Ein Mann unter Männern - Oder: Wo zum Teufel sind denn alle Frauen hin?
Ein "Casanova" im fremden Land der Traumfrauen
Von Jan Schmiedel für R2-Blogger
Foto: © Worldizen, Lizenz
Wo sind nur all die Frauen hin? Fragt der R2-Casanova Jan Schmiedel fast schon verzweifelt. Denn für ihn gibt es kaum etwas Schöneres als Frauen. Aber weiblich müssen sie sein. Innerlich und äußerlich.Hamburg. Ich war wieder unterwegs. Der Casanova auf Odyssee. Im wunderbaren Land der Traumfrauen. Dieses Mal jedoch weder auf dem Dach der Welt, noch im brennendheißen Wüstensand. Sondern auf See. Wie es sich für einen echten Hamburger Jung gehört. (Ja, ich weiß. Eigentlich stamme ich ja aus dem R2-Gebiet. Aber dann ist Hamburg eben meine zweite Heimat! Ein Globetrotter ist schließlich in mehreren Häfen zuhause.) Und jetzt laufe ich gerade wieder in den Hafen ein.
Der Geruch des Hafenbeckens weckt in mir so manche Erinnerung. Ein wenig faulig und fischig, kombiniert mit einer Prise Öl und Metall, dazu ein wenig Salz. Der Geruch vereinigt sich mit dem Jaulen der Schiffshörner und dem klagenden Ruf der Möwen. Das Ende einer Reise. Man hat viele Seemeilen hinter sich gelassen, Stürme und Orkane bewältigt. Schlechtes Wasser getrunken und auf seinen Rum verzichtet, der schon nach zwei Tagen wie von Geisterhand verschwunden war.
Frauen? Oder doch verkleidete Männer?
Wie hat mir doch das belebende Elixier weiblicher Wesen in ihrer faszinierenden und erregenden Blüte gefehlt. Ja, da freut man sich doch wieder so richtig auf ein Leben außerhalb der Schiffswände.
Ich betrete also wieder festen Boden, schaue mich um und ein undefinierbares Gefühl schleicht sich in meine Magengegend. Kennen Sie das auch, wenn da so ein Gefühl sagt: „Moment, einmal! Hier stimmt was nicht!“
Ich schaue mich genauer im Hafen um und stelle voller Schrecken fest: Hier leben ja nur Männer! Ja klar, viele sehen aus wie Frauen, aber das scheinen nur Verkleidungen zu sein. In diesen wirklich wunderbaren Verkleidungen stecken allerdings Kerle.
Waschechte Kerle!
Wie ich das feststelle? Ganz einfach. Als Mann werde ich von weiblicher Energie, Ausstrahlung und Charisma angezogen. Ich liebe strahlende Frauen, Bier, Musik, die Natur und viele andere Dinge, denen man eine Art weiblicher Energie nachsagt. In diesem Hafen allerdings erkenne ich keine strahlende Frau!
Dabei erfüllen mich wunderbare Frauen mit einem Gefühl der Erregung (nicht ausschließlich sexueller Erregung. Aber ja, auch mit ihr). Einem Gefühl erfrischender Wellen, die mich ganz ausfüllen, einer Energie, die meinem Tag mit Freude füllt. Ihr ganz besonderer Duft, der mich in ein bezauberndes Paradies entführt und einem Lächeln, das den Augenblick in pure Glückseligkeit verwandelt.
Emanzipation? Kann man auch übertreiben...
Doch hier scheinen die Frauen vergessen zu haben, dass ihre weibliche Energie, ihr Strahlen, ihre Lebendigkeit, ihre wunderbaren Bewegungen auf Männer bezaubernd wirken. Sie alle huldigen einer Göttin mit Namen „Emanzipation“ und sind deren Priesterinnen hörig.
Nun, ich finde die Lehre der Göttin gut, mehr Rechte und mehr Chancen im Leben zu haben. Ich bin der Meinung, dass wir uns viel mehr wahrnehmen sollen und gleiche Leistung auch gleich belohnt werden muss. Die Zeiten, in denen nur Männer zu See fahren durften, sind lange vorbei.
Doch leider scheint hier das Gleiche wie mit jeder Religion passiert zu sein. Die Lehren werden von ein paar wenigen „Auserwählten/Innen“ ausgelegt und diese lassen alle ihre eigenen Glaubenssätze, Verletzungen und Unzulänglichkeiten einfließen. Und die Gläubigen/Innen übernehmen das Gesagte ungeprüft.
Sie sind geblendet von falschen Versprechungen und hinterhältigen umschmeichelnden Aussagen. Sie sehen nicht mehr die wirkliche Natur des Lebens. Diese besagt, dass alles in dieser Welt polar ist. Der Nord- und Südpol, Ying und Yang, Mann und Frau.
