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Je ne regrette rien

Aus dem Nähkästchen einer "verzweifelten Hausfrau"

Von "Brenda van Kamp" für R2-Blogger 

Foto: © Leo Hildago, Lizenz

Eine neue Liebe sucht die Verzweifelte Hausfrau Brenda van Kamp. Aber die zweite Geige will sie auf gar keinen Fall spielen.

Rhein-Ruhr. Ich bin traurig. Traurig, dass ich es am Telefon gesagt habe. Gesagt habe, dass ich so nicht weitermachen will. Es kein zweites Treffen mehr geben wird. Wie neulich in K. Wo es so schön war. Wir das erste Mal aufeinander trafen. Nach vier Wochen virtueller Kommunikation. Wir hatten zuvor alles geteilt, Gedanken, Gefühle, Geheimnisse und intime Momente. Ohne uns je gesehen zu haben. Es gab eine Übereinstimmung von Gedanken, von der Art zu schreiben, von Sehnsucht und alltäglichen Ereignissen. Ich schon dachte, dich zu kennen. Du, mein neuer Kollege, so weit entfernt und doch so nah.

Endlich wieder als Frau fühlen...

Hier im Unternehmen sind wir das gewohnt: die Kommunikation mit wildfremden Menschen. Ich bin da ganz sachlich und kompetent. Aber der unbedachte Wechsel auf die private Plattform und die hohen Temperaturen des Julis ließen unsere Kontaktaufnahme ganz schnell aus dem Ruder laufen. Ich, die sich gerade aus einer langen, unbefriedigenden, lieblosen Beziehung befreit hatte, mein stürmisches Naturell, mein offenes Wesen und du, aus dem Süden, gestrandet in S., wohl auch in einer lieblosen Beziehung, vielleicht auch nur gelangweilt oder unterversorgt. Du wurdest für diese vier Wochen mein virtueller Liebhaber, du warst da, fingst mich auf, bliebst in Kontakt, ich fühlte mich geborgen und gehalten, aber auch in der Lage, dich schwach sein zu lassen. Dich dazu zu bringen, mich so sehr zu begehren, dass du auch diese Momente mit mir teiltest. Ich fühlte mich endlich wieder als Frau, als jemand, der sich anlehnen konnte, auch mal schwach und sogar devot sein durfte.

Wir vereinbarten ein berufliches Kennenlernen auf halber Strecke. Buchten zwei Zimmer und vergingen vor Neugier und Aufregung. Trafen uns zum Arbeiten in dem Hotel. Ich empfing dich im Frühstücksraum. Du kamst zur Tür herein und warst fast so, wie ich dachte, dass du es seist. Ich begrüßte dich, roch an dir, küßte deine Wange. Wir redeten, sahen uns an, du sagtest später, meine Augen hätten dir schon dort alles versprochen.

Wir arbeiteten konzentriert, schauten uns immer wieder an, wissend, dass wir gleich der Neugier nachgeben würden. Gingen auf mein Zimmer und taten, was wir uns die ganze Zeit ausgemalt hatten. Es gab kein Morgen, kein Nachdenken über das, was kommen würde, lediglich die klare Vereinbarung, Berufliches und Privates zu trennen. Wir eroberten die Burg, fuhren mit der Seilbahn, tranken Wein, schauten in den Sonnenuntergang und uns heimlich von der Seite an, lachten und freuten uns aneinander. Du mochtest, wie ich lachte, ich mochte dein markantes Äußeres, dunkel, groß, muskulös, so attraktiv, dass ich es kaum glauben konnte. Ich wusste von der Frau in deinem Haus, wusste, wie sie aussah, blendete alles aus und genoß den Augenblick, den Abend und die Nacht, genoß deinen Körper, nahm alles mit, was du mir gabst, bis der Abschied kam. Wir trennten uns in der Tiefgarage, schnell und schmerzlos, noch einen Kuss und ich musste fahren. Heim in mein wahres Leben.

