Underground in Köln: Englands wichtigste Space-Rock-Band im R2-Gespräch
Amplifier: In den Tentakeln des Octopus
Von Martin Giesel und Peter Joerdell für R2-Popsmart
Foto: Joerdell
Die Stimmung während des Gigs war gut, der Funke sprang auch beim neuen Material von "The Octopus" eindeutig über...
In einer ruhigeren Minute kommen wir mit Sel Balamir noch einmal auf die Lyrics der Band zu sprechen, die mitunter sehr Science Fiction-inspiriert sind – Space-Rock bezieht sich eben bei Amplifier nicht nur auf das musikalische Genre, sondern auch auf den Inhalt. „SF ist schon sehr wichtig für mich“, gesteht der sympathische End-Dreißiger. „Dieses literarische und filmische Genre ist nicht nur ein Testgelände für technologische Ideen, es ist auch ein Laboratorium der Conditio humana. Insofern hat es mit Musik viel gemein, denn auch da geht es immer darum, dorthin zu gelangen, ‚wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist’. Das ist wie ein großer, fremder Sternennebel, den es zu erkunden gilt.“ Und das tun Amplifier immer wieder aufs Neue mit Musik und Texten, die dazu neigen, die ganz großen Kaliber an Fragen und Perspektiven anzugehen. Dass sie dabei dennoch wie die zu Streichen aufgelegten Jungs von Nebenan auftreten, macht sie gleich doppelt sympathisch.
Foto: Joerdell
... umso weniger war es verwunderlich, die Band recht kurz nach dem Gig gut gelaunt am Merch-Stand persönlich anzutreffen, natürlich samt des gut gelaunten Frontmanns Sel Balamir (Mitte).
Amplifier – Interstellar Uber-Band
Ende der 90er Jahre konstituierten sich Amplifier in Manchester als „the loudest three-piece in the world“, und sind bis auf Neuzugang Steve Durose nach wie vor in der Original-Besetzung aktiv (Sel Balamir Vox / Guitar, Neil Mahoney Bass, Matt Brobin Drums und eben nun Steve Durose während der Octopus-Tour als 2nd Guitar). Nach einem grandiosen Debut-Album (2004), das von Teilen der englischen Musikpresse als wichtigste Platte des damals noch jungen ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts gefeiert wurde, führten Schwierigkeiten mit dem Label dazu, dass es still um die Space-Rocker wurde. Der Zweitling „Insider“ (2006) reichte leider von der Produktion her nicht ans ausgefeilte erste Album heran, da sehr viel Druck seitens des Labels dazu führte, dass die Platte hastig fertiggestellt werden musste – und auch nicht an die EP „The Astronaut dismantles HAL“ von 2005 heranreichte. Erst mit „The Octopus“ liefen Amplifier Anfang 2011 wieder zu ganz großer Form auf. Als Haupteinflüsse von sind nach wie vor Pink Floyd, Led Zeppelin aber auch zeitgenössische Alternative-Bands wie Tool zu nennen. Im Bereich Space-Rock und Progressive-Rock können Amplifier zurecht als eine der wichtigsten Bands unserer Zeit gelten. Man darf gespannt sein, was eine der wichtigsten englischen Bands der letzten zehn Jahre nach dem Octopus auf die Menschheit loslassen wird.
Mehr Octopus, Space Rock und Amplifier im Web:
Seite 3 von 3