Neue R2-Serie: Der R2-Bibel-Blogger über Themen zwischen Himmel und Erde
Alle Nicht-Christen sind des Teufels
Von Sun-Mi Jung für R2-Horizont
Foto: privat
Dr. Andreas Fisch ist katholischer Theologe. Und erklärt dem R2-Bibelblogger in einer neuen Serie die geheimnisvollen Dinge zwischen Himmel und Erde. Heute geht es um das Zweite Vatikanische Konzil.
Dortmund. Alle „nicht-christlichen“ Religionen sind des Teufels und führen daher geradewegs in die Hölle. Menschenrechte gibt es nicht - nur Gott und die Wahrheit haben Rechte. Und ein vernünftiger Gottesdienst wird immer auf Latein gefeiert. Ausnahmslos! Was nach tiefstem und dunkelstem Mittelalter klingt, ist in Wirklichkeit noch gar nicht so lange her. Gerade einmal 50 Jahre. Denn all diese altmodischen Regeln der römisch-katholischen Kirche galten bis 1962, bis zum sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil. Was es damit auf sich hat, erklärt Diplom-Theologe Dr. Andreas Fisch dem R2-Bibelblogger, der von sich sagt: „Ich glaube kaum, dass ich ohne das Zweite Vatikanische Konzil heute katholisch wäre...“
2.400 Delegierte aus der ganzen Welt kamen zusammen
2.400 Delegierte, ausnahmslos römisch-katholische Bischöfe aus der ganzen Welt, fanden sich im kleinsten Staat der Erde, dem Vatikan, zusammen, um neue Regeln aufzustellen. Papst Johannes der 23. hatte es einberufen, um die römisch-katholische Kirche zu erneuern. Was auch dringend notwendig war.
Gottesdienste waren damals noch gut besucht, aber zur modernen Welt passte diese Kirche einfach gar nicht. Heutzutage sind Gottesdienste sehr schlecht besucht (Einzige Ausnahme ist der 24. Dezember). Nicht auszudenken, würden diese auch noch auf Latein stattfinden…
Auf Latein und im Petersdom, der prächtigsten Kirche der Welt, mussten sich jedoch die 2.400 Bischöfe unterhalten, um einander zu verstehen und miteinander zu diskutieren. Latein war damals noch so eine Art Weltsprache – das Esperanto der Kirche.
„Heutzutage würde das Konzil wahrscheinlich auf Englisch stattfinden“, mutmaßt Dr. Andreas Fisch, „obwohl das schon wieder sehr dominiert durch die westliche Kirche wäre“. Die Delegierten und auch der Papst waren sich im Grundsatz einig: Die römisch-katholische Kirche musste damals auf den heutigen Stand gebracht werden.
Die Kurie war nicht begeistert von so viel Modernisierung
Nicht ganz so begeistert von diesem Modernisierungsgedanken waren viele in der Kurie, der Verwaltung des Heiligen Stuhls. Die Top-Beamten des Vatikanstaats. Konservativ, wie Beamte nun mal oft sind, wollten sie, dass alles beim Alten bleibt. Sogar vor Manipulationen machten sie nicht Halt und beeinflussten die Ergebnisse der Umfragebögen, mit denen die Konzils-Themen erstellt wurden, in ihrem Sinne. Und das, obwohl Gott das Lügen ausdrücklich verboten hat. Letztlich ist auch der Vatikan nur ein Staat, in welchem Politik gemacht wird.
Drei Jahre lang dauerte es, bis die Delegierten gleich 16 neue Regelwerke erstellt hatten. Welche in alle Sprache übersetzt und verbreitet wurde. „An der Umsetzung wird teilweise noch bis heute gearbeitet“, so Dr. Andreas Fisch. Am Schluss stand ein dickes Werk, welches unter anderem folgende Änderungen beinhaltete:
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