Slow Food Dortmund: Genuss für alle

Auf der Suche nach dem gutem Geschmack

Von Sun-Mi Jung für R2-Gabelbieger

Foto: aro

Slow Food-Anhänger komponieren ihre Mahlzeiten durch: Bier wird zum Essen kaum getrunken, Wein lässt sich schließlich viel feiner auf die Zusammenstellung des Menüs abstimmen.

Die „Arche des Geschmacks“ sucht hingegen vom Aussterben bedrohte Lebensmittel und Tierarten, wie die Alblinse („klein, hutzelig, sehr lecker“) oder das schwäbisch-hällische Landschwein und will den „Archepassagier“ vor dem Aussterben retten. Und zwar indem man „isst, was man schützen will“. „Wir erzeugen Nachfrage, indem wir den Passagier essen, bewerben und Vermarktung und Vertrieb unterstützen“, erklärt Horst Welkoborsky. Beim schwäbisch-hällischen Landschwein hat es ganze zehn Jahre gedauert, aber jetzt ist die alte Hausschweinrasse wieder da. Dank Slow Food. Beim „Eat In“ ist eine große Tafel auf einem Marktplatz geplant, die Organisatoren bringen selbst gekochtes Essen mit und laden Passanten zum Slow Food-Bankett ein.

Foto: aro

Der kommunikative Prozess gehört einfach dazu: Schließlich will man sich auch darüber austauschen, was man da gerade genau isst.

Nicht immer ist Slow Food umsetzbar

Mit dem Erstsemester-Spaziergang, der Slow Food-Produzenten und Gastronomen aufsucht, sollen junge Leute, eben Studenten mit dem Thema vertraut gemacht werden. Horst Welkoborsky kennt es aus seiner eigenen Familie: „Mein Sohn und meine Tochter sind 22 und 28 Jahre alt und wollten als Kinder natürlich auch zu McDonalds. Das mochte ich nicht, bin damals aber dennoch mit ihnen dorthin gegangen. Heute sind sie zwar keine Slow Food-Anhänger, aber der bessere Geschmack hat sie mittlerweile überzeugt.“ Horst Welkoborsky selbst kam vor rund 15 Jahren zu Slow Food. Ganz einfach, weil ihm gutes, sauberes, saisonales und faires Essen aus der Region besser schmeckt. Dabei ist er natürlich nicht päpstlicher aus der Papst. „In meinem Beruf als Rechtsanwalt mit der Fachrichtung Arbeitsrecht bin ich viel unterwegs und kann zum Beispiel in Kantinen die Slow Food-Philosophie nicht umsetzen.“

Und manchmal muss er doch zugeben, dass Essen aus der Region zwar umweltfreundlicher ist, weil es keine langen Transportwege hinter sich hat. Aber besser schmecken muss es deshalb noch lange nicht. „Zu Weihnachten gab es Rotwein und Quitten. Aber haben Sie schon mal deutsche Quitten gegessen?“ Das wollte Horst Welkoborsky sich und seiner Familie gar nicht erst antun und „sündigte“ daher mit türkischen Quitten, die dieses Mal einfach besser waren. .

Gut, sauber und fair

Gut, sauber, fair, regional und saisonal sollen die Produkte, Lebensmittel und Speisen sein, die den Slow Food-Kriterien entsprechen. Es muss nicht immer Bio sein, aber eine natürliche Herstellung ohne Kunstdünger und Zubereitung ohne Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Natriumglutamat, ist für die Slow Food-Bewegung wichtig. Industrielle Massentierhaltung wird abgelehnt, ebenso lange Transportwege. Ob die Produkte und Speisen wirklich den Slow Food-Anforderungen entsprechen, können die Anhänger nicht nur durch genaues Nachfragen und Recherchieren herausfinden. Sondern auch einfach durch Hinsehen und Hineinbeißen. „Riesige Rettiche werden künstlich gedüngt.“ Und eine holländische Tomate sieht nach drei Wochen nicht nur aus wie neu. Sondern schmeckt auch einfach ganz scheußlich.

 

Slow Food im Internet:

www.slowfood.de

 

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