Sie vergessen immer mehr, ihr weibliches Wesen zu leben. Ihre eigentlichen Stärken zu spüren und ihr Leben so anzunehmen, wie es im Augenblick ist.
Gerade dieses weibliche Wesen, die Essenz, die diese wunderbaren Blüten zur vollen Entfaltung bringen, wird grausam abgemäht. In diesem Hafen sehe ich nur noch kleine Knospen, die sich nicht mehr trauen aufzugehen, um unsere Welt mit ihrer Farbenpracht zu erfüllen. Diese Farbenpracht, die uns Männer stunden-, ja tagelang inspirieren kann und unseren Wunsch nach seliger Ganzheit und Liebe weckt. Kein Wunder, dass hier nur Schmerz, Kampf und Einsamkeit herrschen. Diese wundervolle Gabe der Natur, das Geschenk der weiblichen Vollkommenheit, findet sich nur noch in einigen dunklen Ecken.
Ich frage mich, was soll ich mit einer Frau, die ein Mann sein will? Ich will keinen Kumpel an meiner Seite! Ich brauche keinen weiteren Analytiker in meinem Leben, ich bin schon als Mann analytisch genug. Ich brauche weibliche Emotionen und weibliche Inspiration. Und die damit einhergehende männliche Verwirrung, die so manchen von uns zu der Aussage hinreißen lässt: „Verstehe einer die Frauen!“
„Na klar“, werden die Priesterinnen sagen. „Ihr Männer macht ja alles richtig!“ Nein, das tun wir nicht. Auf meiner letzten Reise zog urplötzlich ein Orkan auf, aus dem Nichts! Ich hatte mich auf den faktischen Wetterbericht verlassen und meinem zweiten Steuermann frei gegeben. Ich hatte den verkehrten Kurs gesetzt. Und so steuerte ich mein Schiff alleine durch diesen Sturm. Ein Mast brach und ich bin wirklich froh, dass ich es in diesen Hafen geschafft habe. Doch habe ich in diesem Gewirr so manches kostbare Gut wohl für immer verloren. Für das nächste Mal bin ich jedoch nun gewappnet.
Auch wir Männer hören auf Götzenpriester, die uns falsche und fatale Lehren verkünden. Sie lehren uns den falschen Kurs zu wählen. Sie bringen uns bei, die weiblichen Eigenschaften nicht mehr wertzuschätzen und uns „blind“ zu stellen bei allem, was uns an Frauen irritiert.
Auch wir verlernen, dass das Feminine eine unerschöpfliche Quelle der Liebe, der Inspiration und der Kraft (physisch und spirituell) ist.
Frauen, wacht auf!
Auf meinen Reisen habe ich oft die Verwirrung zwischen Frauen und Männern gespürt und bin ihr wie dem Gesang der Sirenen verfallen. Ich danke dem Himmel, dass mich ein Knall aus dem Bann des Singsangs weckte und ich wieder klar sehen kann. Doch diese Erfahrung war und ist immer noch schmerzlich in meinem Kopf verankert. Ich bin erwacht und sehe die Welt nun mit anderen Augen.
Auch in diesem Hafen spüre ich, dass die Frauen langsam erwachen. Wie schön wäre es, wenn sie den falschen Priesterinnen entsagen, wie ich meinen falschen Propheten und wieder sie selbst werden. Wenn wir Männer wieder zu Männern werden. Wenn wir alle in einem gleichberechtigten Hafen leben würden, ohne Masken zu tragen. Dann würde es hier endlich auch wieder mehr wahre Frauen und Männer geben.
Ich liebe die Frauen und ich fange an, meine Verwirrtheit über das Denken und Handeln von Frauen nicht mehr zu hinterfragen, sondern sie so zu sehen, wie sie in Wirklichkeit ist: Etwas ganz Natürliches.
In diesem Sinne überhole ich jetzt mein Schiff und bereite mich auf meine nächste Reise ins Abenteuer vor. Mir kommt das alte Lied von Hans Albers in den Sinn und ich summe: „Wie blau ist das Meer, wie groß kann der Himmel sein, ich schau' hoch vom Mastkorb weit in die Welt hinein. Nach vorn geht mein Blick, zurück darf kein Seemann schau’n…“
Zum Autor
Großstadt-Single sucht seine Traumfrau:
Jan Schmiedel (Foto) ist ein Großstadt-Single mit einem Hang zur Romantik und eleganter Lebensart. Er bewundert und liebt die Frauen, auch wenn sie manchmal ein großes Rätsel für ihn sind und ihn zuweilen in tiefe Verzweiflung stürzen. Was er auf der Suche nach seiner Traumfrau alles erlebt, schreibt er als neuer R2-Kolumnist unter dem Blogger-Namen "R2-Casanova" auf. |