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Carmen hatte eingeladen …

LadyLifeStyle Conny Schindler macht sich schick

Von Conny Schindler für R2-Blogger

 

Foto: © Thomas M. Jauck, Stage Pictures

Carmen, der Inbegriff der weiblichen Verführung. Über welche sich LadyLifeStyle Conny Schindler Gedanken gemacht hat.

Dortmund. Carmen hatte eingeladen. Es war ein wunderbarer Abend mit vielen Gästen, interessanter Location, wirklich guter Live-Musik und einem unterhaltsamen Programm. Allerdings muss ich gestehen, dass ich von Carmens Outfit total enttäuscht war. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mehr von ihr erwartet. Sie war der Hauptakt des Abends. Stand sie doch den ganzen Abend im Rampenlicht. Alles drehte sich fast nur um sie. Hatte ich mir doch gemäß dem Veranstaltungs-Motto einfach mehr „Zigeunerromatik“ erhofft.

Wo war der Zigeunermädchen-Look?

Ich an ihrer Stelle hätte eher einen Look ähnlich dem des Zigeunermädchens aus „Sissi, Schicksalsjahre eine Kaiserin“ gewählt. Eine kleine, weiße Rüschenbluse, geschnürt mit einem Mieder, ein weiter Tellerrock, gestützt von mehrlagigen Unterröcken, kleine Stiefelchen, eine wilde, schwarze Lockenmähne und große, goldene Ohrringe. Wild, rebellisch, geheimnisvoll, begleitet von einem Hauch Melancholie und wahnsinnig viel Sexappeal.

Okay, sie hatte sich für ein rotes, knielanges, seitlich gerafftes Kleid entschieden. Je nach Bewegung rutschten die Ärmelchen lasziv über die Schultern. Das Kleid war ganz nett, mehr aber auch nicht. Der Stoff sah aus der Entfernung sehr billig aus. Ich denke, über eine Qualität oberhalb von Polyester kam er nicht hinaus. Insgesamt taten der Schnitt und die Qualität des Stoffes Carmen keinen Gefallen. Malte sich doch beim Tanzen über Tisch und Bänke ihre Unterwäsche durch. Es ist Fakt - das Bindegewebe einer Carmen entflieht nicht automatisch der Schwerkraft, nur weil sie viel Temperament besitzt. Nun ja, ich will nicht zu hart über sie urteilen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Schön ist was gefällt und jeder immer frei nach seinen Möglichkeiten.

Wer ist diese Carmen eigentlich?

Lange nachdem sich Carmen unzählige Male für den nicht verhallenden Applaus bedankt und sich der Vorhang zum letzten Mal geschlossen hatte, dachte ich noch über sie nach. Wer ist diese Carmen eigentlich? Carmen, die tragische Hauptfigur einer Oper in vier Akten, geschrieben von Georges Bizet, basiert auf der literarischen Vorlage von Prosper Mérimée. Speziell vorbereitet hatte ich mich auf den Opernbesuch nicht. Outfitmäßig natürlich schon, das kleine Schwarze hatte auf hohen Absätzen seinen Auftritt, das versteht sich wohl von selbst. Ich hatte überlegt, einen Fascinator zu tragen. Im weitesten Sinne reizt mich das Thema Hut, oder besser gesagt Hütchen, ja schon lange. Und das wäre ja eine Gelegenheit gewesen. Allerdings habe ich dann davon doch Abstand genommen. Immerhin sitzt ja den ganzen Abend auch jemand hinter mir. Ich wollte niemandem zumuten, „Carmen“ durch abstehende schwarze Federn zu betrachten.

Aber zurück zum Thema. Warum wich meine Vorstellung von Carmen kostümtechnisch so sehr von dem, was sich mir auf der Bühne darbot, ab? Gut, dass ich kurz vor der Vorstellung ein Programmheft geschenkt bekommen hatte. Ich selbst hätte mir nie eins gekauft. Damals dachte ich, das ist reinste Geldverschwendung. Doch heute muss ich sagen, dass dieses kleine Heftchen eine gute Investition war. Hat der Inhalt doch etwas Licht ins kostümtechnische Dunkle gebracht. „Ungekünstelte, realistische Figuren, ohne romantische Verbrämung und falsche Illusionen.“ So ein Zitat der Regisseurin Katharina Thoma. Okay, das war mal ein Statement.

Was die Kostümbildnerin dazu sagt

Diesen Satz musste ich erstmal verdauen. Die Regie verlangte also eine rationale, sachliche, objektive Darstellung Carmens ohne überflüssige Emotionen. Mit dieser Vorgabe konnte meine Kostümerwartung „Zigeunerromantik“ ja nur ins Leere laufen. Der brutale Absturz war vorprogrammiert! Aber in der logischen Konsequenz bedeutete das jetzt… WAS? Ich brauchte noch mehr Input!

Habe ich doch kurzerhand die Fachfrau Irina Bartels in Fragen „Kostüm“ zu Rate gezogen. Irina Bartels hatte Carmen in dieses rote Kleid gesteckt. Sie erklärt mir, dass sie als Kostümbildner in erster Linie nach der Grundidee der Regie arbeitet und versucht, die Charaktere in ihrem Sinne authentisch darzustellen. Da die Inszenierung von Carmen im Dortmunder Opernhaus in die heutige Zeit übersetzt wurde, war also auch die Kostümfindung zeitgenössisch zu gestalten. Und das war das Stichwort. Carmen sollte alltagstauglich aussehen, nicht wie in meiner Sissi-Vorstellung sozialromantisch verkleidet!

Heute verstehe ich das rote Kleid. Mittlerweile schätze ich es als geniale textile Interpretation ihrer tragischen Geschichte. Wie ich zu diesem Sinneswandel komme? Knallharte Arbeit. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, musste ich Carmen erstmal näher kennenlernen. Detlef Obens beschreibt in seiner Premierenkritik die tragische Geschichte Carmens wie folgt: „Die Geschichte der Femme Fatale Carmen ist eine, die davon erzählt, wie eine Frau ganz bewusst ihre Reize einsetzt ,um dem Patriarchat die Zähne zu zeigen und gleichzeitig damit den Ausstieg aus ihrer miserablen sozialen Situation mit Hilfe der Männer erreicht. Daraus erwächst ihre Stärke und auch die Anziehungskraft, die sie auf das männliche Geschlecht ausübt. Liebesbeziehungen sind für sie Mittel zum Zweck. Und sie enden dann, wenn der jeweilige Zweck erfüllt ist.“ Eine kurze, aber sehr treffende Zusammenfassung.

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