ANZEIGE
R2-Gastroguide
ANZEIGE
ANZEIGE
R2-Blog: Korean Girl

I need a Hero...

Aus dem Nähkästchen einer "verzweifelten Hausfrau"

Von "Brenda van Kamp" für R2-Blogger

Foto: © US Air Force, gemeinfrei

Männer, die ihre Frauen auf den Händen tragen. Das wünscht sich die Verzweifelte Hausfrau Brenda van Kamp.

Rhein-Ruhr. Meine Freundin hat einen neuen Freund. Als sie vor Kurzem in ihre neue Wohnung gezogen ist, hat er ihr geholfen. Er hat die Kisten geschleppt, ist den LKW gefahren und hat ihr den Schrank zusammengebaut. Jetzt steht er in seinem Blaumann auf der Leiter und montiert die Lampen an, während wir in der Küche das Geschirr einräumen.

Der neue Mann...

„Das ganze Gequatsche über den neuen Mann bin ich so satt.“ sagt sie. „All diese neuen Männer tun etwas, was ich selbst auch kann, aber meine Lampen kriege ich damit nicht zum Leuchten. Und das sensible Getue steht mir auch bis zum Hals. Ich habe schließlich Freundinnen!“

Ich schaue sie an und denke nach. Vermutlich hat sie recht. Schließlich wird eine neue Beziehung erst richtig interessant, wenn es über den Austausch von Küssen und Zärtlichkeiten an den Austausch handfester Lebenshilfe geht. Wenn der neue Ikea-Schrank aus irgendeinem Grund nicht so aussehen will, wie der Prospekt verspricht oder die in den Hängeschrank integrierte Küchenlampe mal wieder durchbrennt und ich einfach nicht weiß, wie um Himmelswillen, man an das Leuchtmittel überhaupt drankommt.

Ich betrachte ihren Handwerker auf der Leiter verstohlen. Er hat definitiv keine Buchhalter-Ärmchen. Beim Handwerker treten die Unterschiede zwischen Männern und Frauen deutlich zutage. Er ist schon sexy, wie er da stöhnend auf der Leiter steht mit Bohrmaschine in der Hand und Zollstock im Mund. Hier ist er der Starke und meine Freundin die beflissende Handlangerin im Hintergrund.

Männer, die richtig anpacken können...

Wenn ich zurückdenke, gab es solche Männer auch in meinem Leben. Mit denen ich Umzüge durchgemacht, Wohnungen eingerichtet oder Autos repariert habe. Die immer eine Lösung hatten, wenn es um das Verlegen von Kabeln, Verkleiden von Rohren oder Lösen von Rohrverstopfungen ging. Die nie besser aussahen als im engen Feinripp-Unterhemd und mit Werkzeug bepackter Arbeitshose auf dem Gerüst. So wie mein Nachbar beim Verputzen des Hauses im Sommer letzten Jahres. Der so jung, so männlich, so muskulös und groß war, dass alle Frauen in unserer Siedlung wochenlang grundlos an seinem Haus vorbeilungerten und sich fragten, warum ihre eigenen Männer eigentlich nicht so aussehen.

Ja, warum wohl nicht? Weil das Hantieren mit dem Blackberry, das Tippen auf Tastaturen und das Leiten von Meetings bis abends um acht einfach keine gute Figur machen! Weil der Mann damit keine dringenden Alltagprobleme seiner Frau löst. Na gut, er bringt das Geld nach Hause, aber sexy sieht er dabei nicht aus. Nie ist eine Frau dankbarer, als wenn nach drei Tagen ohne Strom im November dann endlich die Lampen leuchten, die Jalousie am Schlafzimmerfenster dran ist und die Heizung funktioniert. Dann, und erst dann, ist sie wirklich freiwillig dazu bereit, ihm gern und dankbar ein Schnitzel zu braten (auch wenn sie selbst lieber Salat mit Lachs isst).

Und der Handwerker... Er ist ihr Held. Weil es auch Männer gibt mit zwei linken Händen. Die Mutter meiner Freundin musste zum Beispiel jedesmal heimlich den Elektriker bestellen, wenn im Haus was kaputt ging. Ihr Mann konnte es als Intellektueller nicht, wollte es aber reparieren, was dann dazu führte, dass es liegenblieb und sie schließlich irgendwann heimlich professionelle Hilfe suchte. Um keinen Wutanfall auszulösen. Und der Mann heimlich aufatmete, weil sich die Probleme scheinbar von selbst lösten. Und deshalb ist meine Freundin so glücklich mit ihren neuen Freund.

Wer braucht schon Gleichberechtigung?

Na gut, auch beim Freund meiner Freundin geht nicht alles glatt. Als er doch neulich selbst durch Klopfen nicht genau den Verlauf der Stromleitung herausfinden konnte und mit der Bohrmaschine das Kabel traf. Und die ganze Wand wieder aufstemmen durfte. Dann durfte sie ihn coachen. Mit einem Kuss. Oder Schnitzel. Oder so.

Ich denke an die Männer in der Autowerkstatt, wo ich neulich zum Reifenwechseln war. Ob beim Anblick eines echten Schraubers, der dreckig und ölverschmiert unter einem Porsche liegt, niedere Gelüste hochkochen? Die heimliche Sehnsucht nach dem starken Mann?

Meiner Freundin ist das egal. Sie schmachtet ihren Malocher gerade von unten an. Und er? Er steht auf der Leiter, wischt sich den Schweiß von der Oberlippe und lacht sie an. Nicht umsonst wirbt das Handwerk mit Kalendern und den attraktivsten Männern (und Frauen) ganz ohne Schlips und Anzug, sondern mit Bohrmaschine und Latzhose vor muskelbepackter Brust. Manche Dinge im Leben gehen eben über die Diskussionen von Gleichberechtigung weit hinaus.

Zur Autorin:

Eine verzweifelte Hausfrau im R2-Gebiet

"Brenda van Kamp", Mitte 40 und gut ausgebildet, ist dort, wo viele Großstadt-Singlefrauen noch hin möchten: Ehemann, Kinder, ein gemütliches Zuhause. Und eigentlich glücklich. Wären da nicht die Tage, an denen sie alles in Frage stellt und über ein alternatives Leben nachdenkt. Wie sich das anfühlt, schreibt die "Verzweifelte Hausfrau" unter ihrem Pseudonym "Brenda van Kamp" auf.

"Gefällt mir" klicken und der "Verzweifelten Hausfrau" auf Facebook folgen:

www.facebook.com/r2inside

ANZEIGE