Neue R2-Serie: Eine "Femme Fatale" im R2-Gebiet

Sprechen Sie französisch?

Von Tiphaine Bernicot für R2-Blogger

Foto: (c) Gryffindor, gemeinfrei

Ein schnuckeliges, romantisches Café. Wer in Frankreich hier etwas bestellen möchte, sollte die Sprache sprechen.

Dortmund/Paris. Wir Franzosen sind weltweit dafür berühmt, dass wir keine andere Sprache sprechen als Französisch. Grundsätzlich. Egal wo. Egal wann. Egal mit wem.

Wer kennt das nicht: Paris, 36 Grad, die Sonne scheint, die Frisur sitzt. Man möchte einen Kaffee trinken in einem diesen schönen gemütlichen Pariser Bistros, Tisch an Tisch mit Engländern, Norweger, Japanern und anderen. Da erscheint die Bedienung: ein flotter junger Mann mit schwarzer Hose, weißem Hemd, schwarzer Weste und einer langen schwarzen Schürze. Er balanciert ein Tablett, voll mit kleinen Espressotassen und Weingläsern. Eigentlich ist er total gestresst und verflucht jeden einzelnen Gast im Stillen, aber er lässt es sich nicht anmerken. Zumindest versucht er es.

In Paris niemals sagen: "A Coffee, please!"

Aber natürlich gelingt es ihm nicht und Ihr merkt schon… Vorsicht ist geboten! Also versucht Ihr einige Stunden lang Blickkontakt herzustellen, manche von Euch geben auf, macht aber nichts, wer will schon ein Espresso für 3,20 Euro… Wenn Ihr aber mit Geduld gesegnet seid, schafft Ihr´s vielleicht. Und dann muss es schnell gehen: „A coffee, please!“ Tja, das war der erste und letzte Fehler… “Hein, quoi? Je ne comprends pas!“ Und schon ist er weg.

Solche Erlebnisse hat bestimmt jeder Tourist in Frankreich gehabt. In Paris ganz besonders, obwohl man annehmen sollte, dass gerade in der meistbesuchten Stadt der Welt (Jährlich sind es fast 30 Millionen Touristen, die sich dorthin verirren!) so was nicht passieren sollte. Und ich weiß auch, warum so etwas geschieht: Die Franzosen denken, dass der Rest der Welt Französisch kann!! Und ganz ehrlich: Damit liegen sie richtig!

Wie viele andere Sprachen ist die deutsche Sprache geprägt von vielen anderen. Unter anderem von der französischen. Ihr benutzt Tag für Tag französische Wörter, Gallizismen, ohne dass es euch bewusst ist: Garderobe, Portemonnaie, Bordell, salopp, Baiser, Accessoire, Café, Dekolleté, Gourmet, Grande Dame, Chaiselongue, Rendez-vous, Negligé, Mätresse, Champagner.

Jeder Deutsche kann französisch

Wie Ihr seht, könnt Ihr damit weit kommen: essen, trinken, Sex. Alles, was ein Mensch benötigt, um glücklich und zufrieden zu sein, oder?

Aber ich muss Euch ein bisschen aufklären, es könnte zu Schwierigkeiten führen…. Baiser zum Beispiel: hier in Deutschland süß und klebrig. In Frankreich ist ein Baiser ein Kuss, aber bedeutet auch fi***n… (PIEP!!!). Eine Garderobe besteht hier nur aus Mänteln, Schals und Jacken, Hüten manchmal auch. Meine Garderobe in Frankreich besteht aus vielen Sachen (viel zu viel, ich geb´s zu): Röcke, Kleider, Jeans, Blusen, Pullis.

Aber nicht dass Ihr denkt, bei uns Franzosen zieht man sich an der Garderobe blank aus, wenn man jemanden besucht… Nein, eine Garderobe ist die Gesamtheit an Anziehsachen, Schuhe inbegriffen, die eine Frau (oder ein Mann) besitzt. Wenn ich aber höre, wie jemanden hier „salopp“ sagt, dann sträuben sich mir die Nackenhaare. So ein Wort ist nicht für eine feine Dame geeignet, und so werde ich es auch nicht übersetzen…

Wir sind alle polyglott!

Ihr fragt euch vielleicht, ob es auch andersrum geht: Deutsche Wörter, Germanismen, die es geschafft haben, die französische Sprache zu infiltrieren… Ja, die gibt es: Ersatz, vasistas (Ein Kippfenster!!), zugzwang, blockhaus, diktat, rollmops. Nichts wirklich Glamouröses würd´ ich sagen….

Wir sind alle polyglott! Und damit Ihr bei Eurem nächsten Besuch in Frankreich nicht durstig bleibt: „Un café s´il vous plait“.


               

Aus Paris in das zauberhafte Ruhrgebiet

Tiphaine Bernicot (Foto) ist Französin mit asiatischen Wurzeln. Die es allerdings bereits vor etlichen Jahren nach Deutschland, genauer gesagt in R2-Gebiet, verschlagen hat. Hier lebt die junge Frau mit ihrem deutschen Ehemann und ihren Kindern und berichtet als die neue R2-Kolumnistin über ihr Leben als „Femme Fatale". Und zeigt uns die Unterschiede zwischen deutscher und französischer Lebensart, zwischen Paris und Dortmund, zwischen Labello und Lippenstift.

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Kommentare  

 
0 #4 femme fatale 2013-02-25 17:30
Ich muss leider sagen, dass solche Geschichten viel zu oft passiern und dass ich mich manchmaö fast dafür schämen muss, Französin zu sein, GSD sieht man mir das nicht an und ich kann die Japanerin mit Kamera um den Hals spielen...
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0 #3 Silke 2013-02-25 17:00
Lustig war es auch im Warner Bros Shop in Paris als sich Verkäufer über die blöden Amerikaner unterhielten, die ausgerechnet in Paris heimische Hoodies kaufen wollten. Toll war es wie eine ganze amerikanische Gruppe aus dem Laden scharwenzelte und der Letzte beim Hinausgehen in astreinem Französisch mitteilte, dass sie waschechte Canadier aus Montréal seien... :lol:!
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0 #2 femme fatale 2013-02-25 14:25
Oh ja Gloria! Aber es passiert auch oft, dass Franzosen hier in Deutschland meinen, keiner würde sie verstehen und sie reden und reden uungehemmt im Bus, Bahn, Geschäfte....Mir ist aus meiner Zeit im Einzelhandel einiges passiert und musste oft schmulzen...
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0 #1 Gloria H. Manderfeld 2013-02-25 13:13
Lustig wird es vor allem dann, wenn man als Deutscher Französisch spricht/versteht und in Frankreich unterwegs ist - gerade in Cafés, die heftigst von Touristen frequentiert werden. Manche Kellner unterhalten sich gerne in ihrer Muttersprache über die dummen deutschen Touristen ohne Stilgefühl, die viel zu blöd zum bestellen sind - blöd nur, wenn sie bei der Rechnung in perfektem Französisch gebeten werden, solche Beleidigungen künftig zu unterlassen - das Gesicht dieses Typen war wirklich Gold wert :D
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