Warum ziehe ich immer den gleichen Typ Mensch an?
Ein "Casanova" im fremden Land der Traumfrauen
Von Jan Schmiedel für R2-Blogger
Foto: © Faisal Akram, Lizenz
Unsere Glaubenssätze formen unser Leben. Und beeinflussen unsere Partnerwahl.Hamburg. Frühling in Hamburg, die Sonne lacht vom blauen Himmel runter. Die Menschen wachen so langsam wieder aus ihrem Winterschlaf auf und ab und an sehe ich sogar wieder ein Lächeln in den Gesichtern. Alle haben Frühlingsgefühle… Nur ICH nicht. Toll! Genau diese Aussage höre ich oft von meinen Coaching-Klienten oder wenn ich als „Casanova“ unterwegs bin.
Warum finde ich keinen Partner? Warum werde ich immer wieder enttäuscht? Wieso ziehe ich immer wieder den gleichen Typ Mensch in mein Leben, der mir nicht gut tut oder bei dem ich nicht „landen“ kann? Das sind wichtige Fragen im Leben meiner Klienten oder denen, denen ich auf meiner Reise begegne.
Unsere Glaubenssätze
Also habe ich mich einmal hingesetzt, bei einer wunderbaren Tasse Kaffee, und habe darüber nachgedacht. Guter Kaffee ist wie geschaffen, um über Anziehung, falsche Kommunikation oder „blödes“ Auftreten nachzudenken.
Es gibt unendlich viele Sorten von Kaffee, genauso wie es Menschen und Verhaltensweisen gibt. Viele Menschen werden von ihren Erfahrungen und ihrer Erziehung geprägt. Na, ich will ehrlich sein. Wir ALLE werden davon geprägt.
Leider sind das aber immer nur Regeln von anderen, die über uns gestülpt oder uns vorgelebt werden. „Schuster, bleib bei Deinen Leisten.“ „Dafür bist Du zu klein.“ „Die/Der spielt in einer anderen Liga als Du.“ „Du wirst nie etwas werden.“
Wir übernehmen ganz unbewusst diese „Glaubenssätze“ und richten unser Leben danach aus. Meist wissen wir gar nicht bewusst, dass es so ist. Ganz toll, oder? Wie hinterhältig!
Negativ? Oder positiv?
Wie schön wäre es, wenn wir als Kinder lernten: „Du bist es wert geliebt zu werden!“, oder „Du kannst alles schaffen im Leben!“ Die Realität sieht leider oft anders aus.
Aus unserer glücklichen Zeit als Kind, in der wir hemmungslos alles das einforderten, was wir brauchten, ist dann irgendwann eine Zeit voller Gebote, Verbote und negativen Aussagen geworden. Wir werden alle nur noch nach unseren Fehlern beurteilt. Wenn ich da nur an meine Schulzeit zurückdenke, wird mir ganz mulmig zu Mute.
Erziehung, Freundeskreis, Ausbildung, Arbeit… Überall wird schnell darauf geachtet, uns unsere vermeintlichen Grenzen aufzuzeigen. Wir werden alle ganz subtil zu „Industriekaffee“ gemahlen. Nach außen hui, aber nach innen ist es eher Pfui. Viele schauen dann immer nur auf ihre Mängel und vergleichen sich mit vermeintlich „besseren“ Menschen.
Wir suchen uns Partner aus, die uns ergänzen sollen. Unsere Mängel ausgleichen. Nach einiger Zeit merken wir, dass aber genau DAS nicht funktioniert. Der Partner oder die Partnerin können niemals die Dinge ausgleichen, die wir als unseren Mangel ansehen.
Und mal ehrlich, wie gemein ist das eigentlich, wenn wir einem anderen so eine Verantwortung ungefragt aufdrücken? Wenn Industriekaffee kalt wird, schmeckt er bitter und wir gießen ihn weg. Das liegt daran, dass er durch ein Schnellröstverfahren gelaufen ist, bevor die Mühlen ihn zu braunen Pulver verarbeitet haben.
So gießen wir dann aber auch den oder die Partnerin einfach weg, wenn die erste Verliebtheit erkaltet. Das gilt natürlich nicht nur für die Liebe, sondern auch für den Freundeskreis oder berufliche Partner.
