R2-Chefredakteurin über Familienmitbringsel für Korea
„Dinge, die es in Korea nicht gibt“
Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont
R2-Chefredakteurin Sun-Mi Jung berichtet vom deutsch-koreanischen Familienleben. Dieses Mal von "Dingen, die es in Korea nicht gibt".
Dortmund/Seoul. Südkorea ist ja mittlerweile ein sehr modernes High Tech-Land. Hier kriegt man eigentlich alles, was man für ein komfortables Leben braucht. Jedenfalls wenn man bereit ist, den Preis zu zahlen. Zu den meist begehrten und damit unglaublich teuren Top-Produkten gehören westliche Konsumgüter. Oder besser gesagt europäische, denn die besitzen das größte Prestige.
Foto: Jung
Mitten durch Seoul fließt dieser Fluss.
Wasser gibt es natürlich auch hier.
Was das für uns als koreanische Familie, die seit Jahrzehnten in Deutschland lebt und die Verwandtschaft in Seoul besuchen möchte, bedeutet? Das bedeutet, dass für einen fünfwöchigen Aufenthalt einer vierköpfigen Familie die Koffer gepackt werden. Und zwar mit dem allernötigsten: Ein Kulturbeutel, Unterwäsche zum Wechseln, ein T-Shirt, eine Hose und ein Paar Schuhe. Denn den meisten Platz beanspruchen all die hübschen Geschenke, die für die Verwandten eingepackt werden: Elf Bügeleisen eines deutschen Herstellers, elf elektrische Rasierapparate, elf Küchenmesser aus Solingen, ein 12-teiliges Edel-Topfset für die Nichte, die gerade geheiratet hat und für alle weiblichen Familienmitglieder französische Markenlippenstifte. Wenn es nicht so schrecklich unpraktisch wäre, würden meine Eltern auch eine deutsche Spülmaschine einpacken. Aber wie das gehen soll, haben sie noch nicht herausgefunden. Gott sei Dank!
Viele Geschwister, große Verwandtschaft
Unsere Verwandtschaft in Korea ist sehr groß. Das liegt zum einen an den vielen Geschwistern meiner Eltern, insbesondere meines Vaters. Zum anderen an dem traditionell koreanischen Begriff von Verwandtschaft. Dazu gehören neben Cousins und Cousinen ersten auch die zweiten und dritten Grades. Und ob Sie es glauben oder nicht, dieses ganze elektrische, mechanische und kosmetische Zeug passt alles in ein paar Koffer. Und wiegt dann tatsächlich nicht mehr als die erlaubten 100 Kilo! Nicht, dass es all diese Dinge in Korea nicht gibt, aber sie sind eben schwierig aufzutreiben, weil sie ein Vielfaches des deutschen Preises kosten. Also bringen wir sie als Geschenke nach Korea. Und zwar für jedes Mitglied unserer großen Familie. Wir wollen ja niemanden vernachlässigen.
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