Das besondere Geschenk

Das besondere Geschenk

Von "Fräulein Winters" für R2-Blogger

Foto: © geschenkhamster.de, Lizenz

Weihnachten naht. Und auch die Sexbombe macht sich Gedanken um ein passendes Geschenk für ihren Liebsten.

Rhein-Ruhr. Ich hasse Weihnachten. Wirklich. Zumindest den ganzen Zirkus um das Fest herum, das für die Kommerzialisierung schließlich nichts kann. Das Schlimmste an Weihnachten ist jedoch der Geschenketerror, der besonders unangenehm wird, wenn man nicht nur eine umfangreiche Verwandtschaft sein Eigen nennen darf, sondern auch einen geliebten Lebenspartner.

Was soll ich nur schenken?

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich würde mir mein Leben ohne ihn nicht vorstellen wollen. Aber zwei Mal im Jahr könnte ich ihn wirklich verfluchen – an seinem Geburtstag und an Weihnachten. Er weiß grundsätzlich nie, was er sich wünscht, und eigentlich besitzt er alles, was er braucht. Einen Computer, ein Auto, sonstige technische Spielereien, die alle Männer gern haben, eine umfangreiche Garderobe. Das heißt, ich muss mich dann entscheiden, ob es ein typischer Klassiker werden soll – Socken, Krawatte, Parfum – oder eben etwas ganz Kreatives, auf das niemand sonst kommen würde. Das ist die ersten Jahre noch ganz gut gelaufen, aber inzwischen habe ich einen leisen Horror vor allen Anlässen, zu denen man sich gemeinhin etwas schenkt.

Die Innenstadt war mir dieses Jahr auch keine besonders große Hilfe. Was nützt schon ein großer „Sale“ bei Klamotten, wenn er eigentlich keine mehr braucht? Und, seien wir ehrlich, ein Wollpulli drückt nicht unbedingt aus, dass man jemanden wirklich liebt, der Sex noch immer toll ist und man diesen Mann nicht mehr aus seinem Leben lassen will. Ein Wollpulli sagt eher, dass man sich einen schnupfenlosen Partner wünscht und nicht unbedingt scharf drauf ist, einen demonstrativ leidenden Mann mit Tee und Taschentüchern versorgen zu dürfen.

Sportsocken, ein neues Jackett oder Ähnliches fallen ebenso flach. Oder Unterhosen. Wie erotisch ist es bitte, einem Mann Boxershorts zu Weihnachten zu schenken, auf denen dann vielleicht noch ein peinliches Bild oder ein ach so witziger Spruch prangen? Idealerweise noch, wenn man im Familienkreis die Geschenke auspackt und seine Eltern begutachten können, was ich ihm verehrt habe. Danke, nein.

Bücher? DVDs? Handys?

Langsam bricht mir der Schweiß aus. Er ist kein begeisterter Leser, die Buchhandlung lasse ich deswegen links liegen, ebenso alles, was mit Süßigkeiten und überteuerten importierten Lebensmitteln zu tun hat. Immerhin koche ich ziemlich oft und bisher war er immer begeistert davon. Mein Blick in die Runde gestresster Vorweihnachtseinkäufer zeigt mir Gesichter, wie ich es selbst machen muss: irgendwie gehetzt, und vor allem ziemlich ratlos.

George Michael singt mit Weihnachtsglöckchenuntermalung von „Last Christmas“, eine Horde giggelnder Teenager schleppt überdimensionale Tüten aus einem Billig-Kleiderladen und rennt mich fast über den Haufen. Ich schlucke meinen expressiven Fluch herunter - immerhin ist bald Weihnachten - und hetze in einen bekannten Elektronikmarkt, der auch DVDs und Musik-CDs anbietet. Doch anstelle einer Inspiration finde ich dort nur noch mehr Menschen, die andächtig vor dem neuesten Handymodell stehen, das anlässlich der Feiertage auch nur 30 Prozent mehr kostet als sonst. Es ist klar, die 30 Prozent sind in einem solchen Fall ganz egal. Hauptsache, man hat das neue Super-Slim-Modell vor der Verwandtschaft und den Kollegen in der Hand.

„Bin heut‘ Abend bei Dir,“ säuselt mir der nicht weniger vom Geschenketerror gestresste Roger Cicero in der Musikabteilung ins Ohr. Plötzlich trifft es mich wie ein Schlag: Das ist doch die perfekte Idee! Ein Geschenk, das man sonst nicht so leicht finden kann und das ausgesprochen persönlich ist. Zeit! Zeit mit mir, bei der wir uns nur einander widmen, genauer gesagt, ich mich ihm. Wann hatten wir das letzte Mal wirklich Zeit für- und miteinander, ohne wegen eines anderen Grundes irgendwo hinfahren zu müssen? Wann haben wir uns das letzte Mal wirklich miteinander beschäftigt, ohne von Termin zu Termin zu hetzen?

Ich wühle mich schnell aus der konsumgierigen Masse heraus und atme auf der Straße tief die klare, kühle Luft ein, bevor ich mich einem Beautyshop zuwende, der zu meinen absoluten Lieblingen gehört. Handgemachte, naturbelassene Kosmetik, aber auch Badekugeln, Seifen, alles Mögliche, um jemand anderen oder sich selbst zu verwöhnen. Seine Lieblingsdüfte kenne ich schließlich auswendig, und schnell habe ich meine Auswahl an Verwöhnprodukten zusammengestellt. Der Verkäufer blickt mich ein wenig neidisch an, als ich ihm sage, dass er die Sachen bitte als Geschenk für einen Mann verpacken soll. Ein schlechtes Gewissen wegen der anonymen Verpackung habe ich dieses Mal nicht, denn der Inhalt und sein Zweck zählen.

DAS wird ein Lächeln auf seine Lippen zaubern!

Schon stelle ich mir mit einem leichten Lächeln auf den Lippen vor, wie er mich anblicken wird, wenn er dieses Päckchen auswickelt. Die Badekugel sieht, die ihm Entspannung in der Wanne schenken soll. Das dezent duftende Öl, das man behutsam in die Haut einmassiert, daneben Duftkerzen, die dem Raum ein schmeichelndes, heimeliges Licht verleihen werden. Und natürlich mich, die ihm jeden Wunsch von seinen Augen ablesen wird. Die sich Zeit nehmen wird, ihn auf eine Sinnesreise zu schicken, der er sich ganz und gar hingeben kann. Ein Geschenk, das er mit Haut und Haar einfach nur genießen darf.

Siedend heiß fällt mir ein, dass mir das wichtigste Utensil noch fehlt – ein rotes Geschenkband, das ich mir um den Hals winden werde, wenn wir alleine sind. Schließlich hat’s Roger Cicero genau so vorgeschlagen…