Surfsticks – Hightech-Gadgets wollen nur unser Bestes ...

„Wir sind Surfsticks – Widerstand ist zwecklos“

Von Peter Joerdell für R2-Horizont

Foto: mathias the dread / photocase.com

Gerade meint man noch, man surft auf der ganz großen Welle - und dann geht NIX mehr.

 

Düsseldorf/Borkum. Da liegt er vor mir, auf dem Couchtisch unserer Ferienwohnung auf der idyllischen Nordseeinsel Borkum: Hübsch anzusehen, ein perfekt designtes technisches Gadget, wie eine Requisite aus Star Trek oder Kubricks Meisterwerk 2001. Meine Frau ist einkaufen, ich kann ihn in Ruhe installieren und ausprobieren: Den, na, nennen wir ihn N3-Surfstick. Ähnlichkeiten mit einem nach einem Element des Periodensystems benannten Mobilfunkanbieter sind in diesem Kontext rein zufällig und natürlich nicht beabsichtigt.

Software vom Pentagon: Waren die 40 Euro für den Surfstick mein Ticket nach Guantanamo?

Alles wie versprochen: Prepaid SIM-Karte einsetzen, ab in den USB-Port und – na, los geht’s, der Stick lädt sich seine Software selbst herunter. Für einen Moment fallen mir die Augen zu, die Seeluft macht schläfrig… Als sich meine Lider wieder öffnen, starre ich eine Sekunde später mit schreckgeweiteten Augen auf den Bildschirm. Woher holt sich mein Surfstick seine Software, bitteschön? Vom Pentagon??? Falls sich der Provider hier einen Scherz erlauben will, ist es weiß Gott ein schlechter. Ich kann nicht fassen, was da los ist. Ist der Stick über eine ungesicherte Verbindung unterwegs? Bin ich jetzt Teil eines dieser Botnetze und zufällig live dabei? Habe ich etwa für rund 40 Euro mein Ticket nach Guantanamo gekauft – obwohl ich doch unschuldig bin? Mit schweißnassen Händen versuche ich in fieberhafter Eile, die Verbindung zu beenden. Keine Reaktion. Auch nicht, als ich den WLAN-Hauptschalter an meinem Laptop umlege. Was zum Henker ist hier los?

Plötzlich laufen Buchstaben über den Bildschirm, ganz wie in Matrix, grün glühend, von oben nach unten. Innerhalb von Sekunden formt sich ein Satz: „Wir sind die Surfsticks. Widerstand ist zwecklos.“ Und direkt noch einer: „Unbefugte Lebensform – unterstehe Dich, Dich in die Angelegenheiten der Surfsticks einzumischen. Wir sind die überlegene Intelligenz. Ende der Kommunikation.“

Alan Turing steh uns bei: Sind Surfsticks das neue Skynet?

Nicht gut. Gar nicht gut. Nicht nur, dass ich nicht ins Internet komme, offenkundig werde ich gerade Zeuge der Versklavung der Menschheit durch eine übermächtige Entität, deren Schalten und Walten der Mensch weder verstehen noch kontrollieren kann! „Puny human, you are no match for me“ fällt mir eine Textzeile einer meiner Lieblings-Spacerockbands ein. Was kann, was soll ich tun? Ist das jetzt die kollektive Schwarm-Intelligenz, die sich in den Winkeln des Web auf irgendwelchen vergessenen Servern gebildet hat und sich dabei, Alan Turing steh uns bei, ihrer selbst bewusst geworden ist, nur um wie Skynet in den Terminator-Filmen zu merken, dass man sich besser seiner Schöpfer, dieser pathetischen Gebilde aus Fleisch und Blut, entledigt??? Habe ich den berühmt-berüchtigten einen Surfstick zuviel in den USB-Port eines Internet-fähigen Rechners gesteckt, der das Fass zum Überlaufen bringt? Warum tritt dann jetzt nicht John Connor die Tür zu unserer Ferienwohnung ein und sagt „Wenn Du leben willst: Komm’ mit mir…“? Verdammt! Es ist wie immer im Leben: Selbst ist der Mann!

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