Wolverine-Records: Im Gespräch mit Label-Chef Sascha Wolff
„Punk ist fester Teil der normalen Rock-Kultur"
Von Frank Weiffen für R2-Popsmart
Foto: Wolverine Records
Den Idolen (fast) ganz nah: Sascha Wolff samt Tochter vor den Hand-Abdrücken und Unterschriften der Ramones im eigentlichen Mutterland des Punkrock, den USA.
Düsseldorf. Und wieder beschäftigt sich R2-Reporter Frank Weiffen mit einer Indie-Perle aus der Landeshauptstadt. Diesmal war unser Rock'n'Roll-Journalist zu Besuch bei Wolverine-Records, dem wohl einzigen Indie-Label Deutschlands, das von sich behaupten könnte, nach einem kanadischen Superhelden benannt zu sein. Statt aber über klauenbewehrte Mutanten zu philosophieren, sprachen Frank Weiffen und Sascha Wolff über das Verhältnis von Indie-Labels zum Thema Internet, über Street Credibility und darüber, wie Wolff beinahe erfolgreich eine der ersten großen deutschen Hip Hop-Combos (!) gepusht hätte...
Sascha, wie kam es zur Gründung Deines eigenen Labels „Wolverine Records“?
Sascha Wolff: Ich wollte immer schon unbedingt etwas in Richtung Musik machen. Und nachdem ein Fanzine, das ich für kurze Zeit rausbrachte, eingegangen war, hatte ich die Idee, die erste Single für die Düsseldorfer Bullocks – sehr gute Freunde von mir – zu verlegen. Zur damaligen Zeit – das war Anfang der 90er Jahre – war Punkrock gerade wieder stark angesagt und ich bekam entsprechend viel Feedback, unter anderem vom Vertrieb „SPV“, der auch schon für „Motörhead“ gearbeitet hat. Wir haben die Platte, einen Live-Mitschnitt, dann veröffentlicht Ich habe mein Soziologiestudium recht schnell ad acta gelegt, weil mir das dann einfach zu langweilig war. Und: Wenn Du einmal erfolgreich angefangen hast, dann kommen ganz schnell die wichtigen Kontakte dazu. Es gab eine weitere Platte nach der anderen. Ja: Und heute sitze ich eben hier und mache mein eigenes Label.
Dabei bist Du seit jeher in der Region Düsseldorf verwurzelt.
Ja. Ich könnte das Label heute sicherlich auch woanders betreiben. Aber hier habe ich eben seit jeher die entsprechenden Verbindungen und Kontakte. Und gerade damals, in der Zeit nach der Gründung, habe ich die natürlich zuerst genutzt. Ich hatte mit Axel Sweat, Krombacher MC, den Yeti Girls oder den Bullocks Bands aus Düsseldorf und Köln. Ich habe Punk-Sampler für Düsseldorf und Fortuna Düsseldorf gemacht. Und wie gesagt: Der Punkrock war zu Beginn der 90er gerade in Düsseldorf und Umgebung wieder stark gefragt.
Wieviele Bands hast Du heute unter Vertrag?
Ich habe immer so einen festen Stamm von zehn Bands. Aber das variiert. Einige wechseln irgendwann zu einem größeren Label. Andere kommen hinzu. Mit manchen geht man einfach so auseinander, weil es nicht passt.
Immer in Frieden?
Eigentlich schon. Da habe ich nie Probleme gehabt. Ein gutes Beispiel sind da die Yeti Girls. Ich habe deren erste Platte gemacht. Die zweite erschien schon auf einem Major-Label – aber nur als CD. Die Vinyl-Version gab es weiter bei mir. Zudem war ich trotz allem weiter mit der Band unterwegs auf Tour.
Gab es wirklich nie Streit?
Naja, es gab häufiger Situationen, in denen ich gesagt habe: Meint Ihr, das dass der richtige Weg ist? Und meist hatte ich mit meiner Einschätzung dann auch recht… Aber – um nochmal darauf zurückzukommen – bei den Yeti Girls hatte ich von vorneherein absolutes Verständnis. Das Major-Label hat da richtig Geld reingesteckt. Das waren Summen, die ich nicht hätte stemmen können. Diese Chance mussten sie nutzen. Richtig enttäuscht war ich eigentlich nur einmal: bei Anarchist Academy. Die waren einer der ersten bekannteren, deutschsprachigen Hip-Hop-Acts und fielen bei „Wolverine“ ohnehin etwas aus dem Rahmen. Die Band wechselte irgendwann zu einem Hip-Hop-Label - und ich erfuhr das erst, als alles in trockenen Tüchern war. Das war nicht in Ordnung.
Klassisches Lehrgeld?
Klar. Das war eine Situation, in der ich Lehrgeld bezahlt habe. Gehört eben auch dazu. Aber alles in allem habe ich immer Glück gehabt. Ich habe bis heute noch nicht einmal einen richtigen Vertrag gebraucht.
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