Diese kleinen Biester, diese „Glaubenssätze“ sind natürlich nicht grundsätzlich schlecht. Es gibt darunter wahre Helden, zum Beispiel der Gedanke: „Wenn ich meinen Autoschlüssel in die Zündung stecke, springt der Wagen an.“ Ansonsten müssten wir alle jedes Mal, bevor wir losfahren wollen, den Motor ausbauen, zerlegen und überprüfen, ob alles geschmiert und in Ordnung ist, dann bauen wir ihn wieder zusammen, überprüfen noch kurz Batterie und die Leitungen zur Zündung und dann geht es los.
Wie viel Zeit wir uns doch ersparen, wenn wir einfach daran glauben, dass der Wagen anspringt und wie groß die Enttäuschung ist, wenn das nicht passiert.
Dann gibt es da noch so tolle Einrichtungen, die uns schützen. Jeder von uns weiß, dass Feuer verdammt heiß sein kann. Daher halten wir recht ungerne unsere Hand in ein offenes Feuer oder legen unsere Hand, nur mal eben so, auf eine heiße Herdplatte.
Dieser Glaube schützt uns vor unnötigen Schmerzen. Das ist auch jedem klar, mit dem ich darüber spreche. Was vielen nicht klar ist, dass ihre Einstellung zum Leben auch von solchen Gedanken und Erfahrungen geprägt wird.
Diese „Glaubenssätze“ sind wie ein Kaffeefilter. Sie lassen nur bestimmte Aromen und Farbpartikel durch. Verunreinigungen oder gar der Kaffeesatz bleiben im Filter haften. Das ist auch sehr gut so. Jeder, der mal Kaffee aus einer alten und undichten Bodum Kanne getrunken hat, wird mich verstehen. Es ist halt unangenehm, die feinen Körner des Kaffeepulvers zwischen den Zähnen zu haben.
Unsere Gedanken bilden unsere Realität
Ein „schlechter Kaffefilter“ lässt jedoch auch „schlechte oder negative Glaubenssätze“, den Kaffeesatz, durchsickern. Und schon bilden sich Gedanken, wie „Ich bin hässlich.“ „Ich werde für irgendetwas in meinem Leben bestraft.“ „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?“
Mit unseren Gedanken bilden wir unsere Realität. Das klingt jetzt nach so einem blöden Facebookspruch oder als tolles Lebenszitat. Ja, stimmt. Als ich den Satz das erste Mal hörte, dachte ich „…so ein blöder „Besserwissersatz.“ Ich habe natürlich alles probiert, um ihn zu widerlegen. Hat nicht geklappt.
Die harte Wahrheit ist die: Wenn ich nicht gut von mir denke, dann fokussiere ich mein Leben genau auf diesen Mangel. Ich sehe nur noch genau diesen „Fehler“ und werde neidisch auf die Menschen, denen irgendwie alles nur so zuzufliegen erscheint.
Liebe Leser, Kaffee hat weit mehr Aromen als ein guter Wein. Genauso wie wir alle viel mehr Gutes als Schlechtes in uns tragen. Es lohnt sich, ein „Gedanken-Tasting“ zu machen und sich ganz in Ruhe die Gedanken über sich und die Einstellung zum Leben bewusst zu machen.
Dann können wir all‘ das aussortieren, was uns nicht schmeckt oder nicht gut tut. Ich glaube fest daran, dass jeder von uns Glück, Zufriedenheit, Erfolg und die oder den richtigen Partner/in im Leben verdient. Nicht die Person, die unsere Fehler ausgleicht, sondern der Mensch, den wir von Herzen lieben und niemandem erklären können, warum das so ist.
Ich wünsche Euch allen einen Frühling mit viel Frühlingsgefühlen, angenehmen Gedanken und einem Lächeln, das Eure Knie weich werden lässt.
Zum Autor
Großstadt-Single sucht seine Traumfrau:
Jan Schmiedel (Foto) ist ein Großstadt-Single mit einem Hang zur Romantik und eleganter Lebensart. Er bewundert und liebt die Frauen, auch wenn sie manchmal ein großes Rätsel für ihn sind und ihn zuweilen in tiefe Verzweiflung stürzen. Was er auf der Suche nach seiner Traumfrau alles erlebt, schreibt er als neuer R2-Kolumnist unter dem Blogger-Namen "R2-Casanova" auf. |