhnen. Schaffen Sie sich ein ruhiges und wohlwollendes Umfeld und suchen Sie sich bei Bedarf kompetente Hilfe durch Stillberaterinnen oder erfahrene andere Mütter. Beim Stillen können Sie fast nichts falsch machen: Egal, wie dick Ihr Baby dabei auch wird, dieser echte Babyspeck schmilzt auf jeden Fall wieder weg.
Seien Sie sich im Klaren: in den ersten Wochen werden Sie fast nur stillen, stillen und stillen. Sie ernähren eben einen Säugling. Und der will saugen. Dabei ernährt er sich, er entspannt sich, fasst Vertrauen zu Ihnen und zur Welt, baut sein Abwehrsystem auf, entwickelt seinen Kiefer und seine Sprachmuskulatur, und wächst. Dabei können Sie zuschauen. Und während Sie sitzen und zuschauen, sorgt Ihr Baby auch für Sie: es fördert die Rückbildung, erhöht die Milchproduktion durch sein Saugen, senkt Ihr Brustkrebsrisiko, und lässt Ihre Pfunde schmelzen. Sie wollen ja bald wieder in Ihre alten Jeans und schicken Businesskostüme passen, oder?
Als ich mein erstes Baby an die Brust legte, hatte ich keine Ahnung, wie praktisch die ganze Sache werden würde. Mal abgesehen davon, dass Sie sich nachts beim ersten Mucks nur mit hochgezogenem T-Shirt Ihrem Baby zuwenden und sofort weiterschlafen, war ich den Traummaßen 90-60-90 in meiner Stillzeit sicher am nächsten.
In diesem Sinne wünsche ich allen werdenden Müttern eine gute Geburt. Und machen Sie sich klar: Wessen Körper ein ganzes Baby erschafft, für den ist Stillen die kleinste Übung!
"Working Mum" mit vier Kindern aus Dortmund
Petra Wiemer (Foto) heißt die neue Gastautorin bei R2inside. Über das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf schreibt die Dortmunderin als "Working Mum" ab sofort in regelmäßigen Abständen für R2inside. Petra Wiemer ist Stillberaterin, Gesundheitspädagogin, Mutter von insgesamt vier Kindern und arbeitet heute als Bildungswissenschaftlerin im Hochschulbereich.
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Kommentare
Mehrjähriges Stillen oder Bettteilen finde ich dann eher bedenklich.
Freundliche Grüße
neuroanthropology.net/.../...
Japan ist eine technologisch und kulturell hoch entwickelte Nation, in der mehrjähriges Co-sleeping und Stillen zur kulturellen Norm gehört. Unabhängig von finanziellen Ressourcen ist es eine Frage der Einstellung gegenüber dem anderen Menschen.
Viele Grüße
Liebe Grüße
In Indien schläft die ganze Familie zusammen. Die Geburtenrate ist allerdings eine der höchsten.
Und in manchen Ländern Asiens schlafen die Kinder sogar bis zur Pubertät bei ihren Eltern.
Insofern gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern nur Ihre eigene Entscheidung.
Dabei unterscheiden sich mein und Ihr Weg sicherlich, da wir unterscheidlich e Menschen sind.
Mit dem Baby ist es wie in jeder Beziehung: damit, womit beide sichtlich zufrieden sind, ist IHR Weg!
Herzliche Grüße
Solange ein größeres Kind noch Zuwendung auf diese Form benötigt, ist es wunderbar, wenn die Mutter das unterstützen kann. Je älter ein Kind wird, desto mehr wird Muttermilch durch gesunde Kost ersetzt. Die kleinen Mengen, die es noch trinken darf, sind allerdings hochkonzentrier t an Abwehrstoffen. Zudem ist Stillen die beste Form, um SIDS ( sudden infant death syndrom) aktiv und liebevoll zu verhindern.
Umso trauriger die verzerrte Darstellung in den Medien, die leider das Bild vom Stillen vieler Frauen so negativ prägt.
Petra Wiemer, Stillberaterin
So extrem sollte man es dann doch nicht betreiben - alles andere ist für Noch-Nicht-Mütter definitiv interessant zu wissen. Danke für diesen gedanklichen Ausflug in unbekannte Gefilde ;)
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