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Raus aus der Meinungslosigkeit – Geht wählen!

Ein R2-Standpunkt zur Bundestagswahl

Von Gloria Manderfeld für R2-Horizont

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Foto: © Aleph, Lizenz

Angela Merkel bittet um Ihre Stimme am 22. September 2013. Egal, wen Sie wählen, zur Wahl gehen sollten Sie auf jeden Fall! Findet R2-Kolumnistin Gloria Manderfeld in ihrem R2-Standpunkt.

Hessen. „Die machen doch sowieso, was sie wollen.“ - „Vor der Wahl versprechen sie einem das Blaue vom Himmel und nach der Wahl müssen wir wieder nur alles bezahlen.“ - „Das hat doch keinen Zweck, wählen zu gehen. Für mich verbessert sich dadurch nichts.“ - „Ich will ein Zeichen setzen, indem ich nicht wähle. Das zeigt, dass ich das derzeitige System nicht unterstütze.“

Meine erste große Wahl

So oder so ähnlich klingen die Argumente, die ich in den letzten Wochen von bekennenden Nichtwählern gehört habe. Es spricht viel Frust daraus, Enttäuschung aus langen Jahren fehlender Perspektiven und positiver Zukunftsaussichten. Diese Menschen haben aufgegeben, Politikern zu vertrauen – und ein Teil von mir kann sie verstehen. Seit ich mit achtzehn das erste Mal wählen gehen durfte, hat sich viel verändert.

Damals war es eine große Wahl, die erste ohne Helmut Kohl. Für mich und meine Altersgenossen der ersehnte Wendepunkt einer politischen Landschaft, zu der wir erstmals selbst beitragen durften. Mit Hochgefühl habe ich meine Stimme abgegeben, fühlte mich endlich als vollwertiger Teil dieses Staates, als mündige Bürgerin. Natürlich hatte ich nur zwei Stimmen zu vergeben – eine für den Kandidaten meines Wahlkreises, eine für die Parteien auf Bundesebene.


Aber diese beiden Stimmen, meine Stimmen, können einen Unterschied machen, wenn mehr Leute meiner Ansicht sind und dasselbe wählen. Daran glaube ich auch heute noch und habe keine einzige Wahl ausgelassen. Ein einziger Wähler kann vielleicht nicht viel bewirken, aber wenn 10.000 sich in einem Wahlkreis für einen anderen als den bisherigen Kandidaten entscheiden, spüren das die Kandidaten deutlich. Vielleicht bedeutet es sogar, dass ein neuer Abgeordneter für den Wahlkreis in den Bundestag einzieht. Ist das wirklich Ohnmacht? Dass man gemeinsam viel mehr erreichen kann als alleine, wissen wir doch schon lange. Ein einzelner Fan auf der Tribüne wird wahrscheinlich nicht gehört, wenn er die Hymne seines Vereins singt. Sind es hingegen Hunderte, Tausende sogar, kann die Unterstützung ihrer Fans eine Mannschaft zum Sieg tragen.

Natürlich versprechen Parteien vieles vor einer wichtigen Wahl. Das tun Kerle auch, wenn sie eine Frau ins Bett bekommen wollen. Wichtig ist aber, sich nicht von vollmundigen Worten blenden zu lassen, sondern die Augen offen zu halten und sich anzuschauen, wie sich die Parteien in den vergangenen Jahren verhalten haben und was in ihren Wahlprogrammen steht. Eine Frau würde sich doch auch nicht auf einen Kerl einlassen, dem der Ruf eines gewissenlosen Casanovas vorausgeht – zumindest ist sie vor ihm gewarnt und kann selbst entscheiden, ob sie sich das antun will.

Der Wahl-O-Mat hilft weiter

Natürlich ist der Vergleich von Wahlprogrammen mühsam – aber dafür gibt es seit Jahren ein gutes Hilfsmittel: Den Wahl-o-maten zur Bundestagswahl. Hier klickt man sich als interessierter Bürger durch 38 Thesen, zu denen 28 von 29 Parteien Stellung bezogen haben. Am Ende werden die bezogenen Positionen ausgewertet und die dazu passenden Parteien vorgeschlagen. Mein eigenes Ergebnis hat mich dieses Jahr ziemlich überrascht, aber auch neugierig auf die vorgeschlagenen Parteien gemacht. So ein Ergebnis ist nicht absolut zu sehen – aber es kann als Anregung helfen, wenn man sich im Parteiendschungel der vielen ähnlich oder gar gleich klingenden Meinungen total verloren fühlt.

Dieses Jahr gibt es eine wichtige Wahlrechtsreform, welche die Probleme der letzten Bundestagswahlen ausbügeln kann. Am 21. Februar 2013 wurde im Bundestag beschlossen, bei entstehenden Überhangmandaten Ausgleichsmandate einzuführen.

Kommentare

+1 #2 Gloria H. Manderfeld 2013-09-19 10:48
Ich würde (hätte ich meine Wahlentscheidun g nicht schon getroffen) anstelle einer ungültigen Wahl eher eine kleine Partei wählen, die zwar keine Chance hat, im Bundestag zu sitzen, aber doch anhand der verteilten Stimmen Bundeszuschüsse erhält. Wenn es also kleine Parteien mit einem Programm gibt, bei dem man noch sagen kann, dass es unterstützenswe rt wäre, ist da die gültige (!) Stimme besser aufgehoben.
+1 #1 Silli 2013-09-19 09:53
Für die, die ein Zeichen und ihren Protest wirklich setzen möchten, sollten zur Wahl gehen und eine ungültige Stimme abgeben. Viele Kreuze, falsche Kreuze - einfach nur ungültig. Denn nur dann, wird eure Stimme tatsächlich nicht gewertet. Ansonsten wird sie auf die anderen verteilt.
Also auf jeden Fall wählen gehen!

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