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Hitsville: ältester Punkrock-Plattenladen in der Düsseldorfer Altstadt

Punkrock-Zapfhahn der längsten Theke der Welt

Von Frank Weiffen für R2-Popsmart

Foto: Weiffen

Ralf Brendgens hinter der Theke, die für manchen die Welt bedeutet.

Düsseldorf. Es gibt Menschen, die können sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Regelmäßig suchen sie seine Nähe. Einer von ihnen ist Olaf (43), der sogar behauptet: „Er ist ein Gott!“ Olaf kommt täglich her. Zum Schwätzchen. Und immer auf der Suche nach dem besten Song aller Zeiten.
Denn der Göttliche hat einen ganz normalen Namen und einen ganz normalen Beruf: Ralf Brendgens (42), Schallplattenverkäufer. Aber es ist eben so, dass ihm der wohl älteste Plattenladen Düsseldorfs gehört: „Hitsville Records“ im Herzen der Altstadt. Seit 25 Jahren werden hier die verzweifelt Suchenden fündig, wenn es um das Neueste in Sachen Punk. Hardcore, Indie, Alternative und Sixties geht. „Sag’ ihm, was du willst“, weiß Olaf, „und der Ralf drückt dir sofort die richtige Scheibe in die Hand.“ Ihm selber treibe das manchmal die Tränen in die Augen, so gerührt sei er dann vor lauter Glück.
Die „Hitsville“-Geschichte – Ralf Brendgens war von Anfang an dabei. Zunächst als Kunde: Der Jungspund durchwühlte die Plattenregale und stand dabei oft neben Campino und Co. - die Toten Hosen sind nämlich seit jeher gute Freunde des Ladens und spielten in den 80ern sogar Konzerte unter dessen Banner. Seit 1994 schreibt Ralf Brendgens die Geschichte als Besitzer selber weiter. Und als solcher war vor ihm keiner länger da. Als solcher kennt sich keiner so gut aus in der „Hitsville“-Historie. Er erlebte alle Umzüge mit: Von der Andreasstraße („Da hat uns die Behörde rausgeschmissen, weil das Ladenlokal eigentlich eine Wohnung war“) in die Bolkerstraße, gleich über McDonald’s. Dann in die Rheinstraße. Und von dort aus schließlich in die Wallstraße, dieses enge Gässchen, wo die Altstadt noch wirklich Altstadt und nicht eine Meile von immer gleichen Mode- und Trendläden ist. Seit 1996 sitzt Ralf Brendgens hier.

Punkrock ist eine Lebenseinstellung

Über die Jahre hat er Unmengen Geld in den Laden gepumpt – denn trotz allem ist der Besitzer Ralf Brendgens immer auch Kunde geblieben: „Ich verfolge die Punkrockszene seit 1981. Seitdem sammle ich auch alle Platten, die mir in die Finger kommen“, sagt er und ist glücklich, von Berufs wegen gleich an der Quelle zu sitzen. Der Punk sei halt nicht nur eine Musik, sondern eine Lebenseinstellung. „Die streifst du nicht irgendwann ab, wenn du älter wirst.“
In seiner kleinen Wohnung gleich um die Ecke stapeln sich schätzungsweise 10000 LPs und Singles, viele davon aus den „Hitsville“-Regalen. Kumpel und Stammgast Olaf schwört: „Das ist der Wahnsinn, echt! Das muss man gesehen haben!“ Und in seinen Augen glänzt es feucht. Im Laden sind es derweil stets um die 7000 Tonträger. Alles zusammen ergibt das einen riesigen Musik-Kosmos, in dem Ralf Brendgens lebt und den er nie verlassen hat: „Ich habe nie etwas anderes gemacht.“ Keine Ausbildung, kein Studium, nichts. Er hat immer nur Platten gesammelt, Konzerte besucht, Platten verkauft. „Wenn du dein ganzes Leben mit so etwas verbringst, dann kannst du gar nichts anderes tun“, sagt er und strahlt dabei eine so tiefe Zufriedenheit aus, dass es dem ewig Gehetzten, der arbeitet, nur um Geld zu verdienen, Schauer über den Rücken jagen dürfte.

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