Rämouns: Großes Abschiedskonzert in der Solinger Cobra
Der Tag als die Ramones ein zweites Mal starben – ein musikalischer Nachruf
Von Peter Joerdell für R2-Popsmart
Foto: Joerdell
Im Vordergrund: Micky Rämoun als Surrogat für Dee Dee und CJ Ramone, im Hintergrund Triny Rämoun (Marky Ramone) am Drumkit.
Solingen. Rock City Number One, wie Solingen wegen der hohen Dichte an Nachwuchsbands auch gern genannt wird, hat schon viele Rockgruppen kommen und gehen sehen. Sah sie leben und sterben. Aber falls am Vorabend des Weihnachtsfestes 2010 wirklich der letzte Gig der Rämouns im Solinger Kulturzentrum Cobra über die Bühne gegangen sein sollte, wird man sich an diesen Abend noch lange erinnern. Ein letztes Mal das Intro aus „The Good, the Bad and the Ugly“, mit dem jeder Rämouns-Gig wie bei den Originalen stets begann. Ein letztes Mal Gabba Gabba Hey. Ein letztes Mal „You’re gonna kill that girl“, „Rockaway Beach“, „Commando“, „I wanna live“, „53rd and 3rd“ und wie sie alle heißen. Denn bei einer durchschnittlichen Song-Dauer von knapp unter drei Minuten passen extrem viele Stücke in ein Set. Ein letztes Mal die typischen Ansagen wie: „Weeeeeeeeeeeeeeeell – a terrible thing happened on our way here to Solingen today - ,The KKK took my Baby away’…“ „ONE-TWO-THREE-FOUR!!!“
Foto: Michael Markos
Das Original: Johnny Ramone bei
einem Gig im Jahr 1977.
Die Detailbesessenheit garantierte den Erfolg
“Wie heißt es so schön? Man soll aufhören wenn es am schönsten ist“, erklärt Jörg Stuhldreier vom Cobra-Team. Genau das machten die Rämouns jetzt nach zehn Jahren. Ursprünglich als Nebenprojekt gestartet, haben sich die Jungs aus Velbert ihren Ruf als beste europäische Ramones Tribute Band (mindestens!) hart erarbeitet. Was machte die Faszination der Rämouns aus? „Für viele Hardcore-Ramones-Fans war es sicherlich die Detailbesessenheit von Butsch und Co., bis hin zu den richtigen Schnürsenkeln für Sneakers und die Buttons an den Original-Lederjacken“, mutmaßt Stuhldreier. Eine Akribie, die belohnt wurde – welche andere Ramones-Coverband kann schon von sich behaupten, mit den Beatsteaks in Argentinien eine Tour absolviert zu haben, über die sogar ein Film gedreht wurde? Denn dort sind die Ramones immerhin das, was in vielen anderen Ländern die Beatles oder Elvis sind. Sprich: Man kennt und vergöttert das Original und kann die Liebe der Rämouns zu ihren Vorbildern richtig einschätzen und beurteilen.
Trotz des schlechten Wetters strömten am Tag vor Heiligabend Rämouns- und Ramones-Fans zahlreich in die Cobra. Die sicher nicht immer einfache Anfahrt würde belohnt mit einem Set, das selbst für Rämouns-Verhältnisse opulent war. Zugabe türmte sich auf Zugabe, am Ende machten sich die Rämouns mit ihrem Abschiedskonzert alle Ehre und hatten über 40 Ramones-Klassiker heruntergerockt.
Seite 1 von 2