Slow Food Dortmund: Genuss für alle
Auf der Suche nach dem gutem Geschmack
Von Sun-Mi Jung für R2-Gabelbieger
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Muße gehört zwingend dazu - in Slow Food-Kreisen wird jede Mahlzeit zelebriert.
Dortmund. Wer an gutes Essen und gute Küche in Deutschland denkt, dem fallen zuerst die Regionen in Süddeutschland ein: Der Schwarzwälder Schinken, der bayrische Schweinebraten oder die schwäbischen Maultaschen sind nicht nur deutschlandweit bekannt und beliebt. Eher auf den hinteren Plätzen landet die R2-Region Dortmund und Umgebung. Dabei gibt es auch hier jede Menge kulinarischer Hochgenüsse zu entdecken, wie die Slow Food-Gruppe Dortmund weiß und gern verrät. So gibt es laut Horst Welkoborsky die „beste türkische Kuttelsuppe“ am Nordmarkt und nur im Ruhrgebiet bekommt man den „naturreinsten Taubenbraten“ oder frisches, naturbelassenes Gemüse aus türkischen Schrebergärten. Die schwarzen Johannisbeeren und die Kräuter aus dem UmweltKulturPark Dortmund in Dortmund-Barop sind eine kleine Sensation. Spezialitäten aus dem R2-Gebiet, die man anderswo richtig suchen muss.
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Da lacht das Herz des Slow Food-Fans.
In einem Lokal im Dortmunder Kreuzviertel haben sich rund ein Dutzend „Slow Foodianer“ getroffen, um sich über gutes Essen und Trinken auszutauschen und natürlich auch ausgiebig zu praktizieren. Zu leckeren Gerichten werden in erster Linie Weißweine geordert. „Schauen Sie mal, Bier wird hier gar nicht getrunken“, macht Horst Welkoborsky den R2-Gabelbieger auf die Slow Food-Trinkvorlieben aufmerksam. Dabei befinden wir uns in einer alten Brauereistadt. Über 100 Mitglieder zählt die Dortmunder Gruppe, die sich monatlich zum „Schneckentreffen“ in verschiedenen Lokalen sieht. Rund 20 bis 35 von ihnen wirken aktiv an den Zielen von Slow Food mit: Das ist die Pflege der Kultur von Essen und Trinken, wozu unbedingt das „Selbst kochen“ gehört. Die Förderung von verantwortlicher Landwirtschaft und Fischerei und artgerechter Viehzucht. Die Unterstützung des traditionellen Lebensmittelhandwerks. Und natürlich die Verbreitung von Wissen rund ums „gute, saubere und faire Essen“.
Genussführer und Geschmackserziehung
Deshalb organisiert die Gruppe Projekte wie den Dortmunder Genussführer, Geschmackserziehung an Schulen, die „Arche des Geschmacks“, einen Erstsemester-Spaziergang oder ein sogenanntes „Eat-In“. Im Genussführer werden Gaststätten, Restaurants, Produzenten, Hofläden und Bioläden aus Dortmund und der Region aufgeführt, die den Slow Food-Anforderungen entsprechen. Also „gute, saubere und faire Produkte“ anbieten und auf die Kriterien regional und saisonal achten. Was gar nicht so einfach ist, denn „wenn ein Restaurant in der Weihnachtszeit über sechs Wochen 3.000 Gänse anbieten muss, die alle noch dazu das gleiche Alter haben müssen und dabei alle unsere Kriterien erfüllen, geht das gar nicht“, weiß Horst Welkoborsky. „Ein Restaurant, das zu 100 Prozent unsere Anforderungen umsetzt, würde Pleite gehen.“ Daher reicht es den „Langsam-Essern“, wenn zumindest einige Speisen und Getränke auf der Karte den Kriterien entsprechen und der Gastwirt möglichst genaue Angaben zu Herkunft und Herstellung machen kann.
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