Das Korean Girl über deutsche Männer
Wie deutsche Männer flirten...
Von Sun-Mi Jung für R2-Blogger
Foto: (c) Gerhard Heeke, Lizenz
Deutsche Männer sind groß, stark und gut gebaut. So wie Til Schweiger. Und sie haben gute Umgangsformen. Nur flirten können sie leider nicht...
Dortmund. Ich finde deutsche Männer ja ganz schön toll. Sie sind groß. Sie sind stark gebaut. Sie haben kantig geschnittene Gesichter, wie Sean Connery oder Brad Pitt. Sie sind selbst Frauen und Kindern gegenüber immer sehr höflich und achtsam. Sie spülen freiwillig ab. Dafür bekommen sie von mir eine Eins plus mit Sternchen! Nur eines können sie nicht: Flirten. (Und Tanzen. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Männlicher Charme scheint in Deutschland irgendwie verboten worden zu sein. Warum das so ist und wann genau dieses Verbot ausgesprochen wurde, weiß ich jetzt auch nicht. Ich vermute, dass das irgendwas mit dem Jahr 1968 zu tun hat. Aber ich stelle es jeden Tag fest:
Zum Beispiel, wenn ich im SPIEGEL lese, dass indischen Managern strikt davon abgeraten wird, einer deutschen Geschäftspartnerin ein freundliches Kompliment zu machen. So etwas könne den Geschäftsabschluss gefährden. (Einer französischen Geschäftspartnerin sollen sie hingegen auf jeden Fall ein Kompliment machen! Um den Geschäftsabschluss nicht zu gefährden.)
Gemeinsames Date - Getrennte Rechnungen
Oder wenn Männer bereits beim zweiten Date auf getrennten Rechnungen bestehen. Auch wenn die die gerade einmal 7,50 Euro beträgt. Dafür lassen sie sich dann die Tür von der Frau aufhalten. Wozu sucht man sich schließlich eine Freundin?
Oder wenn es deutsche Männer einfach nicht übers Herz bringen, einer nett aussehenden Frau auch zu sagen, dass sie heute nett aussieht. Und wenn sie sich noch so viel Mühe gegeben hat. Und tatsächlich einfach umwerfend aussieht. So etwas kann eine Frau natürlich stark verunsichern. („Bin ich zu dick?“) Oder einfach aufgeben lassen. Sieht ja eh keiner…
Man(n) muss es ja nicht gleich übertreiben und so rangehen wie die Südländer: „War Dein Vater Bäcker? Du bist so süß.“ Obwohl so etwas auch einen großen Unterhaltungswert hat. Ich kenne einen griechisch-stämmigen, jungen Mann – für den sind alle Frauen Göttinnen. Und er behandelt sie auch so. Mit viel Respekt, Bewunderung und Ehrerbietung. Er ist übrigens sehr beliebt.
Aber wenn deutsche Männer charmant sind (Flirten kann man es ja beim besten Willen nicht nennen), klingt das in etwa so: „Du bist nett!“ Aha, ja danke. Du auch!
Aber wahrscheinlich tue ich den deutschen Männern an dieser Stelle großes Unrecht. Ich vermute, dass sie seit Jahrzehnten (also seit ungefähr 1968) stark verunsichert sind im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Und Frauen daher ganz einfach wie Männer behandeln. Manchmal sogar wie den allerbesten Kumpel. Dem würde man ja auch nicht ständig sagen, wie schick er aussieht. Oder die neuen Schuhe loben und dass die Bluse gut zur Haarfarbe passt. Und so etwas wie ein Handkuss geht natürlich gar nicht! (Dabei sah das immer so schick aus, wenn Jacques Chirac Angela Merkel die Hand küsste. Und Angie hat das auf jeden Fall gefallen!!)
Auch das mit den raffinierten Annäherungsversuchen scheint ein Buch mit sieben großen Siegeln zu sein. NATÜRLICH möchte man der Angebeteten näher kommen. Aber wie um Himmelswillen schafft man das, OHNE dass sie merkt, dass man erotisch interessiert ist? Beides gleichzeitig ist natürlich nahezu unmöglich. Und deshalb umkreist Man(n) das Objekt seiner Begierde monate- manchmal sogar jahrelang, ohne es direkt anzusprechen und gar um ein Rendezvous zu bitten. Oder lässt es einfach ganz bleiben. Hat alles eh keinen Sinn.
Dabei kann ich deutsche Männer in zweierlei Hinsicht beruhigen: Frauen, auch deutsche Frauen, freuen sich über persönliche und stilvolle Komplimente. Und zwar immer und ausnahmslos. Aber natürlich müssen sie elegant daherkommen und nicht wie eine Horde Elefanten auf der Flucht. Das kann man übrigens üben: Einfach eine Frau ganz genau anschauen, etwas Schönes an ihr entdecken (das kann auch ein Verhalten sein) und loben. Fertig! Wer ein neunzigminütiges Fußballspiel bis ins kleinste Detail analysieren kann, kriegt auch das hin.
Jeder Annäherungsversuch ist ein Kompliment
Und auch Annäherungsversuche sind immer ein Kompliment. Aber auch hier gilt: Elegant müssen sie sein. Mit der Tür ins Haus fallen („Willst Du mit mir gehen?“) ist genauso schlimm, wie jahrelang Latte Macchiato trinken zu gehen und so zu tun, als würde man einen WEIBLICHEN Kumpel suchen, mit dem man um die Häuser ziehen kann. Was sollen wir denn DAMIT anfangen? Und dann wundern sich die Männer, dass sie von allen Frauen nur wie „gute Freunde“ behandelt werden...
Aber trotz allem, mit einer „richtigen“ koreanischen Frau möchte ich dann doch nicht tauschen. Viele „richtige“ koreanische Männer kenne ich ja nicht. Aber erstens halte ich den koreanischen Durchschnittsmann für viel konservativer als den durchschnittlichen Deutschen. Damit komme ich nicht so gut zurecht.
Zweitens sind die meisten koreanischen Männer doch sehr dezent in ihrem öffentlichen Auftreten. Das ist zwar sehr vornehm, aber ich komme ja aus einem richtigen Ausländer-Ghetto und reagiere daher ausschließlich auf den Typen „draufgängerischer Abenteurer“. Er muss aber gleichzeitig elegant sein! Da fällt mir auf Anhieb eigentlich nur „Rhett Butler“ ein.
Und drittens: Die meisten koreanischen Männer sind dann doch eher schmächtig gebaut. Das kann ich nun gar nicht leiden! Ich selbst bin nämlich eher muskulös, fast ein bisschen stämmig. Jedenfalls für eine asiatische Frau, die alle aus irgendwelchen Gründen immer nur um die 45 Kilogramm wiegen. Und wer will schon neben seinem Mann so aussehen wie Brigitte Nielsen neben Silvester Stallone?
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