Converse-Sneakers: Aus den Top Ten des R2-Kleiderständers / Folge 5
Latsch, Latscher, am Latschesten:
Chucks kommen einfach immer wieder
Von Peter Joerdell für R2-Stilikone
Foto: © mickey van der stap from almere, the netherlands
Einer für alle, alle für einen: Dank der Farb- und Modell-Vielfalt wird bei Converse jeder fündig.
Rhein-Ruhr. Lange Zeit hatte ich kein Verlangen nach einem Paar Chucks. Bis es mir im Sommer 2000 in Lyon zu warm an den Füßen wurde. Ich kaufte das wahrscheinlich einzige Paar Chucks (in Beige), das es zu jener Zeit in der französischen Großstadt in meiner Größe (immerhin 46) gab. Und wurde dabei angeschaut wie ein waidwundes Reh. Zu jener Zeit waren andere Sneakers hip - ob ich denn wirklich nichts von der Marke mit den drei Streifen haben wollte ("Pourquoi pas d'Adidas, vous êtes Allemand...")? Nein, wollte ich nicht! Ich wollte dieses Paar Chucks. Nur ein rotes paar Acht-Loch-Doc Martens in diesen Frankreich-Urlaub im Hochsommer mitzunehmen, war eine blöde Idee...
Dieses Paar Converse und ich waren danach unzertrennlich. Etwas über ein Jahr später, als ich in Kanada studierte, trug mein koreanischer Zimmergenosse Woo Suk im Wohnheim tatsächlich auch ein paar Chucks - in beige, das gleiche Modell. Wir latschten also über den Campus durch den kanadischen Indian Summer, und wunderten uns. Darüber, dass wir aus ganz verschiedenen Ecken des Globus angereist waren, aber die gleichen "Sneakers" (2001 sagte man das schon...) trugen, wir wunderten uns über den 11. September, das Mensa-Essen an unserer Gast-Uni, darüber dass Woo Suk Olli Kahn kannte ("he a great goalie!") und vor allem aber darüber, dass wir, das ungleiche Duo aus MacKinnon 316 D (so die Bezeichnung unseres Wohnheimzimmers) als einzige an der Uni Chucks trugen - von einem fetten Nerd, der im Computer-Lab arbeitete, mal abgesehen. "Peter, how come nobody wear Converse?", fragte Woo Suk. "A few years ago, they really popular!", fügte er dann hinzu, auf die unnachahmliche koreanische Art, die im englischen jedes Hilfsverb durch Vernachlässigung tötet (und keine Sorge, hier fängt jetzt nicht noch eine Serie Korean Boy an, das Korean Girl beschäftigt uns gerade genug).
Schon Marty McFly stolperte in Chucks durch die Jugend seiner Eltern
Foto: © Alfonso Romero
Machen auch over-sized eine gute Figur: Chucks, hier im klassischen Rot-Ton.
Ja, warum waren sie nicht mehr "popular"? Das fragten wir uns, und waren uns gar nicht bewusst, dass wir vermutlich als Trendsetter unterwegs waren. Denn etwa zu dieser Zeit (Ende 2001) ging Converse in Konkurs, und zeitweise waren die Schuhe schwer zu bekommen. Dann, etwa ein, zwei Jahre später fing die nächste Welle an zu rollen, nachdem Nike die Firma übernommen hatte. Das Ramones- und Misfits-Revival in der Punkszene tat ein Übriges, auf einmal lief alle Welt wieder mit Converse an den Füßen herum - bis hin zu Dieter Bohlen, dem offiziellen Anti-Christ (zumindest im Universum des R2-Chefredakteurs). Marty McFly hätte sich gefreut, der stolperte ja schon in den 50er Jahre Passagen von "Zurück in die Zukunft" stets mit Chucks an den Hufen durch die Jugend seiner Eltern. David Tennant in der britischen SF-Serie "Doctor Who" ist ein weiterer prominenter Converse-Träger, ebenso wie die Figur Dwight aus dem Frank Miller-Comic "Sin City" (bekannt für seine nicht zufällig blutroten Chucks).
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