R2-Gastautorin Isabella Herzig gibt Karrieretipps

Erfolgreich mit emotionaler Intelligenz

Von Isabella Herzig für R2-Mein Leben

Foto: © Joeln Queens, Lizenz

Ausgelassene Freude scheint dieser Mann zu empfinden. Dank Spiegelneuronen verbreitet er gleich gute Laune.

Witten.Schon längst ist bekannt, dass reines Fachwissen für ein erfülltes soziales Leben nicht ausreicht. Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz habe es oft leichter im Berufsalltag und Privatleben. Doch woran erkennen, dass der Chef schlecht gelaunt ist oder der Kunde gerade im Begriff ist, beim Mitbewerber zu kaufen? Die Antwort heißt Empathie.

Empathie ist keine Krankheit, sondern das Zaubermittel für ein wirklich gutes Miteinander. Es bedeutet so viel wie Einfühlungsvermögen. Es ist die Fähigkeit, sich in die Gedanken, Gefühle und das Weltbild von anderen hineinzuversetzen. Keine leichte Übung, oder doch? Wie in allen Disziplinen kennt jeder ein Naturtalent, das diese Fähigkeiten beherrscht, ohne sich scheinbar groß anzustrengen. Doch wie im Sport gilt auch hier: Naturtalente sind rar. Die meisten Spitzensportler und Leistungsträger trainieren ihre Fähigkeiten regelmäßig um zu Meisterschaft zu gelangen. Auch Empathie will trainiert werden.

Wissen um die menschliche Mimik

Das Wissen um die menschliche Mimik ist dabei ein wichtiger Faktor. Die Mimik eines Menschen verrät unglaublich viel über seine Gefühle. Gelegentlich noch bevor er diese verbal artikuliert. Es heißt nicht ohne Grund „ es steht uns ins Gesicht geschrieben“. Manche tun sich jedoch schwer mit dem Lesen der Mimik. Gerade die kaum sichtbaren Muskelbewegungen, die man Mikroexpressionen nennt, und die unwillentlich innerhalb von Millisekunden Trauer, Ärger, Angst, Überraschung, Freude, Ekel und Verachtung kommunizieren, stellen die Herausforderung dar.

Mittlerweile ist der Code der Mimik gut entschlüsselt. Im Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation gilt sie sogar als am meisten erforscht. Noch vor Stimme und Körpersprache. Der amerikanische Wissenschaftler Paul Ekman hat sogar einem Atlas mit Gesichtsbewegungen erstellt. Seine Kennzahlen geben sichere Hinweise auf die im Moment erlebte Emotion.

Mimik erkennen heißt also Emotionen sehen. Im Gegensatz zum Lesen von Mikroexpressionen fällt es leichter Emotionen zu erkennen, die bewusst zum Ausdruck gebracht werden. Wenn ein Chef die Augenbrauen zusammenzieht, die Augenlider anspannt und mit gepressten Lippen „Mayer in mein Büro!“ sagt, ahnen die meisten Böses. In der Fachsprache handelt es sich dabei um Makroexpressionen.

Mimik ist viel älter als Sprache

Diese dauern länger als 0,5 Sekunden und sollen eine bestimmte Reaktion auslösen. Ein anderes Beispiel. Die Kollegin, Frau Schmidt, schaut traurig aus. Automatisch setzt der Helferinstinkt ein. Eine empathische Reaktion folgt. Denn ein bewusst trauriger Gesichtsausdruck, heißt so viel wie: Es geht mir schlecht, bitte tröste mich, bitte nimm mich in den Arm.

Für den Beobachter ist diese Botschaft sonnenklar. Warum? Weil laut Charles Darwin der Homo sapiens schon vor Tausenden von Jahren, noch bevor er die Sprache entwickelte, sich mittels Mimik verständigen konnte. Bis heute reagieren bestimmte Nervenzellen, die „Spiegelneuronen“, im Gehirn auf bewusst eingesetzte Gesichtsausdrücke. Wir können es nicht verhindern.

Sobald wir angelächelt werden, wird ein Signal an unser Gehirn gesendet, das uns veranlasst, zurück zu lächeln. Das ist noch nicht alles. Mit der mimischen Darstellung einer Emotion, im dem Fall Freude, lösen wir nicht nur eine Reaktion bei den Mitmenschen aus, sondern auch im eigenen Organismus:

Emotionserkennung kann man lernen

Das Gehirn erhält die Informationen, passende Botenstoffe auszuschütteln. Vielen ist der Tipp bekannt: „Wenn Sie sich in eine gute Stimmung bringen wollen, stellen Sie sich vor einen Spiegel und lächeln Sie etwa 60 Sekunden, gerne auch „gestellt“, und Sie werden sich zunehmend besser fühlen“. Es lohnt sich, das einmal auszuprobieren. (Auch ohne Spiegel.) Das Phänomen gilt übrigens auch für ein trauriges oder verärgertes Gesicht.

Die nächste gute Nachricht: Die meisten Menschen können ihre Emotionserkennung schulen. Nur wenige Menschen leiden an Alexithymie, einer psychischen Störung, die das Erkennen von Emotionen verhindert. Allerdings sind wir an dieser Stelle einfach faul geworden. In der Hektik des modernen Alltags blieb kaum Zeit, um sich gegenseitig intensiv beim Sprechen anzuschauen. In Laufe der Jahre gewann zudem das Gehörte immer mehr an Bedeutung.

Suchen Sie in ihrem Alltag nach Hinweisen für Emotionen. Wer in der Lage ist diese zu sehen, ist auch in der Lage, positiven Einfluss auf seine Beziehungen zu nehmen. Plötzlich mehr Erfolg in der Arbeit und mehr Spaß im Privaten. Es lohnt sich!

Coach Isabella Herzig

 

Zur Person

Isabella Herzig ist Coach und Trainerin in Witten, außerdem Lehrbeauftragte für Schlüsselkompetenzen an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Sie arbeitet mit Menschen, die beruflich vor großen Herausforderungen stehen. Sie hilft Ihnen, sich sicher und souverän auf dem Parkett der menschlichen Interaktionen zu bewegen und dabei authentisch zu bleiben

Mehr Infos unter: www.momentum-consulting.de

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Kommentare  

 
0 #1 Martin Bartonitz 2013-03-13 19:50
Kann es sein, dass wir unsere empathisches Empfinden immer weniger trainieren können, weil die Kommunikation auf die elektronischen Medien verlagert wird. Wenn ich mir anschauen, wie viele Jugendlichen war zusammen sind, aber fast nur noch in ihren kleinen Flachbildschirm in der Hand schauen?
Und ja: auf der anderen Seite sehe ich, dass in der Welt der Arbeitens mehr auf die aktuellen Empfindungen des Gegenübers geachtet wird. Achtsamkeit ist da ein weiteres wichtiges Element. So kommen wir immer mehr in die Lage, eine gewaltfreie Kommunikation zu pflegen.
Auf das wieder mehr Freude bei der Arbeit ihren Platz bekommt. Siehe wirdemo.buergerstimme.com/.../
Herzlich Martin Bartonitz
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