Nähe und Distanz

Wir telefonierten eine weitere Woche jeden Tag, tauschen Gedanken, Gefühle und den Alltag. Spielten mit Nähe und Distanz und ich fügte die Zeit mit dir in meinen täglichen Ablauf ein. Sprachen über eine Wiederholung der Zeit in K. Erinnerten uns gemeinsam immer wieder der Momente auf der Burg, an den zwei Flüssen und wie wir flüsternd die Nacht teilten.

Bis die Urlaubszeit kam. Und sie kam schnell. Eine Woche zu viert am See, zwei Wochen zu zweit am Meer. Ein Besuch der antiken Oper in einer alten römischen Stadt. Meine Phantasie über eure Urlaubszeit kannte keine Grenzen. Souverän wollte ich sein, ich bin ja schließlich eine erfahrene Frau, die alles zu wissen glaubte über Beziehungen. Wollte der „Affäre“ eine Pause verordnen. Vermisste dich, deine Stimme, die Zeit mit dir schon am ersten Tag. Fühlte mich schlecht am zweiten. Machte Fehler am dritten. Und erkannte, dass das, was ich mir gerade erkämpft hatte, die Freiheit von Geist und Zeit, schwand und emotionale Abhängigkeit und auch Eifersucht mich einholten. Dachte daran, wie ihr die Zeit zusammen verbrachtet, während ich hier allein meiner Arbeit nachging. Erkannte, dass ich dabei war, meinen Stolz zu verlieren. Und dass ich diesen Zustand nicht wollte. Rief dich an. Erwischte dich unterwegs, ohne Zeit, gehetzt, auf dem Weg zu deinen Verbindlichkeiten. Sagte dir, dass es keine Fortsetzung geben könne. Dass es mir zuviel ausmache. Du hattest keine Zeit. Ich wusste aus meiner Vergangenheit, dass ich mehr wollte als die zweite Geige zu spielen, als immer zurückzustecken.

Ich will jemanden, der mit mir redet, so wie du es tatest. Jemanden, der so philosophiert, wie du es getan hast, der so sensibel ist, wie du es warst, der gern kocht, wie du es wohl tust, jemanden, der Schwächen zugibt, so wie du es konntest, jemanden, zu dem ich hochschauen kann, wie ich es bei dir tat, der mir ins Ohr flüstert, was er mit mir tun will, so wie du es tatest, der mich nimmt, so dass mir Schauer über den Rücken laufen, so wie es in K. war.

Aber ich will nicht nur vom Handy angerufen werden, wenn es gerade passt, will nicht nur schnelle SMS spätabends bekommen, will nicht fühlen, was ich fühlte, als du mit ihr in den Urlaub fuhrst, will nicht schweigen, wenn ich komme und nicht festgehalten werden, weil du nicht mit Spuren unserer Nacht nach Hause zurückkehren kannst. Vor allem will ich keine romantischen Wochenenden planen, während du gerade deinen Urlaub und Geburtstag mit ihr verbringst.

Ich will leidenschaftlich lieben, mit allen Konsequenzen, weil es das ist, von dem ich dachte, dass ich es nicht mehr kann. Das, was du in mir geweckt hast, mit deinen Gesprächen, deiner Stimme, deiner Anwesenheit, deiner Umarmung. Auch wenn es mir Angst macht. Weil ich verletzlich werde. Nicht mehr stark bin. Aber ich will es versuchen. Gern mit dir. Sobald du dein Leben geklärt hast. Nur die zweite Geige spiele ich nicht. Nie mehr.

Und dennoch: Moi j'veux crever la main sur le coeur....je ne regrette rien!

 

   Zur Autorin:

 

Eine verzweifelte Hausfrau im R2-Gebiet

 

 "Brenda van Kamp", Mitte 40 und gut ausgebildet, ist dort, wo viele Großstadt-Singlefrauen noch hin möchten: Ehemann, Kinder, ein gemütliches Zuhause. Und eigentlich glücklich. Wären da nicht die Tage, an denen sie alles in Frage stellt und über ein alternatives Leben nachdenkt. Wie sich das anfühlt, schreibt die "Verzweifelte Hausfrau" unter ihrem Pseudonym "Brenda van Kamp" auf.

 

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