Das Roleplay Girl schreibt einen Steampunk-Roman
Aus dem Tagebuch eines begeisterten Roleplay Girls
In eigener Sache für R2-Blogger
Foto: © NaNoWriMo
Am Autorenprojekt NaNoWriMo nimmt R2-Autorin Gloria Manderfeld teil. Sie schreibt einen Roman zum Thema Steampunk.Hessen. Gloria Manderfeld ist eine R2-Autorin der ersten Stunde. Als R2-Roleplay-Girl schreibt sie von ihrem Leben als begeisterte Rollenspielerin. Im "richtigen" Leben ist Gloria freiberufliche Illustratorin. Und Autorin. Jetzt hat sie an einem Autorenprojekt namens NaNoWriMo teilgenommen. R2-Redakteurin Sun-Mi Jung hat sie zum Projekt befragt.
Was genau ist NaNoWriMo?
Der NaNoWriMo (National Novel Writing Month) ist ein kostenfreies, gemeinnütziges Autorenprojekt, welches seine Ursprünge in den USA hat. Hierbei stellt sich der jeweilige Autor im November des entsprechenden Jahres der Herausforderung, innerhalb von 30 Tagen insgesamt 50.000 Worte für einen Roman zu schreiben. Die Wortanzahl mag für einen Roman vielleicht etwas kurz erscheinen, doch soll diese auch berufstätigen oder durch die Familie beschäftigten Menschen eine Teilnahme ermöglichen. Schließlich geht es nicht um einen perfekten Roman, sondern um einen guten Ausgangspunkt, aus dem ein Roman werden kann. Da sich viele Menschen, die gerne ein Buch schreiben würden, durch zu hohe Ansprüche an sich selbst verunsichern lassen, möchte der Erfinder Chris Baty den 'inneren Lektor' durch eine zeitlich enge Vorgabe solche Mechanismen ausschalten. Wer sich allein auf das Schreiben konzentrieren muss, ohne jede Zeile kritisch zu hinterfragen, lässt sich viel weniger entmutigen - nach dem ersten Entwurf kann schließlich noch immer überarbeitet werden. Der Zeitdruck kann einer so entstandenen Geschichte eine ganz eigene Dynamik verleihen, die für den Autor selbst oft überraschend ist. Ein wichtiges Element des NaNoWriMo ist zudem die Vernetzung mit anderen Autoren als "Writing Buddies" oder Schreibgruppen in Ballungszentren, um sich gegenseitig zu unterstützen. Gerade wenn ein Autor in ein Motivationsloch taumelt, kann guter Zuspruch von mehreren Seiten hilfreich sein. Für die meisten Menschen ist das Klischee des einsam schreibenden Autors wenig hilfreich. Die Teilnehmer werden beim NaNoWriMo ausdrücklich ermutigt, sich mit anderen zusammen zu tun und im Projekteigenen Forum auszutauschen.
Wie bist Du auf dieses Projekt aufmerksam geworden?
Letztes Jahr habe ich einen Steampunk-Roman bei Amazon entdeckt, der als eBook einer Self-Publisherin erschienen ist. Die Story war interessant und gut geschrieben, so habe ich auch die Bemerkungen der Autorin zum Buch durchgelesen. Dabei erwähnte sie, dass der Rohentwurf beim NaNoWriMo 2012 entstanden sei und was es damit auf sich hat. Als neugieriger Mensch habe ich dem natürlich etwas nachrecherchiert.
Warum machst Du in diesem Jahr beim NaNoWriMo mit?
Es ist eine ziemliche Herausforderung, ein solches Projekt neben dem Alltag her zu stemmen, vor allem, wenn man einen recht fordernden kreativen Job hat. Ich wollte wissen, ob es mir gelingen würde, beides unter einen Hut zu bringen. Und ich hoffte, dabei auch etwas darüber herauszufinden, wieviel ich tatsächlich leisten kann und auf welche Art ich es schaffen könnte. Normalerweise arbeite ich alleine und muss mich selbst immer wieder dazu motivieren, das Schreiben in der Gruppe ist da eine sehr interessante und bereichernde Erfahrung.
Wer macht sonst noch dabei mit? Wieviele Teilnehmer sind es insgesamt?
Ich bin in einer Facebook-Schreibgruppe mit zwölf Mitgliedern, die sich täglich gegenseitig motivieren und auch darüber sprechen, was gerade gut läuft und wo es hakt. Generell gibt es sehr unterschiedliche Teilnehmer - professionelle Autoren genau wie Laien, die sich vorher nie an das Schreiben gewagt haben und es ausprobieren wollen. Weltweit sind es beim Stand vom 14. November 2013 insgesamt 299.467 Teilnehmer, bisher wurden von den deutschen Teilnehmern mehr als 32 Millionen Worte geschrieben.
