R2-Gastautorin Isabella Herzig gibt Karrieretipps
Du bist, was Du sprichst - Die Macht der Wörter
Von Isabella Herzig für R2-Mein Leben
Foto: © S Stasi, Lizenz
Auch ein Otter kann sich freuen. Auch, wenn er dazu keine Wörter braucht, sondern nur jede Menge frisches Wasser.
Witten. Wann immer ich gute Nachrichten lese, hebt sich meine Stimmung. Ich fühle mich sogleich stark darin bestätigt, dass wir Menschen nicht sensationslustig sind und unser Wohlergehen am Leid anderer messen. Daher bin ich eine bekennende Liebhaberin der guten Nachrichten im Print, Funk und Fernsehen.
Vor einiger Zeit habe ich eine solche gute Nachricht gelesen. Professor David Snowdon hat im Rahmen seiner Erforschung des menschlichen Gehirns eine Langzeitstudie im Bezug auf die Entwicklung von Alzheimer im Alter durchgeführt. In dieser wurden etwa 600 Nonnen im Alter zwischen 76 und 107 Jahren über einen Zeitraum von einigen Jahrzehnten begleitet.
Ein langes und produktives Leben
Beim Eintritt in den Orden haben alle Nonnen, damals um die 20 Jahre alt, ein Schreiben verfasst. Der Gehirnforscher fand nun unter anderen heraus, dass diejenigen von ihnen ein längeres und produktiveres Leben geführt hatten, die bereits in ihrem ersten Klosterschriftstück vorwiegend positive Gefühle geschildert haben. Wörter wie Liebe, Glück, Dankbarkeit und Zufriedenheit prägten den Schreibstil. Was für eine Nachricht!
Ein langes produktiveres Leben, und das nicht durch qualvolle Sporteinheiten und stetigen Verzicht auf alles, was schmeckt, sondern durch die Art, die Welt zu sehen. Durch Wörter, die Emotionen ausdrücken. Also durch Emotionen, für die ich mich in jeder Sekunde meines Lebens entscheiden kann. „Ich kann in drei Sekunden die Welt erobern“ , singt so passend Andreas Bourani. Und ich kann entscheiden, ob ich mich heute auf die Begegnung mit Herrn Meier freuen will oder genervt sein will....
Der Gedanke machte mir Spaß. Da ich von Berufs wegen an die Möglichkeiten der Gestaltung der eigenen Realität glaube, begann ich noch am selben Tag ein Selbstexperiment. Mir ging es nicht darum Alzheimer vorzubeugen ...aber um ein langes und produktives Leben! Das hört sich doch wirklich gut an.
Wie wirken Wörter auf meine Stimmung?
Ich nahm mir vor, die positive Wirkung von bestimmten Wörtern zu testen. Die Neurowissenschaft hat nachgewiesen, dass Wörter und Begriffe, mit denen wir unsere Sprache ausschmücken, nicht ohne Wirkung bleiben. So ähnlich wie bei der Mimik, die dafür sorgt, dass wir nach 0,5 Sekunden eine Emotion fühlen, wirken Wörter auch. Mit dem Wissen ausgestattet, dass Wörter unsere Stimmung beeinflussen, fing ich nun an, bewusst auf meine Wortwahl zu achten.
Jeden Tag zwei neue positive Begriffe in die Alltagsprachen einfließen zu lassen, erwies sich als ziemlich leicht. Von nun an bedanke ich mich für inspirierende Ideen, denke über charmante Möglichkeiten nach, wünsche mir gute Zusammenarbeit und bewundere die zauberhaften Blumen meines Blumenhändlers. Ah ja, und ich lade zum Ausprobieren ein. Auch Sie liebe Leser.
Achten wir doch einfach mal auf unsere Wortwahl
Das Faszinierende an meinem Experiment ist die Erfahrung, dass nicht nur ich in einer positiven Stimmung die Welt genieße und hoffentlich recht gesund alt werde. Sondern, dass auch die Menschen, mit denen ich das Vergnügen habe, durch diese Art recht schnell angesteckt werden. Sprachwissenschaftler haben dieses Verhalten bereits in den 1960er Jahren untersucht und festgestellt, dass wenn es Menschen an einer guten Kommunikation liegt, sie während eines Gesprächs zunehmend die gleichen Wörter benutzen. Selbst ihre Aussprache und die Betonung der einzelnen Begriffe klingen im Laufe eines Gesprächs immer ähnlicher. Wieder eine gute Nachricht!
Wir können alle etwas dazu beitragen, dass unser Miteinander am Arbeitsplatz und zu Hause entspannter und angenehmer wird. Ganz einfach durch unsere Wortwahl. Vielleicht gibt es immer mehr mutige Menschen, die gegen das allgemeine Jammern und Klagen das Wort erheben. Ich bin auf jeden Fall dabei!
Coach Isabella Herzig
Zur Person
Isabella Herzig ist Coach und Trainerin in Witten, außerdem Lehrbeauftragte für Schlüsselkompetenzen an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Sie arbeitet mit Menschen, die beruflich vor großen Herausforderungen stehen. Sie hilft Ihnen, sich sicher und souverän auf dem Parkett der menschlichen Interaktionen zu bewegen und dabei authentisch zu bleiben
Mehr Infos unter: www.momentum-consulting.de
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