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Luxus...

Neue R2-Serie Luxus: Was die LadyLifeStyle Conny Schindler dazu sagt

Von Conny Schindler für R2-Blogger

 

Foto: © Petr Kratochvil, gemeinfrei

Die R2-LadyLifeStyle Conny Schindler und ihre ganz persönliche Definition von Luxus. Kaffee gehört auf jeden Fall dazu.

Dortmund. Es ist eine wunderbare Erfahrung. Ich bin fasziniert davon, nicht sehen zu können. Um es gleich klar zu stellen, ich bin nicht blind, ich sehe gerade nur nicht! Meine Augen haben Ruhetag, es ist Sonntag. Ganz leise habe ich mich vorhin aus dem Schlafzimmer gestohlen, wollte nicht laut sein und bloß niemanden wecken! Niemanden seine verdiente Ruhe nehmen. Es ist Sonntag, alle haben einen Tag Pause verdient. Das ist Luxus.

Luxus "Luft"

Ich gehe auf den Balkon. Ich atme tief durch. Die kalte Morgenluft strömt durch meine Lungen. Ich spüre die kalte Luft bis tief in meinen Bauch. Ich atme aus und kräftig wieder ein. Ich atme aus und noch einmal kräftig wieder ein, das alte aus und das neue ein. Es ist Luxus, denn ich stehe hier aus eigener Kraft. Ich bin mir meiner selbstbewusst, nehme mich selbst wahr. Ich bin da.

Die Sonne scheint. Endlich ist sie da. Ich ziehe mir einen Stuhl aus dem Schatten und schiebe ihn in die Sonne. Ich setzte mich und schließe meine Augen. Ich sehe nichts mehr. Ich erwarte Stille, doch es ist laut um mich herum. Viele unterschiedliche Geräusche, an die ich mich gewöhnen muss. Ich konzentriere mich... Ich kann sie heraushören. Die ersten sind schon wieder da. Die Vögel. Boten des Frühlings. Ich höre nur sie. Alles andere ist verstummt. Sie singen zusammen um die Wette. Ein zierliches Tschiwipp, Tschiwipp wird von einem Stakkato ähnlichen Klappklappklappklappklapp beantwortet. Es ist Luxus, genau hinhören zu können. Geräusche voneinander zu trennen, sich zu konzentrieren auf das, was wichtig ist und unwichtige Stimmen zu ignorieren.

Luxus "Leben"

Meine Aufmerksamkeit wandert weiter… Ich höre meinen Nachbarn eine Etage höher. Ich glaube, er saugt gerade Staub. Hausarbeit an einem Sonntag?! Gab es doch Zeiten, da war das skandalös und dann auch noch von einem Mann. Naja, wahrscheinlich bekommt er heute Besuch von seiner neuen Freundin oder den Enkelkindern. Ein seltsamer Typ. Professor für Germanistik. Mal ist er himmelhochjauchzend und manchmal zu Tode betrübt, wenn ich ihn zufällig im Hausflur treffe. Er hat vor ein paar Jahren nach langer Krankheit seine Frau verloren. Sie starb in ihrem Schlafzimmer. Ich erinnere mich noch an das Poltern im Hausflur, als Rettungssanitäter und Notarzt spät abends in den ersten Stock hechteten. Als der Bestatter letztendlich vorfuhr, habe ich mein Auto vor der Haustür schnell umgeparkt. Hätte es doch im Weg gestanden, wenn der Sarg aus dem Haus getragen würde. Wollte ich doch nicht, dass sie auf ihrem letzten Weg irgendwelchen Hindernissen begegnet. Es ist Luxus, dass ich lebe.

Mein Nachbar hört auf zu saugen. Ich höre Kinderweinen aus der Nachbarwohnung direkt nebenan. Ist es ein einfaches Kinderweinen oder doch das Weinen eines Neugeborenen? Ich kann es nicht genau erkennen. Mein Verstand sagt mir, dass es Kinderweinen sein muss. Allerdings erwarten meine Nachbarn auch bald den zweiten Nachwuchs. Meine Nachbarin sieht noch nicht so aus, als ob es bald soweit wäre, aber das heißt ja nichts. Ob er schon da ist? Ich freue mich immer über ein neues Baby in unserem Haus, speziell aus dieser Nachbarwohnung. Schon öfter haben dort junge Paare eine Familie gegründet. Alles Mädchen! Zufall oder liegt es am Karma der Wohnung? Wer weiß das schon? Bei mir heißt die Wohnung jedenfalls nur noch das „Kinderzimmer“. Ich könnte mich immer Schütteln vor Lachen, wenn es den Mädels gelingt ihren Müttern abzuhauen, um bei mir mal an zu schellen und mal kurz „Hallo“ zu sagen.

Luxus "Neugier"

Meistens können sie auch noch nicht viel mehr als das sagen. Manchmal schleichen sie sich auch einfach nur in mein Wohnzimmer, während kurz die Haustür offen steht und ich beispielsweise die Einkäufe aus dem Auto hereintrage. Sie stehen dann einfach mitten im Raum und betrachten ihre Umgebung. Ich finde das hochgradig amüsant. Sie stehen nur da, haben keinen Plan, weder A noch B. Sie wollen einfach nur mal so vorbeischauen, gucken, was hinter der Tür gegenüber so los ist. Es ist Luxus, dass wir eine Zeit in unserem Leben haben, in der die Neugier auf das Leben gegenüber der Vernunft gewinnt.

Das Weinen verstummt. Ich nehme ein Rauschen in der Ferne wahr. Der Wind muss sich gedreht haben. Die Autobahn. Ein Rauschen, wie es nur fahrende Autos in der Ferne erzeugen können. Menschen haben erst das Rad erfunden und später Maschinen konstruiert, mit denen sie sich schneller in alle Richtungen bewegen können. Alle Menschen sind auf ihrem eigenen Weg. Die einen schneller, die anderen langsamer, wiederum andere bewegen sich auf der Überholspur und manche gegen den Strom. Es ist Luxus, dass ich mich in meinem Tempo bewegen kann. Dass ich flexibel sein kann, über den Tellerrand hinaus blicken, Grenzen verlassen und neue Kontinente erleben kann. Ich muss diesen Luxus nur wollen.

Eine Autotür knallt. Ich höre das Summen der Haustür, dann ein Klacken und schnelle Schritte, die im Treppenhaus nach oben eilen. Der Pflegedienst. Es muss 9 Uhr sein. Der Pflegedienst kommt immer um 9 Uhr zu meinem Nachbarn über mir. Er ist bettlägerig. Kein beliebter Mensch in unserem Haus. Warum?! Früher war er immer gegen alles. Gegen jeder Veränderung, auch wenn sie keine Konsequenzen für ihn hatte. Er stimmte in der Hausgemeinschaft immer mit „Nein“. Wahrscheinlich war er aus Prinzip schon immer gegen jede Veränderung. Heute stimmt er nicht mehr mit. Die Veränderung, sich nicht mehr frei bewegen zu können, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, hat ihn verstummen lassen. Es ist Luxus, dass ich in einer Gesellschaft lebe, in der ich älter als alt werden kann.

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