Das Korean Girl über koreanische Verwandtschaftsbezeichnungen
Die angeheiratete Tante, die mit dem des jüngeren Bruder des Vaters verheiratet ist
Von Sun-Mi Jung für R2-Blogger
Da mein Vater noch vier jüngere Brüder hat, die alle verheiratet sind, habe ich vier „Klein-Väter“. Damit wir nicht durcheinander kommen, sind die vier Onkel durchnummeriert: Erster „Klein-Vater“, zweiter „Klein-Vater“, dritter „Klein-Vater“ und vierter oder auch jüngster „Klein-Vater“. Vornamen darf ich ja nicht nennen…
Bis jetzt zähle ich also fünf verschiedene Bezeichnungen für so ein profanes Wort wie „Onkel“. Aber das ist längst noch nicht alles! Schließlich hat man ja auch noch Verwandtschaft mütterlicherseits! Auch da gibt es je nach Altershierarchie und Familienstand unterschiedliche Bezeichnungen für „Onkel“, die ich jetzt aber unmöglich auch noch alle aufzählen kann..
Auch für das Wort "Tante" gibt es jede Menge unterschiedlicher Begriffe
Und natürlich gibt es auch für die Tanten jede Menge genauer Bezeichnungen. „Imo“ ist die Schwester der Mutter. Auch da gibt es eine „Ken-Imo“ („Groß-Tante“) und eine „Chagen-Imo“ („Klein-Tante“). Die Schwestern des Vaters nennt man „Gomo“. Auch hier gibt es große und kleine. Von den ganzen angeheirateten Tanten, die auch noch ihre eigenen Namen haben, ganz zu schweigen.
Der Vorteil dieser genauen Bezeichnungen: Man und auch Außenstehende wissen mit einem Wort, in welchem Verwandtschaftsverhältnis man zueinander steht! Vorausgesetzt natürlich, man spricht Koreanisch. Was ich außerdem sehr faszinierend finde: Man bezeichnet sich selbst nicht einfach mit seinem Namen. Sondern mit seinem „Titel“. Und zwar immer aus der Sicht desjenigen, mit dem man spricht! So sagt man am Telefon: „Hier ist DEINE Schwester.“ Oder „DEINE angeheiratete Tante väterlicherseits, die mit dem ersten jüngeren Bruder Deines Vaters verheiratet ist.“ Na, wenn das keine Empathie ist!
Wie unglaublich höflich und einfühlsam!
Ich finde das wahnsinnig höflich und einfühlsam. Man betrachtet die Welt und sich selbst aus der Perspektive seines Gegenübers. Wer tut so etwas schon im Westen? Das erste und wichtigste Wort bei einer Neuvorstellung in Deutschland lautet „Ich!“. (Trotzdem gibt es bei diesem koreanischen System natürlich auch Nachteile. Ich weiß zum Beispiel bei einem Großteil meiner angeheirateten Tanten nicht, wie sie mit Vornamen heißen…)
Für „Omma und Oppa“ gibt es übrigens auch unterschiedliche Bezeichnungen. Omma und Oppa väterlicherseits heißen „Chin-Halmoni“ (Omma) oder „Chin-Haraboji“ (Oppa). Beides bedeutet „leibliche Großeltern“. Die Großeltern mütterlicherseits heißen hingegen „Ue-Halmoni“ (nochmal Omma) und „Ue-Haraboji“ (wieder Oppa). Und wissen Sie, wie man dieses „Ue“ übersetzen kann? Mit „außerhalb“! Oder „draußen“. Erzählen Sie das mal ihrer Oma mütterlicherseits...
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Kommentare
Also die ganze koreanische Namenssache ist schon sehr männlich fixiert. Von wegen angeheirater Mann der Schwester des Vaters, der jünger als der Vater ist.
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