Eko-Kindergarten in Düsseldorf erzieht Kinder auf Deutsch und Japanisch

Von höflichen Kindern, interkultureller Kompetenz
und "exotischem" Milchreis

Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont

Foto: aro

Im Schatten eines buddhistischen Tempels befindet sich der deutsch-japanische Kindergarten.

Düsseldorf-Niederkassel. Milchreis geht gar nicht. Süßer Reis - das ist für den japanischen Gaumen einfach unvorstellbar. Dafür sind die vielen deutschen Süßigkeiten, vor allem die adventlichen, eine Sensation für die kleinen Japaner, die den deutsch-japanischen Kindergarten des Eko-Hauses in Düsseldorf besuchen. Der R2-Horizont war zu Gast in dem bikulturellen Kindergarten, der japanischen Kindern die deutsche und deutschen Kindern die japanische Kultur näher bringt. Ein Austausch, der sich nicht nur auf Milchreis, Weihnachtsplätzchen und Essen mit Stäbchen beschränkt.

Zwei Welten treffen aufeinander

Schon der erste Eindruck macht es ganz deutlich. Hier treffen zwei Welten aufeinander: Der Kindergarten steht im Schatten eines malerischen buddhistischen Tempels, der am R2-Besuchtstag von weißem Pulverschnee bedeckt ist und besonders schön aussieht. Kindergarten und Tempel gehören zum Eko-Haus, einem japanischen Kulturzentrum mitten in Düsseldorf. Im Kindergarten hingegen erwartet den Besucher als erstes ein weihnachtlicher Tannenbaum, der noch geschmückt werden will und das Türschild weist auf Deutsch und Japanisch aus: hier befindet sich der Eko-Kindergarten.

Foto: aro

Bianca Ruckert leitet den Kindergarten.

Foto: aro

Es gibt Mittagessen.

„Wir sind einzigartig in ganz Deutschland“, weiß Bianca Ruckert, die deutsche Leiterin der Einrichtung, die ein Team aus drei japanischen und drei deutschen Erzieherinnen führt. Einzigartig, weil hier deutsche und japanische Werte, Traditionen , Religionen, Lehrpläne und natürlich auch die Sprachen absolut gleichberechtigt gelehrt und gelebt werden. In einem rein japanischen Kindergarten, wie es ihn in Düsseldorf mehrfach und auch gleich in der Nachbarschaft gibt, ist das nicht so. Und in den vielen deutschen Kindergärten natürlich auch nicht.

Immer in beiden Sprachen

„Es gibt hier japanische Tage und es gibt deutsche Tage“, erklärt die 41-jährige Erzieherin das Konzept, „aber beides immer in beiden Sprachen.“ An deutschen Tagen verbringen die Kinder ihre Zeit in altersgemischten Gruppen und die deutschen Erzieherinnen organisieren das Programm. An japanischen Tagen verbringen die Kinder ihre Zeit in altersgetrennten Gruppen und die japanischen Kolleginnen organisieren das Programm, das tatsächlich das japanische Curriculum für Kindergartenkinder umsetzt: Ein Lehrplan, der viel weniger Spielraum lässt als der deutsche, viel stärker die kognitiven Fähigkeiten fordert und fast schon mit dem deutschen Vorschulunterricht zu vergleichen ist. Da sollen die Kleinen herausfinden, welche Gegenstände thematisch nicht zueinander passen. (Der Ball fällt aus der Reihe der vielen gezeigten Obstsorten heraus.) Oder welches Männchen in welches Auto passt. (Was man an dem Muster der Kleider erkennen kann, welches zur „Lackierung“ der Autos passt.) Ein japanisches Kind wird möglichst früh an geistige Leistung gewöhnt. Ein deutsches Kind eher ganzheitlich und individuell gefördert. Und viel spielen soll es für seine Entwicklung auch.

Fotos: aro

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