Welche Erfahrungen hast Du während der Teilnahme gemacht? Hast Du jeden Tag geschrieben und wieviel hast Du geschrieben? Wann hast Du geschrieben?
Ich habe mir vor dem Wettbewerb eine persönliche Guideline von 2.000 Worten pro Tag gegeben - das ist machbar und kommt meinem üblichen Roman-Schreibrhythmus von 10.000-15.000 Zeichen pro Tag nahe, ist aber nicht zuviel. Bisher habe ich das an fast allen Tagen erreicht und bereits die Hälfte des Romans geschrieben. Meistens schreibe ich, wenn meine tägliche Arbeit vorbei ist, zwischen Job und Abendessen. Das ist sehr ungewohnt, weil ich eher eine Nachtkreative bin, aber ein wenig Zeit für mein Privatleben mit meinem Partner möchte ich mir natürlich auch bewahren. Die einschneidenste Erfahrung bislang war, dass es sehr anstrengend ist, wirklich jeden Tag zu schreiben, die Erholungswirkung des Wochenendes verpufft für mich momentan ziemlich, weil sich auch die Samstage und Sonntage ein bisschen wie ein Arbeitstag anfühlen. Aber das ist für Selbständige ohnehin keine Seltenheit. Die positivste Erfahrung ist das tägliche Glücksgefühl, wenn ich mein Ziel erreicht oder übererfüllt habe. Es ist einfach unbezahlbar, jeden Tag auf den Word Count zu blicken und zu sehen, wie deutlich es voran geht.
Was hast Du geschrieben? Kannst Du eine Kurzzusammenfassung Deines Romans geben?
Derzeit begeistert mich das Genre 'Steampunk' sehr, also habe ich mir auch eine Steampunk-Welt konstruiert, deren Ausgangspunkt im London des Jahres 1860 liegt. Seit die Menschheit die geheimnisvollen Elemente Caelium und Nefarium entdeckt und nutzbar gemacht hat, entwickelte sich der technische Fortschritt unglaublich schnell. Wissenschaftler und Forscher sind die neuen Helden der Zeit, doch auch eine neue Bedrohung bricht über die Menschen herein. Gerade dicht besiedelte Gebiete und Großstädte leiden unter den blutigen Angriffen seltsamer, verdorbener Wesen, deren Ursprung noch unbekannt ist. Eine junge Dame aus dem englischen Adel entwickelt beim Überfall dieser Verdorbenen auf einen Ball der besseren Gesellschaft eine besondere Fähigkeit, welche bei der Bekämpfung der Wesen von zentraler Bedeutung werden könnte... Für mich ist ein besonderer Reiz der neu konstruierten Welt, dass ich meine historischen Kenntnisse und meine Liebe zum Steampunk und Fantasy gleichermaßen mit einbringen kann. Meine drei Hauptpersonen sind grundverschieden und eher Helden wider Willen, die sich in einer plötzlich kompliziert gewordenen Welt behaupten müssen - und sie nebenbei auch retten dürfen. Ich denke, aus dieser Welt lassen sich sicherlich noch mehr Geschichten erzählen als nur diese eine, nicht zuletzt, weil ich fest vorhabe, die bekannte Historie zu verändern. So wird das Ganze nicht durch in der Schule erlerntes Vorwissen langweilig und der Leser kann sich auf eine spannende Story und auf einen glaubhaften Rahmen freuen.
Was passiert jetzt genau mit Deinem Roman? Abgesehen vom Projekt NaNoWriMo?
Der fertige Roman kommt erst einmal für ein paar Wochen in die Schublade. Ich muss Abstand zum Projekt nehmen, um es dann vom Rohentwurf, der beim NaNoWriMo entstanden ist, zu einem brauchbaren Roman ohne Holperer und Brüche zu formen. Dann werde ich mich um den Coverentwurf und ein Lektorat kümmern, damit das Projekt den Standards des Marktes entspricht. Ich habe fest geplant, es als Self Publisher im Frühjahr 2014 als eBook und später als Printausgabe veröffentlichen.
Zur Person:
Gloria H. Manderfeld (Foto) ist begeisterte Rollenspielerin und Gamerin. Sie berichtet an dieser Stelle als R2-Roleplay Girl von ihren liebsten Hobbies. Im wirklichen Leben ist Gloria Manderfeld freiberufliche Illustratorin und wohnt im malerischen Hessen - aber die Sehnsucht nach dem Ruhrgebiet ist ungebrochen.
Mehr zu Gloria H. Manderfeld unter: www.ghm-illustrations.de |